Einfach ausprobieren!

Seit 44 Jahren haben Peter und Liliane Zimmermann Freude an ihrem Garten. Für die Garten-Bildergalerie QR-Code scannen. (Fotos: Søren Ehlers)

Liliane und Peter Zimmermann wohnen seit 44 Jahren in Glarus an der Landstrasse. Die einfache Wiese auf ihrem Grundstück hat sich in dieser Zeit in einen vielfältigen Garten verwandelt, der jeden Tag etwas Neues zeigt.

Der Garten der Zimmermanns ist zirka 140 Quadratmeter gross und liegt südlich und westlich des Hauses. Ein Teil der Fläche ist mit Platten belegt. Diese bilden verschiedene Wege und drei Gartensitzplätze. Dazwischen liegen viele, ganz unterschiedlich bepflanzte Flächen: sonnig, schattig, halbschattig, nach Norden geneigt, mit Kieselsteinen durchsetzt, am Fuss einer Hecke, am Wegrand, an der Hauswand. Die Vielfalt der Pflanzen ist gross, alles wächst scheinbar durcheinander. Doch Peter und Liliane Zimmermann kennen jede einzelne Pflanze und haben zu jeder eine Geschichte: wie lange sie schon da ist, wo sie herkommt.

Früh angefangen
Liliane Zimmermann ist in Küsnacht am Zürichsee aufgewachsen. «Als Kind gaben mir meine Eltern ein kleines Stück Boden, das ich ganz selbstständig bepflanzen durfte. Das war mein erster Garten. Ich pflanzte Papageientulpen und andere Blumen.» Auch Peter ­Zimmermann hat als Bub in Zürich-Höngg gegärtnert. «Das hat bei uns zu Hause dazugehört, aber ich war kein spezieller Garten-Fan.» Peter ­Zimmermanns Bezug zu Pflanzen kam später ganz anders zum Ausdruck. Im Laufe von 60 Jahren legte er ein grosses Herbar an, welches am Ende 2300 der in der Schweiz heimischen 2700 Blütenpflanzen enthielt. «Ich habe Mathematik an der Kanti Glarus unterrichtet. Das Sammeln, Bestimmen und Pressen der Pflanzenfunde war mein Hobby.» Eine wichtige Aufgabe von Peter ­Zimmermann war seine wissenschaftliche Mitarbeit an der Erstellung der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen der Schweiz. Das Herbar vermachte Zimmermann der ZHAW in Wädenswil, wo es heute von vielen Studierenden in der Forschung genutzt wird.

Geniessen
Der am häufigsten genutzte Gartensitzplatz ist unter dem Balkon, regen- und windgeschützt und nach Süden ausgerichtet. «Wir sitzen fast täglich hier draussen, auch im Winter. Oft essen wir auch hier.» Im Sommer wird es manchmal sehr heiss, dann gibt es den Platz unter einer Pergola, die nach Osten schaut. «Vor der Hecke des Nachbargartens sitzen wir im Sommer ebenfalls öfter, mit einem anderen Blick über den Garten zum Klöntal.» Die Freude über alles, was jetzt schon im Vorfrühling aus der Erde schaut, ist gross, ebenso die Vorfreude auf alles, was im Laufe des Jahres noch kommen wird. «Ich habe vor Jahren eine organisierte ­Rosenreise mitgemacht, später folgten zwei weitere», erzählt Liliane ­Zimmermann. «Wir haben viele verschiedene Rosen im Garten, z. B. die ‹Königin Elisabeth› oder die ‹Mozart›, auch viele Wildrosen. Wenn es so weit ist, tragen die Kletterrosen an der Hauswand und auf der Pergola Hunderte von Blüten!» Wo kommen die Pflanzen der Zimmermanns her? «Wir tauschen manchmal Pflanzen mit Freunden. Ab und zu kaufen wir etwas dazu. Wenn wir in einer Gärtnerei sind, muss ich mich immer sehr zusammenreissen, dass ich nicht den halben Laden leer kaufe», lacht Liliane Zimmermann.

Tiere
Immer wieder sind Tiere im Garten zu sehen. Blindschleichen mitsamt Jungtieren und Mauereidechsen sind oft zu Gast. Auch viele Vögel gibt es, doch Zimmermanns beobachten, dass es über die letzten Jahre weniger wurden. «Früher hatten wir einen kleinen Teich im Garten und da war mal ein Stockenten-Pärchen zu Besuch.» Manchmal sind die Gäste auch unsichtbar. «Eines Morgens fehlte ein einzelner Gartenschuh. Wir vermuten, dass ein junger Fuchs damit gespielt und ihn geklaut hat.»

Tipps und Tricks
«Wir brauchen sehr wenig Chemie im Garten. Die Pflanzen gedeihen trotzdem gut.» Liliane Zimmermann beobachtet, dass jedes Jahr Blattläuse auftauchen. «Sie werden aber jeweils schnell wieder weniger und verschwinden von selbst. Die grosse Vielfalt der Pflanzen ergibt ein Gleichgewicht, auch was Nützlinge und Schädlinge betrifft.» An Dünger verwenden Zimmermanns Rosendünger und Komposterde. «Die Erde liefert uns der Gärtner nach Hause.» Was kann man noch tun, um die Pflanzen zu fördern? «Kleinere Pflanzen behalte ich im ersten Jahr im Topf und stelle sie in den Garten. So können sie kräftig werden und sind doch etwas geschützt. Im Jahr darauf setzte ich sie dann frei.»

Was raten Zimmermanns allen, die ebenfalls die Freude am Gärtnern entdecken wollen? «Viel ausprobieren!» kommt es wie aus der Pistole geschossen. «Mit Farben arbeiten» ist ein zweiter Rat. «Mehrjährige Pflanzen setzen» ein dritter. «Bei mehrjährigen Pflanzen ist die Freude gross, wenn man sieht ‹Jetzt kommt es wieder.›»

Zum Schluss sagt Liliane Zimmermann: «Der Garten ist immer wieder neu und er ist nie fertig.» 

Søren Ehlers

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