Medizincafé im Glarnerhof

So könnte ein Beratungsgespräch künftig im «Medizincafé» aussehen: Jakob Brunner im Gespräch mit einem Ratsuchenden. (Foto: Søren Ehlers)

Am Donnerstag, 28. März, wird es zum ersten Mal stattfinden, das «Medizincafé» in Glarus: eine  unabhängige und kostenlose Beratung in einem zentral gelegenen Café, angeboten von pensionierten Ärzten verschiedener Fachrichtungen. Das Medizincafé Glarus findet monatlich jeweils am letzten Donnerstag des Monats (ausser Feiertage) von 14.00 bis 17.00 Uhr im Hotel Post Glarnerhof in Glarus statt. Informationen unter medizincafe-glarus.ch

Stellen Sie sich vor, bei Ihnen wurde vor Kurzem eine Krebsdiagnose gestellt. Der behandelnde Arzt im Spital hat Ihnen die Diagnose und möglichen Therapien erklärt und Sie müssen sich für eine Behandlung entscheiden. Sie haben auch mit Ihrem Hausarzt darüber gesprochen. Nun haben Sie aber Mühe, die Fülle von Informationen zu verdauen. Es würde Ihnen helfen, wenn Sie nochmals, ohne Zeitdruck, mit einem Arzt unverbindlich darüber sprechen könnten, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Ein solches Bedürfnis möchte das Medizincafé abdecken, das es jetzt neu im Kanton Glarus gibt.

Was ist ein Medizincafé? 

Ein Medizincafé ist eine besondere, freiwillige und unentgeltliche Dienstleistung. In einem entspannten Rahmen kann eine ratsuchende Person mit einer medizinischen Fachperson sprechen. Sie kann dabei Fragen besprechen, die im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung stehen. Eine Gruppe von erfahrenen Ärzten, fast alle schon pensioniert, hat den Verein Medizincafé Glarus gegründet. Sie haben aus ihrer Tätigkeit viel medizinisches Wissen, vor allem aber auch Erfahrung aus unzähligen Patientengesprächen. Dieses Know-how möchten sie weiterhin einsetzen.

Roger Kern, 30 Jahre lang Hausarzt in Ennenda: «Nach meiner Pensionierung erlebte ich, dass mich viele Bekannte und Nachbarn um meine private Meinung zu medizinischen Fragen baten. Das war eine neue Situation für mich, da ich nicht an der Diagnose oder Behandlung beteiligt war, sondern einfach nach meiner Einschätzung gefragt wurde.» Antonio Bonetti, ehemaliger Leiter Kardiologie am Kantonsspital Glarus sagt: «Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele offene Fragen bei Patienten und Angehörigen bestehen. Ich sehe auch, dass ‹Dr. Google› oft zu Verunsicherung führt.»

Vertrauen

Das zentrale Thema des Medizincafés ist Vertrauen. Wenn das Vertrauen eines Patienten in den begonnenen oder noch kommenden Behandlungsweg gestärkt werden kann, ist sehr viel erreicht. In einem vertraulichen und entspannten Gespräch können die Fragen, welche einen Patienten beschäftigen, zur Sprache kommen. Mögliche Gesprächsthemen sind Unsicherheit über Diagnose oder Therapie, Entscheidungsfindung vor Eingriffen, Umgang mit Erkrankungen in der Familie oder allgemeine Gesundheitsfragen.

Selbstverständlich können Patienten mit einer angehörigen Person kommen oder auch eine Angehörige allein, wenn sie Rat sucht.

Mehrere Fachpersonen anwesend

Die Idee des Medizincafés beinhaltet, dass man einfach ohne Voranmeldung kommen kann. Deshalb sind die meisten des Medizincafé-Teams anwesend. Es besteht aus Dr. med. Johann ­Baumgartner, ehemaliger Chefarzt für Chirurgie am Spital Linth, Dr. med. Antonio Bonetti, ehemaliger Leiter Kardiologie am Kantonsspital Glarus (KSGL), Dr. med. Jakob Brunner, ­ehemaliger Leiter Gastroenterologie KSGL, Dr. med. Christof Heim, ehemaliger Leiter Intensivstation KSGL, Dr. med. Roger Kern, ehemaliger Hausarzt in Ennenda, Dr. med. Ueli Nägeli, ehemaliger Hausarzt in Bilten, Prof. Dr. med. Dirk Wilbert, ehemaliger Belegarzt für Urologie KSGL, Dr. med. Woj Wojtyna, ehemaliger Kaderarzt Innere Medizin und Herzerkrankungen KSGL, Dr. med. André Rotzer, ehemaliger Chefarzt Chirurgie KSGL und Dr. med. Jan Ungar, ehemaliger Leiter Psychiatrie am Kantonsspital Schaffhausen.

Jakob Brunner, Präsident des Vereins Medizincafé, Glarus freut sich, dass es jetzt losgeht. «Ich bin überzeugt, dass unser Angebot einem echten Bedürfnis entspricht, und ich freue mich auf die ersten Gespräche.»
Søren Ehlers

 

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