Ist der Bio-Boom vorbei?

Bio Suisse-Vorstandsmitglied Rahel Beglinger-Urner aus Mollis ist neu auch im Vorstand von Bio Glarus. (Foto: Barbara Bäuerle-Rhyner)

Die Biodiversitätsinitiative sowie ein Antrag an die Delegiertenversammlung von Bio Grischun gaben bei der Hauptversammlung von Bio Glarus am 28. März in Ennenda zu reden. Die Glarner Mitglieder üben Kritik am Dachverband und vermissen die Unterstützung der Produzenten. Im Wahljahr stellte sich ausser Walter Schnyder der gesamte Vorstand erneut zur Verfügung – neu im Vorstand: Rahel Beglinger.

Präsident Richi Bamert führte an der 32. Hauptversammlung von Bio-Glarus im Ristorante Trigonella vor 50 Stimmberechtigten effizient durch die Traktanden. Nach dem Rücktritt von Walter Schnyder, Netstal, wurde die seit einem Jahr im Vorstand von Bio Suisse tätige Rahel Beglinger-Urner aus Mollis gewählt. «Es ergibt natürlich Sinn, wenn sie auch bei uns im Vorstand ist – so sind wir noch näher am Dachverband», freut sich Präsident Bamert. Mit Sandra Hefti, Ramona Zentner und Andrea Claus stellen nun vier Frauen und drei Männer (Daniel Menzi, Christian Dürst und Richi Bamert) den Kantonalvorstand. «Seit ich 2006 in den Vorstand gekommen bin, war ich Vizepräsident. Über all die Jahre gab es unter allen Vorstandsmitgliedern stets eine gute Zusammenarbeit», bedankt sich Walter Schnyder bei seiner Verabschiedung.

Der Leiter Märkte bei der Geschäftsstelle von Bio Suisse, Andreas Bisig, gab Einblick in die Entwicklungen im Bio-Fleisch- und Bio-Milchmarkt. «Ist der Bio-Boom vorbei?», fragte Bisig im Hinblick auf Schlagzeilen der letzten Monate. Während der Bio-Fleischanteil im Detailhandel stagniert, steigt der Absatz von Milchprodukten um 1,8 Prozent. «Fleischalternativen sind im Trend und man beobachtet seit Jahren eine Verschiebung weg von Kalb- und Schweinefleisch hin zu Geflügelfleisch». Bio sei weiterhin gefragt, jedoch müsse neuen Realitäten wie steigenden Kosten, Preissensitivität bei Konsumenten und intensivem Wettbewerb begegnet werden.

Antrag von Bio Grischun knapp abgelehnt
Zuhanden der Delegiertenversammlung vom 17. April stellen die Mitgliederorganisationen Bio Grischun und Progana einen Antrag zur Anpassung der Grundsätze in den Bio Suisse-Richtlinien. Es betrifft die streng regulierte (Eiweiss)-Fütterung, bei der die Komponenten längerfristig zu 100 Prozent aus der Schweiz stammen müssen. «Bio Grischun steht zum Beschluss, dass nur wenig Kraftfutter mit einem hohen Anteil an Inlandfutter gefüttert wird», führt Martin Roth vom Plantahof aus. Man sei jedoch der Meinung 90 Prozent reiche aus. «Wir haben Milchproduzenten, deren Betriebe bis 1700 Meter über Meer liegen und somit eine sehr bescheidene Eiweissgrundlage im Grundfutter aufweisen», so Roth, der in dieser «Ausschlussbereinigung» beobachtet, dass aufgrund der starken Einschränkungen im Bereich Futterzukauf langjährige Knospe-Bauern aufgeben. Nur ganz knapp, mit 19 zu 21 Stimmen – bei einigen Enthaltungen – stellt sich die Versammlung jedoch nicht hinter den Antrag aus dem Nachbarkanton.

Nächste Initiative polarisiert
Die teils vermisste Unterstützung durch den Dachverband kristallisierte sich bei der Diskussion bezüglich der Haltung von Bio Suisse zur Biodiversitätsinitiative. Denn Bio Suisse verzichtet auf eine Parolenfassung dazu. Der Verband verweist in der Kommunikation auf die Leistungen des Biolandbaus und vertritt die Ja-Position des Vorstandes leise. Eine Ablehnung sei aufgrund des Unverständnisses bei Konsumenten nicht vertretbar, gibt ­Bamert aus der Präsidentenkonferenz weiter. «Bio Suisse muss aufpassen, dass die Produzenten mitkommen. Deren Anliegen verschwinden im stets enger werdenden Korsett», so die Meldung der Glarner Mitglieder schon bei der zuvor erläuterten Verbandsstrategie 2040.

Verluste weiterer Nutzflächen, Produktionseinbussen und weitere Forderungen und Auflagen bei einer Annahme der Initiative im September geben den Biobauern zu denken. «Bei uns ist Biodiversität Alltag, jeder macht mehr, als er effektiv ausweist. Gegen weitere ­Vorschriften sollten wir uns wehren», so die Forderung an den Vorstand Schweiz. Rahel Beglinger verdeutlicht, dass ein Nein zur Initiative von Seiten Bio Suisse nicht verstanden werde und die Möglichkeiten fehlten, die Sachlage dem Stimmbürger und Konsumenten ausführlich zu erklären. Es kam zu Wortmeldungen wie: «Bio Suisse sollte wieder lernen, einen klaren Standpunkt zu vertreten.» «Der Verband bewegt sich immer mehr im ethischen Bereich, in welchem die Entscheidungen voll auf den Konsumenten ausgerichtet sind.» und «Ich sehe es als eine Schwäche von Bio Suisse, zurückzustehen und zu hoffen, dass es der Bauernverband regelt.»

Dazu präzisiert Rahel Beglinger die Faktenlage, dass es nicht um Ja oder Nein zur Initiative, sondern ums Nein zur Parolenfassung ging. Fast einstimmig wird beschlossen, im Sinne des letztjährigen HV-Beschlusses von Bio Glarus zum Nein an der kommenden Delegiertenversammlung von Bio Suisse eine Parolenfassung zur Biodiversitätsinitiative zu beantragen. Davon erhoffen sich die Glarner Landwirte ein klareres Statement des Dachverbandes und Gehör.

Barbara Bäuerle-Rhyner, Elm

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