Schule mit Variationen

Am Mittwochabend, 27. Januar, informierte die Gemeinde Glarus Süd über das weitere Vorgehen bei der Sanierung des Schulhauses Matt und die möglichen Varianten, wie Primarschule und Oberstufe im Sernftal organisiert werden könnten. Vom Kindergarten bis zur Sek.

Am Mittwochabend, 27. Januar, informierte die Gemeinde Glarus Süd über das weitere Vorgehen bei der Sanierung des Schulhauses Matt und die möglichen Varianten, wie Primarschule und Oberstufe im Sernftal organisiert werden könnten. Vom Kindergarten bis zur Sek.

«1861 ist Matt Sitz der Sernftaler Sekundarschule, heute schulisches Zentrum der gesamten Oberstufe des Tales, während die meisten Primarschüler von Matt die Schule in Engi besuchen.» So steht es im Gemeindeporträt von Glarus Süd. Doch diese Oberstufe kommt maximal noch auf 50 Schüler, schon jetzt werden die Wahlpflichtfächer jeweils mittwochs in Schwanden besucht. Gleichzeitig stehen an den Schulliegenschaften in Engi und Matt dringende Sanierungsarbeiten an.

Vernehmlassung als Instrument
Doch wieviel kann und soll eine Gemeinde mit knapp 9632 Einwohnenden in Schulen investieren, in einem Tal, wo noch 1500 – also ein Sechstel – dieser Personen leben? Die Antworten für Kindergarten und Primarschule sind klar: Auch in 33 Jahren, also dann, wenn die jetzigen Investitionen hoffentlich abgeschrieben sein würden, wird es im Tal noch Kindergärten geben und auch Primarschulhäuser. Es wird – auch in Matt – eine Turnhalle geben, welche von den Vereinen des Chlytals genutzt werden können. Aber ist auch die Investition in ein Oberstufenschulhaus Matt nachhaltig? Mathias Zopfi, Departementsvorsteher Wirtschaft und Finanzen, rechnet vor: «Aus finanzpolitischer Sicht ist Variante 1 am günstigsten.» Sie kostet – so die Berechnungen des Departementes Hochbau und Liegenschaften – 3,35 Mio. Franken und zusätzlich 250'000 Franken für die Sanierung der Heizzentrale in Matt. Durch die Integration der Oberstufe Sernftal in Schwanden könnten betrieblich zwei bis zweieinhalb Pensen eingespart werden.

Vor 50 handverlesenen Vertretern von Parteien, Vereinen und Presse nehmen Gemeindepräsident Mathias Vögeli sowie die Ressortvorsteher Liegenschaften und Schule Stellung. «Der Gemeinderat hat sich ausführliche Gedanken über das weitere Vorgehen und die Sanierung dieser Liegenschaften gemacht und Varianten ausgearbeitet. Nach dieser Information möchten wir eine Vernehmlassung durchführen. Es geht um Schulmodelle, um Anforderungen, welche Schulräume erfüllen müssen, um Synergien und finanzielle Aspekte.» Obwohl am Abend selbst wegen Corona nur einzelne Vertreter eingeladen waren, sind – da ist man sich im Gemeinderat einig – alle eingeladen, sich vernehmen zu lassen. Denn neben der günstigsten Variante 1 werden noch sechs weitere geprüft, darunter die Sanierung der Primarschule Engi sowie die Sanierung und der Vollausbau der Oberstufe Matt (Variante 3), was Kosten von 7,67 Mio. Franken auslöst und am gegenwärtigen Modell 9+3 festhält, oder auch der Bau eines zentralen Schulstandortes Sernftal in Matt (Variante 4) – mit Oberstufe, Primarschule und Kindergarten. Doch diese «Luxusvariante für die Schule» kostet 11,76 Mio. Franken und birgt – aus finanzieller Sicht – die Gefahr, dass langfristig zu gross gebaut wird, und sie ist aus Sicht der Finanzplanung für die Gemeinde nicht tragbar. Bei Variante 4 müsste also wohl eine Bausteuer erhoben werden.

Über den Tellerrand
Obwohl am Abend selber auch Voten für kleine Standorte zu vernehmen waren, riefen Gemeindepräsident Mathias Vögeli und auch Barbara Vögeli vom Frauenturnverein Engi dazu auf, über den Tellerrand rauszuschauen. Aus Sicht der Liegenschaften, so Fridolin Luchsinger, seien es vor allem technische und brandschutztechnische sowie schulische Anforderungen etwa bei der Grösse einer Schulküche, welche zu Buche schlagen. Hansueli Rhyner gewichtete die Varianten aus schulischer Sicht. «Für die Schule ist Schulqualität oberstes Gebot. Dazu gehören das Lernumfeld für die Schüler, also Räume, die konform zum Lehrplan 21 und heutigen Standards angepasst sind, sowie gesunde und zufriedene Lehrpersonen.» Schon jetzt arbeiten Lehrpersonen mit Vertragsbreiten innerhalb von 20 Prozent, woraus sich jedes Jahr Diskussionen ergeben, wie viele Pensen es pro Lehrperson gibt. Aber es gilt: «Je mehr Schülerwechsel, desto mehr Wechsel der Anstellungsbedingungen.» Stabilität wäre also ein hohes Gut, die Oberstufe Sernftal könnte, aus schulischer Sicht, problemlos in jener von Schwanden aufgefangen werden. Es gelte die Klassengrössen mitzubedenken, sagt etwa Barbara Vögeli, kleine Klassen seien nicht nur gut. Auf Frage von Hans-Jörg Marti sagte Peter Zentner, dass das Angebot an Wahlpflichtfächern und auch schulisch derzeit an allen drei Standorten der Oberstufe vergleichbar sei, dass aber die Klassen in Schwanden homogener zusammengesetzt seien, während sie in Matt und Linthal niveaudurchmischt geführt werden.

Das letzte Mal, als man in Glarus Süd intensiv über Schulstandorte sprach, war dies eher noch abstrakt. Jetzt stehen erste Sanierungen an und alle sind aufgerufen, sich konkret zu einer der Varianten vernehmen zu lassen, damit der Gemeinderat im Juni 2021 mit einer möglichst aussichtsreichen und ausgegorenen Vorlage vor die Gemeindeversammlung treten kann, welche den Schulstandort Sernftal langfristig und finanziell vertretbar sicherstellt.

FJ

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