Was spricht gegen Windenergie in der Ausserschwyz?

Siegfried Hettegger kämpft gegen Windkraftanlagen. (Foto: zVg)

Mit dem «Verein LinthGegenwind» brachte Siegfried Hettegger ein Windkraftprojekt im Kanton Glarus zu Fall. Jetzt kämpft der Feusisberger als Präsident von «Freie Landschaft Schwyz» in der Ausserschwyz gegen Windkraftanlagen. Was spricht gegen die Windenergie?

Fridolin: Wie schätzen Sie die aktuellen Ernergiediskussion in Europa ein?
Siegfried Hetteger: Ich kann nur für die Windenergie sprechen. Deutschland hat mit knapp 30'000 Windrädern sein Energieproblem nicht ansatzweise gelöst. Die Strompreise waren schon vor der Krise mehr als doppelt so hoch wie bei uns. Dabei gibt es im Norden Deutschlands an der Küste tatsächlich ein viel  höheres Windpotential als in der Schweiz, wo wir die schlechtesten Bedingungen für Windenergie in ganz Europa haben.

Woher soll in Zukunft in der Schweiz der Strom kommen, falls alle AKWs vom Netz genommen und fossile Energien verboten würden?
Diese Frage müssen Sie der Politik stellen. Nur weil die Energiestrategie nicht funktioniert, darf man der Windenergie nicht den schwarzen Peter zuschieben. Aufgrund der Schwachwindbedingungen und der dichten Besiedelung kann die Windenergie in der Schweiz keinen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Ihr Potential bleibt im untersten einstelligen Prozentbereich – aktuell hat der Windstrom 2 Promille Anteil am Stromverbrauch. Für alternative Formen der Energieproduktion gibt es bessere Möglichkeiten: Solarenergie, Biomasse, zum Beispiel Fernwärme mit Holz, Biogas, Umweltwärme und in Zukunft vielleicht auch Geothermie.

Weshalb wehren Sie sich derart entschlossen gegen die Windenergie?
Falsch: Wir sind nicht gegen die Nutzung der Windenergie, sondern gegen ungeeignete Standorte. Windenergie braucht viel Platz und starken, stetigen Wind. Das findet man nur an Küsten, in grossen Ebenen und im Meer. Nur dort gibt es Bedingungen für eine effiziente und wirtschaftliche Nutzung der Windenergie: Windstärken von über 8 Meter pro Sekunde und eine Auslastung von über 30 Prozent. Windparks in Grossbritannien oder Skandinavien erzeugen mehr Strom als alle in der Schweiz geplanten Windräder zusammen. Im Binnenland Schweiz herrscht Schwachwind, der meilenweit von diesen Bedingungen entfernt ist. Die Linthebene hat beispielsweise eine mittlere Windgeschwindigkeit von um die 5 Meter pro Sekunde in 100 m Höhe, die Auslastung bei der Vorzeigewindkraftanlage Haldenstein bei Chur betrug im letzten Jahr nur 17 Prozent. Die Windgeschwindigkeit ist von entscheidender Bedeutung, weil die Leistung mit der dritten Potenz der Geschwindigkeit steigt. Doppelte Windgeschwindigkeit bedeutet 8-fache Leistung. Windenergie in der Schweiz ist nur möglich bei massiver Subventionierung. Die Anlage in Haldenstein erzeugte beispielsweise 2018 Strom im Marktwert von 293'000 und erhielt dafür eine Einspeisevergütung von 1'028'000, also das Dreieinhalbfache.

In der neuesten Richtplananpassung des Kantons Schwyz von Ende April ist der mögliche Windkraft-Standort Stöcklichrüz südlich von Altendorf nicht mehr aufgeführt, ein Teilerfolg für Sie?
Möglicherweise ja, denn wir haben bereits 2019 ein ausführliches Dossier zu den damals vorgeschlagenen Standorten vorgelegt, das auch eine ornithologische Vorbeurteilung durch die Vogelwarte Sempach enthielt. Gegen Stöcklichrüz gab es mehrere gewichtige Einwände – Eingriff in die Landschaft, Erschliessung, Naherholungsgebiet, Vogelschutz, aber auch der Konflikt mit der Zivilluftfahrt, die den Regierungsrat davon überzeugt haben, den Standort nicht in den Richtplan aufzunehmen.

Was spricht gegen Windkrafträder in der Linthebene und auf dem Engelstock oberhalb Sattel?
Das Windpotential ist viel zu gering und die negativen Auswirkungen wären unverhältnismässig. Die Linthebene ist eine wertvolle Natur- und Kulturlandschaft mit einer reichhaltigen Geschichte. In der Vergangenheit wurde grosse Anstrengungen zur Renaturierung und ökologischen Aufwertung unternommen. Die Linthebene ist nicht nur für die berühmten Uznacher Störche zu einem wichtigen, ganzjährig frequentierten Nahrungsbiotop geworden. Insgesamt wurden bisher 208 Vogelarten nachgewiesen – nebenbei: Hand aufs Herz, wie viele kennen Sie davon? Und dann ist die Linthebene an den Rändern dicht besiedelt, die Windräder wären direkt angrenzend an Siedlungsgebiet, und das ist zum Schutz der Anwohner vor den negativen Auswirkungen nicht vertretbar. Die Linthebene ist ein beliebtes Naherholungsgebiet, das buchstäblich unter die Räder kommen würde. Windräder würden sich sehr negativ auf die Standortattraktivität auswirken. Bei Hochstuckli/Engelstock handelt es sich um eine intakte Bilderbuchlandschaft in der erweiterten Mythenregion. Windräder hoch über dem Schwyzer Talkessel wären von weit her sichtbar. Sattel-Hochstuckli ist eine entwickelte Tourismusregion, die durch Windkraftanlagen beeinträchtigt und entwertet würde, mit entsprechenden Folgen für die regionale Wirtschaft, aber auch für das touristische Image des Kantons.

Mit dem Verein LinthGegenwind haben Sie Ende April 2019 im Kanton Glarus erfolgreich ein Windkraftprojekt zu Fall gebracht. Glauben Sie, dass Sie mit «Freie Landschaft Schwyz» im Kanton Schwyz und eventuell auch im St. Galler Wahl-Kreis See-Gaster ebenfalls erfolgreich sein werden?
Ja, ich bin ich überzeugt davon, dass wir Linthebene und Engelstock schlussendlich vor den geplanten Windrädern schützen können. Bereits jetzt in der öffentlichen Mitwirkung bei der Richtplananpassung hat es eine für den Kanton überraschend grosse Beteiligung der Bevölkerung mit negativen Eingaben gegeben. Darunter waren auch prominente Naturschützer und Gemeinden, die gegen die unsinnige und nutzlose Zerstörung unserer Heimat durch Windräder sind.

Max Kern

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