Auf Wanderschaft

Hans Brupbacher, Präsident des Vereins Musikwoche Braunwald, entwickelt zusammen mit dem Künstlerischen Leiter, Michael Eidenbenz und dem Vorstand dieses Festival in die Zukunft. (Foto: FJ)

«Der Wanderer» ist nicht nur eine berühmte Fantasie von Franz Schubert, auch die Musikwoche Braunwald verlässt den angestammten Bellevue-Saal im «Märchenhotel Braunwald» und geht ab 2022 auf Wanderschaft. Bereits in den vergangenen Jahren wurde zum Beispiel im Linthpark in Linthal musiziert. Dieses Jahr sind Dorfkirche Braunwald, Tödihalle, Bsinti und der Dorfplatz die Aufführungsorte.

Da das Hotel «Bellevue», das heutige «Märchenhotel Braunwald» ab 2022 nicht mehr als Austragungsort der Musikwoche Braunwald zur Verfügung steht, hat sich der Vorstand in Braunwald, aber auch in ganz Glarus Süd auf die Suche gemacht nach geeigneten Hotelinfrastrukturen und auch nach Aufführungsorten. Dieses Jahr macht man, so Präsident Hans Brupbacher, einen Ausflug in die evang. Kirche Linthal, die einzige, welche zwei Orgeln hat, sonst spielen und singen die Ensembles vor allem in der Tödihalle sowie zweimal in der Dorfkirche Braunwald. Zwei Matinées zur menschlichen Stimme werden im Bsinti durchgeführt. Ein Openair-Konzert mit dem etwas anderen Blasensemble «UnglauBlech» findet im Rahmen von «10 Jahre Glarus Süd» auf dem Dorfplatz bei der Bergstation der Braunwaldbahn statt – ein Geschenk an die Bevölkerung.

Ideen für die Zukunft
«Wir befinden uns im Aufbruch», so Brupbacher, «und halten es ganz mit dem chinesischen Sprichwort: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen.» So eine «Windmühle» ist die Tödihalle in Braunwald. Da sie zwar gross genug ist, aber nicht den kammermusikalischen Charme des alten Hotelsaals aufweist, wird dort durch leichte bauliche Massnahmen, durch ein Lichtkonzept und den Aufbau einer Bar mehr Charakter hineingebracht und auch die Programme werden den grösseren Raumdimensionen angepasst. So sollen – laut Brupbacher – unter anderem ein Sinfonieorchester mit Soloklavier, ein 16-köpfiges Schlagzeugensemble, eine Volksmusikgruppe und ein Saxophonorchester auftreten.

Fabrikcharme
Für 2023 aber sieht man die Perspektive darin, die Musikwoche künftig «auf Wanderschaft» im hinteren Glarnerland zu schicken. «Das könnten Auftritte im Spannungsfeld alter Fabrikgebäude sein. Bereits zweimal sind wir im Linthpark aufgetreten. In Linthal hatten wir auch erfreulich viele Konzert-Besucherinnen und -Besucher.» Die Herausforderung vieler Fabrikgebäude sei allerdings ihre Überakustik. Weitere Orte könnten das Tierfehd, der Landesplattenberg oder auch die Kirche in Matt sein. Vor dem Ausbruch der Pandemie, so Brupbacher, hätten die Besucherzahlen dank solider Aufbauarbeit des Vorstandes kontinuierlich zugenommen und seien 2019 in ihrem Zenit gewesen. «Ausgegangen ist die Musikwoche – seit ihrem Beginn vor 85 Jahren – immer von Braunwald, wo sie ihr Zentrum hat. Doch wir haben die Vision von Glarus Süd als Gesamtraum und Klangkörper für verschiedene Formate.» 2022 werden die Sponsoren – anstelle des traditionellen Bankettes – zum Eröffnungskonzert am 3. September in die Tödihalle geladen, wo ein Catering nach dem Konzert für das leibliche Wohl sorgt. «Eine erste Bewährungsprobe für unser neues Konzept.» Danach folgt ein weiterer Aufbruch. Denn die eingefleischten Fans der Musikwoche und die Profis von der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) wollen in dieser Woche auch in Glarus Süd wohnen und Ferien machen. «Dazu sind wir mit den Verantwortlichen der COCO AG, die Coworking und Coliving anbietet, im Gespräch. Es gibt da neben genügend Hotelzimmern auch den COCO-Raum im Linthpark, aber – etwa für Kammermusikkonzerte – auch den Therapieraum im Dachstock.» Auch das Leglerareal in Diesbach sei interessant, so Hans Brupbacher. Und mit den neuen Orten, da ist Brupbacher überzeugt, werden auch neue Zielgruppen die Musikwoche entdecken. Das gesamte Programm findet sich schon jetzt auf www.musikwoche.ch.

FJ

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