Glarner Garagengewerbe: Unternehmer im Umbruch

Edwin Koller, AGVS-Präsident, vertritt neben Renault/Dacia neu auch Mazda. (Foto: FJ)

China an Genfer Autosalon, Elektro-Fahrzeuge, Agenturmodelle und Strukturbereinigung im Vertrieb: In der Autoindustrie, beim Fahrzeugimport und im Garagengewerbe ist in den letzten Jahren alles in Bewegung geraten. Auch im Glarnerland. Doch wie sind die heutigen Glarner Betriebe für die Zukunft aufgestellt? Der Fridolin sprach mit Edwin Koller, AGVS-Präsident, und Karl Flammer, der beim AGVS Glarus für Public Relations zuständig ist. 

Bis vor Kurzem stellten die Glarner Garagisten am Garagissimo jeweils die Neuheiten vom Automobil-Salon in Genf vor. Doch dieser Salon fiel in den letzten vier Jahren aus, zuerst wegen Corona, dann wegen der Unsicherheit in der Weltwirtschaft. Und 2024? Ausser Renault und Dacia sowie einigen Oldtimern waren am redimensionierten Salon in Genf vor allem die Chinesen präsent, etwa mit der Marke BYD – Build Your Dreams – welche mit günstigen Elektroautos nach Europa drängt, während europäische Premiumhersteller wie Mercedes sich auf den chinesischen Luxusmarkt ausrichten und die Bedürfnisse des absatzstarken europäischen Marktes für mittelteure Autos aus dem Blick verlieren.

Bruch mit der Basis

«Das ist der Bruch der Produzenten mit der Basis», so Karl Flammer. «Wer Autos nur noch ab 100 000 Franken anbietet, öffnet indirekt den Schweizer Markt für billigere chinesische Autos, da sich die meisten – auch in der Schweiz – kein so teures Fahrzeug leisten können.» Zudem wollen die Hersteller den Autohandel – mehr oder weniger – ausschalten, um ihren Profit zu steigern. Das Zauberwort dazu heisst: Agenturmodell. Mit diesem Vertriebsmodell könnten die Hersteller in ihrem Vertriebsnetz Händler- und Werkstattverträge kündigen und die Garagen zu puren Agenten degradieren. Allerdings hat der Nationalrat eben eine Motion dagegen angenommen. 

Strukturwandel

Der Strukturwandel im Autogewerbe ist herstellergesteuert. «Die Hersteller», so Karl Flammer, «wollen die Verzettelung in der Schweiz nicht mehr unterstützen. Jede Marke soll nur eine begrenzte Anzahl von Ansprechpartnern haben. Das wird dazu führen, dass einerseits nicht mehr alle Dienstleistungen des Garagengewerbes angeboten werden und es mehr freie Händler gibt.» Das bestätigt Edwin Koller: «Die Markenvertretungen werden weniger, denn es gibt derzeit kaum eine Marke, die mit ihrem Händlernetz in der Schweiz zufrieden ist.» Importeure und Hersteller setzen die Garagisten unter Druck, die Margen erodieren. 

Das Rezept: Kämpferisch bleiben

Sowohl Karl Flammer wie Edwin Koller haben sich auf diese Entwicklung eingestellt. «Wir müssen uns breiter abstützen», sagt Koller, der sowohl Renault und Dacia wie auch Mazda im Glarnerland vertritt. «Mit mehreren Marken, mit Pannendienst, Service, Waschanlage, Parkplatzvermietung, Tankstellen. Wir müssen unser Unternehmertum aktiv leben, wir Garagisten werden uns stärker positionieren müssen, auch politisch, wir müssen mehr für unser Gewerbe einstehen, für unsere Themen kämpfen.» 

Auch die Flammer Glarus AG vertritt inzwischen drei Marken, denn: «Opel hat das Portfolio der Fahrzeuge so angepasst, dass es keine Lebensmarke mehr sein kann. Deshalb haben wir, als uns Opel das wirtschaftliche Existieren nicht mehr erlaubte, als zweite Marke Suzuki reingenommen. Diese Fahrzeugpalette passt perfekt ins Glarnerland und 2023 kam – da das Opel-Volumen weiter schrumpfte – Hyundai dazu, damit die Arbeitsplätze bei der Flammer Glarus AG weiter gesichert sind.»

Unternehmertum gefragt

Obwohl das Glarnerland – gemessen an seiner Einwohnerzahl – sehr viele Garagenbetriebe hat, sind seine Garagisten dem Strukturwandel, wie ihn die CEOs der Hersteller und Importeure andenken, gewachsen. «Der freie Unternehmer ist immer noch in der Lage, einen Weg für sich zu suchen, ohne sich von einem Grossimporteur abhängig zu machen», sagt Karl Flammer. Sei es mit einem Garagenkonzept wie «le garage», sei es mit einer Mehr-Marken-Strategie. Am Tag des Garagisten etwa hiess es, dass Elektroautos die wichtigsten Innovationstreiber seien und mit der Verbrenner-Nostalgie Schluss sein müsse. «Ich bin da kritisch hinterfragend», sagt Edwin Koller. «Elektrisch ist nicht der reine Weg. Wir haben heute schnelle Richtungswechsel, was die Bevölkerung und die Kunden verunsichert. 

Umso wichtiger ist deshalb die Beratung mit gesundem Menschenverstand. Passt ein Hybrid, passt ein Benziner, ein Diesel oder ein Elektrofahrzeug? Darüber entscheiden die Bedürfnisse unserer Kunden und nur wir können sie vertieft beraten – das ist der Vorteil von uns Garagen.»  
FJ

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