Geschichtsträchtig

Die Auswirkung der Wagenrunse: Im Monopol stiegen die Schäden von 1,4 auf 27,6 Mio. Franken an. (Illustration: glarnerSach)

Das Jahr 2023 der glarnerSach wird als eines der teuersten Schadenjahre in die Bücher eingehen. Zudem hinterlassen die Teuerung und steigende Rückversicherungsprämien ihre Spuren. Trotzdem, und dank erfreulicher Finanzerträge, kann die glarnerSach gute Jahresrechnungen präsentieren.

Trotz indexierungsbedingter Erhöhung der Prämieneinnahmen (+9,7 %) und erfreulichen Anlageergebnisses schrieb die Versicherung im Monopol 2,78 Mio. Franken Verlust, es ist der vierte in Folge. Der Grund dafür ist das Schadenereignis Wagenrunse. Denn der Schadenaufwand für bezahlte und pendente Schäden erhöhte sich gegenüber 2022 von 1,4 auf 27,6 Mio. Franken. Rund 19,6 Mio. Franken davon sind durch Rückversicherungen gedeckt. Die Hälfte des guten Anlageergebnisses von 6,1 Mio. Franken wird zur Wiederaufstockung der im Vorjahr in Anspruch genommenen Wertschwankungsrückstellung verwendet. Der Finanzierungsfehlbetrag kann durch die Kapitalreserve gedeckt werden. In der Versicherung im Wettbewerb stieg die verdiente Prämie um erfreuliche 3,7 Prozent. Auch dieser Bereich ist mit rund 2,5 Mio. Franken durch das Schadenereignis Wagenrunse betroffen. Der Aufwand für bezahlte und pendente Schäden stieg hier von 1,5 auf rund 5,1 Mio. Franken, 2,2 Mio. davon sind rückversichert. Es konnten 1 Mio. Franken an Rückstellungen für Grossschäden aufgelöst werden. So resultiert ein Jahresgewinn von 601 749 Franken. Von den positiven Ergebnissen der letzten drei Jahre profitiert der Kanton erneut, dieses Mal mit einer Gewinnablieferung von 239 383 Franken.

Zahlen für die Annalen
Der Erdrutsch Wagenrunse in Schwanden ist eines der bedeutendsten Elementarereignisse in der Geschichte der glarnerSach. Bereits der erste Erdrutsch vom 29. August 2023 zerstörte zahlreiche Gebäude vollständig. Wegen Gefahr weiterer Erdrutsche, wie beispielsweise am 22. Dezember 2023, konnte das genaue Ausmass der Schäden bisher nicht abschliessend ermittelt werden. Die Schätzungen von 25 Mio. Franken (im Monopol) und 2,5 Mio. Franken (im Wettbewerb) basieren auf den vorhandenen Informationen, durch die Beurteilung von Drohnenaufnahmen sowie durch Anwendung von Praxishinweis Nr. 5 im Zusammenhang mit der Erstellung der ereignisbezogenen Gefahrenkarte. Zudem dürfte es entscheidend sein, welche Entschädigungsvariante die Eigentümer der totalbeschädigten Gebäude wählen. Die ermittelte Gesamtschadenbelastung der glarnerSach beläuft sich im Geschäftsjahr 2023 auf knapp 33 Mio. Franken, zusammengesetzt aus 27,6 Mio. im Monopol, 5,1 Mio. im Wettbewerb und dem Kulturschadenfonds. Neben Elementarschäden (29 Mio. Franken) gab es Feuerschäden (1,8 Mio.) und 1,6 Mio. Franken Wasserschäden. In der Anzahl bewegten sich die Schäden mit 1120 Fällen im zehnjährigen Durchschnitt.

Neu besetzte Geschäftsleitung
Im November 2023 wählte der Verwaltungsrat Marco Rimini zum Nachfolger von Hansueli Leisinger als Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Rimini übernimmt per 1. Juli 2024 die Leitung der glarnerSach. Per 1. Februar hatte Patrick Bühler die Funktion des Leiters Unternehmenssteuerung angetreten. Mit Manuel Kobelt wird per 1. Mai die Position des Leiters Finanzen besetzt. Stefan Reithebuch – vorher Leitung Abteilung Prävention – hat am 1. April seine neue Stelle als Leiter Sichern glarnerSach angetreten und wird den Unternehmensbereich Sichern mit Prävention und Intervention übernehmen.

Brokervertrieb
Wegen strategischer Neuausrichtung zieht sich die glarnerSach das Geschäftsversicherungsprodukt PROFIL aus dem Brokervertrieb zurück. Wegen der steigenden Nachfrage nach Spezial- und Grossrisikodeckung wären hier erhebliche Investitionen erforderlich geworden, mit beträchtlichen Rückversicherungskosten und versicherungstechnischen Rückstellungen. Mit dem Rückzugsentscheid stellt die glarnerSach ihre finanzielle Stabilität und langfristige Nachhaltigkeit sicher. Über den Direktvertrieb wird die Geschäftsversicherung PROFIL weiterhin angeboten. Mit diesem Vorgehen nimmt die glarnerSach in der Versicherung im Wettbewerb einen Prämienrückgang in Kauf, was sich jedoch positiv auf die Combined Ratio beziehungsweise auf das versicherungstechnische Ergebnis auswirkt.

Angespannter Rückversicherungsmarkt
Die internationalen Rückversicherungsmärkte bleiben angespannt, denn trotz weltweit grosser Schadensereignisse schwinden die Kapazitäten in der Elementarrückversicherung. So stiegen 2023 die Rückversicherungsprämien für Feuer und Elementar deutlich – vor allem durch die Indexierung der Versicherungswerte von rund 10 Prozent zu Jahresbeginn. Die bisherigen Rückversicherungsverträge wurden 2023 unverändert fortgeführt – sie haben sich bewährt und es bleibt abzuwarten, ob die Marktsituation zu weiteren Prämiensteigerungen führen wird. Die Interkantonale Rückversicherungsgenossenschaft (IRG) fungiert als Solidarwerk der Kantonalen Gebäudeversicherungen. So werden Elementar-Jahresschäden mit Wiederkehrperioden von über 50 Jahren gemeinsam getragen. Aufgrund der durch Indexierungen erhöhten Versicherungskapitalien mussten die Werte der Wiederkehrperioden angepasst werden. Zudem wurde per 1. Januar 2024 beschlossen, die Deckung der IRG von 400 Mio. auf 1,6 Mrd. Franken zu erhöhen. 

pd.

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