Geboren am 29. Februar

«Schaltjahrkind» Elisabeth Schnyder feiert heute den 14. Geburtstag. (Foto: FJ)

Sie feiern nur alle vier Jahre Geburtstag, dann aber lassen sie es krachen: Jene Kinder, die am 29. Februar geboren wurden. Der FRIDOLIN erfuhr etwas mehr darüber, wie es sich anfühlt, ewig jung zu bleiben.

Manchmal sind die Jahrgänger 1936-1940 von Glarus für eine Überraschung gut. Im Bericht vom letzten Donnerstag gratulieren jene Kinder, die kurz vor dem Zweiten Weltkrieg geboren und inzwischen alle ü83 sind, ihrem Kollegen Hansheiri Streiff, er wird gerade 22 Jahre alt und ist doch der älteste ihrer knackigen Truppe.

Das Fresspäckli
Drei – respektive zwölf – Jahre jünger ist Beatrix Iten-Finger aus Mitlödi. Sie erinnert sich noch gut an ihren zweiten Geburtstag. «Ich feierte im Ferienheim auf dem Hartlisberg und durfte das ganze Fresspäckli behalten und selber verteilen.» Hand aufs Herz: Wer von uns an den 365 anderen Tagen im Jahr Geborenen erinnert sich noch an seinen oder ihren zweiten Geburtstag? Auch sonst führte Beatrix ein bewegtes Leben: «Am 5. Geburtstag (20-jährig) feierte ich in Bern mit der Familie, meinen 6. Geburtstag verbrachte ich in Ostafrika, den 7. in Singapur und den 10. in Unterägeri auf dem Bauernhof. Mein Mann und ich boten Ferien für Stadtkinder auf dem Land an und am besagten 10. Geburtstag musste der Pöstler meine umfangreiche Geburtstagspost mit dem Auto bringen und einer der Ferienbuben hat mir die Treppe mit selber gepflanzten Blumen geschmückt! Den 13. Geburtstag feierte ich in Hägendorf, am 14. Geburtstag reisten Cousinen und Cousins aus der ganzen Schweiz an und wir feierten ein Riesenfest in Bauma. Den 15. (60-jährig) feierte ich in Wien und seit dem 17. feiern wir jeweils in Mitlödi im kleinen Kreis. Aber an diesem Donnerstag, 29. Februar feiern wir in der «Biäsche» in Weesen meinen 19. Geburtstag.»

Brennglas
Wenn die Geburtstage nur alle vier Jahre kommen, so wirkt das wie ein Brennglas und sie prägen sich für immer und ewig ins Gedächtnis ein. «Seit 2011», schreibt Beatrix, «lebe ich im Glarnerland, seit acht Jahren in Mitlödi.» Dort verbringt sie ihre Twilightyears – also den Lebensabend – mit ihrem Kater Willy und blickt auf ein bewegtes Leben zurück: «In meinem Leben arbeitete ich vielerlei, ich war stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen: Ich war im SBB-Sekretariat in Bern, in der Einnehmerei in Zürich, am Flughafen Kloten, bei der Kriminalpolizei Zürich, im Fundbüro der Stadtpolizei, ich arbeitete als Wagenführerin Verkehrsbetriebe Zürich VBZ und als Bäuerin. An der Geflügelzuchtschule Zollikofen absolvierte ich meine Ausbildung zum Geflügelobmann – dafür gibt es keine weibliche Bezeichnung – und 50-jährig machte ich noch die Ausbildung zur Pflegefachfrau.»

Zwiespältiges Gefühl
Die dritte und jüngste im Bunde wurde 1968 geboren und feiert gerade mal den 14. Geburtstag. Sie ist Landrätin und Fachfrau Landwirtschaft (eidg. dipl. Bäuerin). «Als Kind ist das nichts Schönes», sagt Elisabeth Schnyder. «Meine Eltern und mein Götti liessen es mich zwar nicht spüren, aber meine Gotte sagte jeweils: Du hast ja eigentlich jetzt nicht Geburtstag, das empfand ich als Kind.» Solche und ähnliche Erfahrungen machen, dass sich 29.-Februar-Geborene untereinander schnell erkennen. «Mein Vater hatte immer ein Radio auf der Eckbank und als ich – 1984 – den vierten Geburtstag feierte und 16-jährig wurde, hörte ich, Jelmoli in Zürich spendiere jedem Geburtstagskind eine Schwarzwäldertorte. Da fuhr ich alleine im Zug nach Zürich – das erste mal überhaupt, dass ich allein Zug fuhr –, um mir meine Torte zu holen. Ein anderes Mal – da war ich mit den Kindern an meinem Geburtstag in Amden – durfte ich gratis Skifahren. Inzwischen feiere ich einfach zwei oder drei Tage lang. Jeder kommt irgendwann, am 28. oder am 1. – und manchmal feiere ich drei Tage durch, etwa als ich 50-jährig wurde. Da passten weder der 28., noch der 1., also feierte ich am 3. März. Mit 55 – also letztes Jahr – habe ich zwei Tage am Stück durchgefeiert und es ist bloss schade, dass ich meinen Dreissigsten nicht an einem Schalttag feiern konnte.» Und noch auf etwas ist Schnyder stolz: «Am sechsten Geburtstag (also 24-jährig!) sagte mein Götti zu mir: Mutter noch sexy (sechs), Sohn schon drei Jahre alt. Es mag auch genetisch bedingt sein, dass ich jugendlicher aussehe, aber weniger Geburtstage haben bedeutet auch, jünger zu wirken. Heute erinnere ich mich gerne an die Sprüche meines Göttis und sehe es als Privileg, am 29.2. Geburtstag zu haben.» Rein rechnerisch haben wir mit diesen Drei bereits 11 Prozent aller im Glarnerland lebenden am 29.-Februar-Geborenen genannt und wenn man bedenkt, dass gerade alle 28 Jahre der 29. Februar auf einen Donners-tag fällt, so war der bisher einzige ­FRIDOLIN mit diesem Erscheinungstag jener vom 29. Februar 1996 – das ist fast eine ganze Generation her. Aber wie Elisabeth Schnyder so trefflich sagt, werden Schaltjahrkinder auch gerne älter als andere: «Jetzt werde ich 14 – da mache ich ein Fest und ich möchte 25 Jahre alt werden.» Dazu und allen, die so feiern: Herzlichen Glückwunsch!

FJ

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