Schlagabtausch um «Futuro»

Stefan Elmer, Direktor der Sportbahnen Elm, war der Gastredner im «Adler-Saal» Schwanden. (Foto: Søren Ehlers)

Die Interessengemeinschaft «IG Gemeinsam Futuro» hat zu einem Informationsanlass eingeladen. Der Publikumsaufmarsch war gross, der Vortrag interessant und die anschliessende Diskussion aufschlussreich.

Martin Baumgartner, Landrat der SVP und Inhaber von Vreni Schneider Sport Elm, begrüsste als Mitorganisator der «IG Gemeinsam Futuro» (IG) das Publikum. Gut 200 Leute füllten den Saal des Brauereigasthofs Adler. «Mit diesem grossen Aufmarsch haben wir schon ein erstes Mal gewonnen.» Die IG ist ein Zusammenschluss von aktuell 75 Gewerbetreibenden, Gastronomen und Skiklubmitgliedern aus ganz Glarus Süd. Die Motivation, diese IG zu gründen sei: «Wir wollen einen starken Glarner Tourismus.» In der später folgenden Diskussion stellte sich dann heraus, dass nicht nur Befürworter des Projektes gekommen waren.

Präsentation der Sportbahnen
Stefan Elmer, Direktor der Sportbahnen Elm, gab dem Publikum in einem inhaltsreichen Vortrag viele Informationen mit. Die technisch beschneite Fläche würde mit «Futuro» von aktuell zwei auf neu drei Hektaren vergrössert. Die saisonal benötigte Energiemenge entspreche dem Jahresbetrieb von zwei durchschnittlich grossen Hallenbädern. Die offene Talabfahrt sei unter anderem wichtig, weil am Nachmittag sehr viele Gäste gleichzeitig nach Hause wollten, ohne an der Bergstation der Seilbahn anstehen zu müssen. Und eine offene Schlittelbahn sei ein Gästemagnet, vor allem für Schulklassen.

Lebhafte Diskussion
Dann war das Wort frei für Wortmeldungen aus dem Publikum. Als Erstes ergriff Anita Wyss, Geschäftsführerin des WWF Glarus, das Wort. Sie bedankte sich für die Informationen, bemängelte aber, dass nicht alle Fakten auf den Tisch gelegt würden. «Es wird Wald gerodet, Land planiert und es werden Moore durchstochen.» Sie gab zu bedenken, dass «Beschneiung nicht heisst, dass diese Pisten garantiert befahrbar sind.»
Kurt Reifler, ehemaliger Gemeinderat, wollte von Anita Wyss wissen, wie «sie die 100 Arbeitsplätze ersetzen wolle.» Sie brachte als Beispiele das Gebiet Pizol, wo es mittlerweile viel mehr Wanderer habe und Gstaad, welches begonnen habe, unrentable Bahnen zurückzubauen. Cinia Schriber, Landrätin der Grünen, teilte dem Publikum mit, dass die Grünen Glarus Süd das Referendum gegen den Sondernutzungsplan der Gemeinde ergreifen werden. «Wir wollen eine nachhaltige Existenzsicherung der Sportbahnen Elm ohne fragwürdige bauliche Eingriffe.» Die Sammlung der Unterschriften beginne am folgenden Tag. Daraufhin meldete sich John Trümpy, Chaletbesitzer aus Braunwald: «Das Skigebiet Elm ist nur eine kleine Fläche des Chlytals. Es hat genügend anderen Platz für Sommertourismus.» Regierungsrätin Marianne Lienhard hatte am Vormittag an der Landratsdebatte zur Tourismusstrategie teilgenommen. «Im Tourismus ist unsere Achillesferse der Tagestourismus, weil wir sehr stark von diesem abhängen. Wir brauchen in Zukunft mehr Gäste, die übernachten. Dieses Angebot müssen wir ausbauen. Doch es ist so, dass der Tagestourismus im Winter die höhere Wertschöpfung bringt als im Sommer. Wenn wir mehr Wertschöpfung im Sommer wollen, braucht es auch da neue Infrastruktur.»
Sara Frei-Elmer, Mitinhaberin des Berghotels Mettmen, sagte: «Nachhaltigkeit muss nicht nur die Ökologie, sondern auch die Ökonomie berücksichtigen.» Die Beschneiung sei wichtig, damit die Gäste nicht in andere Skigebiete abwandern. Daniel Schmidt, Direktor der Autobetrieb Sernftal AG, vermisste, dass neben dem Beschneiungsprojekt keine Alternativen gesucht würden. «Es wird so getan, als ob es das Ende der Sportbahnen Elm wäre, wenn ‹Futuro› nicht kommt. Das stimmt so nicht.» Es werde fast ausschliesslich auf die Anreise der Gäste per Auto gesetzt, der ÖV sei nicht attraktiv. «Die Autobetrieb AG und einige andere Leistungsträger werden nicht berücksichtigt.» Hansjörg Marti, Hotelier in Elm und ehemaliger Landratspräsident, warf den «Grünen» vor, sie verlangten «Alternativen». Aber die Antworten, was das für Alternativen sein sollen, blieben aus. In Bezug auf das angekündigte Referendum rief er die Anwesenden auf: «Unterschreiben Sie um Himmels willen nicht diesen ‹Fackel›.» Urs Pedrocchi ist Präsident des Skiclubs Elm. Er betonte die Wichtigkeit des Skisports für die Kinder. «Wir haben in der JO Elm 75 Kinder, die regelmässig trainieren. Dazu kommen Kinder aus weiteren JO’s. Wenn die Kinder dank der Beschneiung schon im November trainieren können, haben Sie an den Rennen im Januar einen Trainingsvorsprung gegenüber den anderen.»

Klaus Jenny
Ganz zum Schluss des Abends ergriff Klaus Jenny, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Sportbahnen Elm, das Wort. Es wurde rasch klar, was er von den Gegnern von «Futuro» hält: «Die Vorwürfe, die Frau Wyss heute geäussert hat, sind bodenloser Blödsinn.» An die Adresse des Referendumskomitees sagte er: «Das ist ein fertiger ‹Seich›, es gibt nichts Dümmeres.» Das Sommergeschäft sei für die Sportbahnen Elm defizitär, deshalb müsse man am Ende des Winters jeweils ein Polster von 800 000 Franken erwirtschaftet haben, damit man durch den Sommer komme.

Fazit
Es war eine aufschlussreiche Veranstaltung, in der eine grosse Zahl von Pro- und Contra-Argumente ausgetauscht wurden. Falls das Referendum gegen den Sondernutzungsplan zustande kommt, war der Anlass fast so etwas wie eine vorgezogene Gemeindeversammlung.

Søren Ehlers

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