Nachhaltig frei werden

Vollelektrisch mit der Familie unterwegs: Annina Marti, Mitglied der Geschäftsleitung bei Marti Engineering AG. (Foto/Video: FJ)

Ob Lastenvelo oder Lieferwagen, Twike oder Tesla-Cybertruck, Service-Kombi- oder Elektroflotte, auch Glarner Unternehmer stellen sich in Sachen Mobilität immer diverser und nachhaltiger auf. Der FRIDOLIN stellt mit ACO, Marti Engineering und dem Volg Oberurnen drei Nachhaltigkeits-Philosophien aus Industrie und Gewerbe vor.

«CarLos» – ohne Auto – so nennt sich fast zärtlich das Lastenvelo, mit dem der Volg Oberurnen vom Frühling bis in den Herbst drei- bis fünfmal pro Woche Grosseinkäufe im Dorf sowie bis nach Niederurnen und Ziegelbrücke ausliefert. Der Inhaber Christoph Müller tritt selbst in die Pedale. Seine Erfahrung: «Mit dem Lastenvelo fällt man auf, sie sind im Kanton noch selten. Die Leute reagieren begeistert und auch etwas erstaunt.» Immerhin bringt es «CarLos» auf eine stolze Länge von drei Metern und kann in der Packkiste mit dem perfekten Ladevolumen mehrere Getränkeharassen und Gemüsekistchen mittragen. Speziell wenn es regnet, ist Müller aber etwa ein- bis dreimal wöchentlich auch mit dem Lieferwagen unterwegs. Trotzdem gilt für ihn: «Kurze Wege sind ideal für das Lastenvelo. Unseres wird von einem Elektromotor unterstützt, den wir mit eigenem Solarstrom speisen. Das ist sicherlich eine umweltfreundliche Auslieferungsart und gibt mir die Möglichkeit, mich sportlich an der frischen Luft zu betätigen.» Ganz nach dem Volg-Motto: «nah, naheliegend, nachhaltig».

Individuell evaluieren
Auch die ACO AG in Netstal hat das Ziel, nachhaltiger zu werden. So werden die Fahrzeuge im normalen Turnus ersetzt – seit zwei Jahren auch durch Autos mit Elektroantrieb. Marco Dürst, Geschäftsleitung, begründet das so: «Einerseits ist dies eine Massnahme von vielen, um unseren CO2 - Ausstoss als Firma zu reduzieren, andererseits geht es auch darum, den Mitarbeitenden moderne Fahrzeuge bereitzustellen. Es werden aber nicht alle Fahrzeuge umgestellt. Es gibt Situationen, in denen die Mitarbeiter zu Hause keine Ladeinfrastruktur installieren können, hier ergibt eine Umstellung auf Elektro noch keinen Sinn. Bei Mitarbeitern, die aber oft kurze Strecken fahren und am Hauptsitz in Netstal sind, ergibt eine Umstellung sehr wohl Sinn.» Mitarbeitende, die privat auf Elektroantrieb umstellen, können ihr Fahrzeug am Arbeitsort laden. Dürst weist auch auf die tiefen Unterhaltskosten von Elektrofahrzeugen – im Vergleich zu Verbrennern – hin. Die Umstellung verlaufe nach kurzer Eingewöhnung problemlos. «Anfängliche Ängste wegen der Reichweite sind schnell verflogen und es ist auch noch keiner unserer Mitarbeiter liegengeblieben.»

Autoindustrie als Kunde
Bei der Marti Engineering AG haben Autos – unabhängig von der Motorisierung – eine hohe Bedeutung, denn hier werden Produktionsmaschinen mit Robotern entwickelt, rund 30 Prozent der Aufträge stammen aus der Automobilindustrie. Für Thomas Marti ist mobil sein zu dürfen Freiheit. «Heute wundere ich mich aber wieder, wie viele Menschen in der Hoffnung auf Freiheit im Auto sitzen und nicht merken, dass wirkliche Freiheit etwas ganz anderes ist.» Er sei früher viel unterwegs gewesen – im Auto, im Flugzeug oder in den Ferien mit dem Camper. «Heute bin ich immer sesshafter und wenig im Auto, dafür gerne auf dem Velo oder mit dem ÖV unterwegs. Hier kann ich besser entspannen als in der Autokolonne.» Seit Corona, so Marti, laufe viel über Online-Besprechungen direkt am Arbeitsplatz. «Kundenbesuche im Ausland sind selten geworden. Monteure müssen aber weiterhin vor Ort sein und reisen dann mehrheitlich im Auto und nehmen in Ausnahmen auch das Flugzeug.» Also benötige man Servicefahrzeuge: «Normale PW-Kombis bewähren sich für uns und sind günstig im Unterhalt. Zurzeit läuft die schrittweise Umstellung auf Elektrofahrzeuge. Leider sind passende Fahrzeugtypen noch rar.»

Grösser, weiter, schneller?
Dabei reicht die Palette der Elektrofahrzeuge vom ultraleichten Twike-Fahrzeug bis zum Offroader «Tesla-Cybertruck». Manche Trends bei der E-Fahrzeugentwicklung sieht Ingenieur Marti kritisch: «Die momentane Entwicklung ‹grösser und stärker› gefällt mir gar nicht. Auch Elektrofahrzeuge sollten leicht sein. Zwei Tonnen Eigengewicht für einen 70-kg-Fahrer passen ökologisch und ökonomisch einfach nicht zusammen.» Annina Marti, Leiterin Logistik Marti Engineering AG, fährt derzeit den vollelektrischen Skoda Enyaq. Obwohl sie damit zufrieden ist, hofft die Ingenieurin auf eine breitere Palette an leichtgewichtigeren Familienfahrzeugen mit noch mehr Reichweite.

Back To Top