Ausgebildet beim AGVS-Garagisten

Im 1. Lehrjahr Automobilfachfrau EFZ: Silja Feldmann. (Foto: FJ)

Schweizweit wird Jahr für Jahr eine konstante Zahl an Lehrlingen im Automobilgewerbe ausgebildet, auch das Glarnerland ist – im Fünf-Jahres-Schnitt – konstant. Auch deshalb, weil der AGVS Glarus eng mit der Gewerblich-Industriellen Berufsfachschule in Ziegelbrücke zusammenarbeitet.

In Ziegelbrücke werden Lernende in zwei Jahren zu Automobilassistenten EBA ausgebildet, in drei Jahren zu Automobilfachleuten EFZ und in der vierjährigen Ausbildung zum/zur Automobilmechatroniker/-in EFZ. In enger Zusammenarbeit mit dem AGVS, der seine Lernenden selber ausbilden will und dafür die Verantwortung übernimmt. Doch wie ist das, wenn dereinst nur noch Elektrofahrzeuge im Verkehr sein werden? Werden Automechaniker dann nicht mehr gebraucht? 

Rollende Anpassung

«Der Austausch des Fahrzeugbestandes ist eine rollende Geschichte», so Karl Flammer, Flammer Glarus AG. «Die Schweiz hat derzeit einen Bestand von 4,8 Millionen Fahrzeugen. In den besten Jahren wurden jährlich 300 000 neue Fahrzeuge in Betrieb gesetzt. Selbst wenn das von jetzt an alles E-Autos wären, würde es 15 Jahre dauern, bis der Fahrzeugpark ausgetauscht ist. Jeder Beruf muss sich in dieser Frist ändern und anpassen, auch jener des Automobilfachmanns – beim AGVS werden die Ausbildungen deshalb laufend an die neuen Herausforderungen angepasst. So lernen sowohl Mechatroniker wie auch Automobilfachleute die Hochvolt-Technik in der Ausbildung, damit sie bei einem E-Auto die Batterie aus- und wieder einbauen können. Altes fällt raus, Neues kommt rein, doch es ist auch klar, dass es 2024 nicht plötzlich 1000 neue Ausgebildete mit Hochvoltausbildung braucht, da bisher noch nicht so viele E-Autos in Betrieb stehen.

Gesuchte Fachleute

Einerseits ist der Hochvolttechniker beim Automobilfachmann/-frau EFZ (3-jährig) und bei Mechatroniker/-in (4-jährig) EFZ integriert. Alle, die ihre Lehre abgeschlossen haben, können sich zudem separat weiterbilden in Sachen Hochvolt – sei es markenspezifisch oder beim AGVS. «Denn das muss man gelernt haben, damit man ein E-Auto stromlos stellen kann», so Edwin Koller, Freihof Garage AG. Über Fachkräftemangel mag er nicht klagen. «Prinzipiell ist es in der Autobranche wie überall, es gibt zu wenig gut ausgebildete und motivierte Personen.» Froh ist Edwin Koller dagegen, dass die Anzahl der Lernenden schweizweit konstant bleibt. «Unsere Fachausbildungen sind heute sehr gut. Wenn die Lernenden von uns ausgebildet sind, haben sie bei uns, aber auch in anderen Branchen eine gute Chance, so etwa im Handel bei der Polizei oder im Liftbau. Diese Leute gilt es bei den Garagen zu behalten. Auch das Berufsbild der Automobilfachleute hat sich gewandelt: Ein Garagist hat heute keine ölverschmierten Hände mehr, die mechanischen Arbeiten treten in den Hintergrund gegenüber Diagnosen und dem Einlesen von neuen Programmierungen.»

Klare Positionierung

Auch im Autogewerbe schreitet die Spezialisierung voran. Bei vielen Fahrzeugen hat der Garagist nur noch Zugriff auf alle Systeme, wenn er die Markenvertretung hat. «Man braucht das nötige Know-how, es wird bei neueren Fahrzeugen immer anspruchsvoller und komplexer. Wer das Garagengewerbe professionell betreiben will, muss sich klar positionieren. Wir stellen fest – aber es ist auch eine Herausforderung – dass wegen der vielen freien Händler mehr Autos zu uns kommen, wo wir die Diagnose für andere machen.»  

Zusätzlich zur Grundausbildung kann man sich in alle Richtungen weiterbilden. So hat zwar bereits der Mechatroniker einen Teil Kundendienst, aber man kann sich für den Verkauf weiterbilden. Weitere Richtungen sind die Automobildiagnostik, dann die Richtung Roadranger – also Pannenhilfe –, die Richtung Werkstattleitung oder die Richtung Betriebswirt, das war früher die Meisterprüfung. Dabei geht es, so Koller, «um Geschäftsführung, Versicherung, rechtliche Belange. Das wird alles innerhalb des Autogewerbes angeboten.» Wer also Benzin im Blut hat, hat die ganze Palette zur Auswahl. «Es gibt viele Weiterbildungen, aber man kann auch einfach seinen Job gut machen und sich im Betrieb als normaler Handwerker hocharbeiten, indem man rasch, sauber und mit hoher Qualität liefert. «Heutzutage können Automobilfachleute sehr gut von ihrer Arbeit leben. Uns wird es auch in 50 Jahren noch brauchen, das Autogewerbe bietet also allen, die das möchten, riesige Chancen.»
FJ

 

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