Eine Panne mit Tiefgang

Fulminantes Lachspektakel im Fabriktheater Schwanden: (von links) Lisa Schelling (Souffleuse), Markus Stadelmann, Janina Dürmüller, Leopold Ramhapp, Roger Rhyner, Marc «Petra» Mörgeli und Tina Kratzer. Für einen Bilderbogen  Fridolin+ App herunterladen und Foto scannen. (Fotos: FJ)

Am Freitag, 28. April, begann mit der Premiere ein Auftrittsreigen von 19 Vorstellungen, der bis in den Juni dauert. Die Boulevardkomödie «Mannä Pannä» der Chliibüni Glärnisch von Leopold Ramhapp und Roger Rhyner sorgt in Schwanden, Glarus, Niederurnen und Rapperswil für Verwirrung und Gesprächsstoff über das Geschlecht und das Recht, dieses – je nach Umdrehung der Kaffeemühle – anders auszuleben.

Alfred (Roger Rhyner) hat Chanelle (Janina Dürmüller) vorgespielt, er sei Filmproduzent Udo (Leopold Ramhapp). Und so arbeitet Chanelle mit vollem Körpereinsatz und enormer Body Positivity daran, die Besetzungscouch als Schauspielerin zu verlassen (oder sich wenigstens Udos Gipfeli zu sichern). Hirsch wider Willen ist Alfred – der neben Chanelle auch die zur Frau umgebaute Petra (Marc Mörgeli) an allen möglichen und unmöglichen Orten beglückt, darunter der Schreibtisch des wenig erfolgreichen Udo (sein Blockbuster: Heidi II). Neben dem sexuellen Belästiger und Financier Amadeus (Markus Stadelmann) und Udos untreuer Ehefrau Isabelle (Tina Kratzer) spielt auch die Kaffeemühle eine magische Rolle. Udo und Petra wechseln bei jeder Umdrehung die Geschlechtsidentität, was zur «Mannä Pannä» führt, da Petra jetzt doch wieder einen Penis hat und dafür ihre Brüste bewundert, oder umgekehrt? Geschlechtsmässig ist das Stück so unübersichtlich, dass man zu «LGBTQIA+» noch das C für Chliibüni und das H für Hetero zufügen möchte. Für einmal hat die Komödie sogar MeToo-Tiefgang, was die Autoren auf fabriktheater-schwanden.ch so erklären: «Wenn sich ein Mann nicht mehr von einer Frau unterscheiden kann, entsteht ein höchst beklagenswerter Erklärungsnotstand. Der ewige Kampf zwischen den Geschlechtern wird zum Ritt durch tiefe Abgründe und Missverständnisse, welche viele süsse und absurde Geheimnisse offenbaren und so manchen Mann zur Erkenntnis bringt: Frauen sind ‹vielleicht› doch die besseren Männer!» Marc Mörgeli als Petra ist jedenfalls trotz Bartschatten eine feminine Wucht und allein den Besuch wert. Die toxische Männlichkeit von ­Amadeus wird schliesslich ausgerechnet vom larmoyanten Udo gegeisselt, während Alfred – nun ja – der Schwerenöter bleibt, der er halt ist. Ach ja, fast wäre es vergessen gegangen, ein absoluter Lach-Hammer, er lädt ein, es mit der Geschlechteridentität nicht ganz so ernst zu nehmen, nicht einmal mit der eigenen.

FJ

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