Von der rega-Basis Mollis: In fünf Minuten in der Luft

Markus Reichenbach leitet alle 14 Rega-Basen und fliegt mit, wenn Menschen gerettet werden. (Foto: Ruedi Kuchen)

 Seit 70 Jahren rettet die rega Menschen und transportiert Patienten von Spital zu Spital. Der FRIDOLIN konnte die rega-Basis in Mollis besuchen und sich mit Markus Reichenbach unterhalten. Er ist Leiter Rettungsdienst rega und damit zuständig für alle 14 rega-Basen.

In der Halle der rega-Basis Mollis steht ein rot-weisser Helikopter. Ein Pilot prüft im Cockpit Schalterstellungen. Neben dem Helikopter parkt ein weisser SUV mit dem rega-Logo auf der Türe. «Hier in Mollis haben wir zusätzlich ein Notarzteinsatzfahrzeug. So können wir in der Region auch bodengebundene Notarzt-Einsätze leisten», erklärt Markus Reichenbach. Das ist immer dann der Fall, wenn die Retter den Einsatzort mit dem Heli nicht erreichen können. Mollis sei die erste Basis mit einem solchen Fahrzeug gewesen. Ob im Auto oder im Helikopter – die Crews sind die gleichen.

Markus Reichenbach konnte im Jahr 2010 die Basis Mollis aufbauen. Inzwischen ist er zuständig für alle 14 rega-Basen. Er arbeitet etwa je zur Hälfte am Hauptsitz in Kloten und in Mollis. «Das war eine Bedingung». Reichenbach stammt aus dem Kanton Bern und lebt seit 20 Jahren mit seiner Familie in Elm. Nicht nur der Standort ist ihm wichtig, auch der Einsatz mit der Crew. «Ich will wissen, was Draussen läuft.» So fliegt er regelmässig als «normales» Crew-Mitglied im Heli mit und leistet Hilfe vor Ort. 

«Ursprünglich habe ich Elektromonteur gelernt», wie er sagt. 1990 kam er zum Bodenrettungsdienst, war unter anderem Fahrer bei der Feuerwehr. Später hat er sich zum Rettungssanitäter ausbilden lassen und ein Jahr in der Anästhesie in einem Spital gearbeitet. Seit 26 Jahren ist er nun bei der rega.

Ein nächster Meilenstein wäre für ihn der Neubau im nördlichen Teil des Flugplatzes in Mollis. «Ich hoffe, dass wir die neue rega-Basis bald bauen können.» In der aktuellen ist der Platz knapp. Der Heli steht schräg, damit sein Heck nicht am grossen Tor ansteht.

Strategisch gut gelegen
Die Basis Mollis ist für die Rega wichtig. «Sie ist strategisch gut gelegen, und in nur 15 Flugminuten erreichen wir Zürich, St. Gallen, Erstfeld oder Chur», erklärt Reichenbach. Die Einsätze sind vielfältig: «Von der Seerettung im Walensee bis zur Rettung im Hochgebirge». Andererseits fliegen sie Patienten vom einen in ein anderes Spital. «Wenn ein Patient von Chur nach Nottwil ins Paraplegikerzentrum geflogen werden muss, macht es Sinn, diesen Transport von Mollis aus zu fliegen. Mollis liegt in der Mitte.» Und das Fliegen im Hochgebirge erfordere spezielle Fähigkeiten von den Piloten und der Crew. Diese Vielfalt mache seine Arbeit so spannend, sagt Reichenbach.

365 Tage im Jahr im Einsatz
Die Crews sind 365 Tage während 24 Stunden einsatzbereit. Das Ziel ist es, innerhalb fünf Minuten in der Luft zu sein. «Wir schlafen auf der Basis.» Strapazieren diese unregelmässigen Einsatzzeiten nicht das Familienleben? Das sei klar eine Herausforderung, sagt Reichenbach. Letztlich aber hätten sie im Monat etwa gleich viel Freizeit wie in jedem andern Beruf. 

Anspruchsvoll sind auch die einzelnen Arbeitstage. Es gibt Zeiten, wo scheinbar nichts passiert. Und wenn dann Hilfe angefordert wird, muss alles routiniert, schnell und ohne Pannen ablaufen. Das erhöht den Puls, jagt Adrenalin ins Blut. Wie gehen die Mitarbeitenden damit um? «Wir sind solche Anforderungen gewohnt», versichert Reichenbach. Und es gebe ja immer etwas zu tun. Am Morgen werde der Ämtliplan besprochen und Helikopter, Auto und Material kontrolliert. Zudem gebe es Wochenarbeiten wie Hangar und Helikopter reinigen. Inzwischen seien die Tage, an denen gar nichts laufe, sehr selten. «Letztes Jahr war ein Rekord. Wir hatten auf allen Basen so viele Einsätze wie noch nie in einem Jahr. Allein im Juni sind wir 30 Prozent mehr geflogen als im Vorjahr.»

Wie wirken sich die extremen Wettersituationen auf die Arbeit aus? Zum Beispiel die Hitzewellen wie diesen Sommer? «Extreme Hitze reduziert die Leistung des Helikopters.» Deswegen hat die rega Helikopter der neusten Generation gekauft. Damit sie auch in Zukunft Menschen schnell und zuverlässig aus einer Notsituation retten kann. 
Fredy Bühler

 

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