Kandidatenportraits Regierung

Die Regierungsratskandidierenden Daniela Bösch-Widmer und Thomas Tschudi. (Foto: FJ)

Kandidatin und Kandidat: vier Fragen an Bösch und Tschudi
Am 24. März kommt es zum zweiten Wahlgang im Regierungsratskrimi. Der FRIDOLIN porträtiert ­Daniela Bösch-Widmer und Thomas Tschudi und fragt nach Sparpotenzialen, neuen Einnahmequellen und ihrer Nähe zu Partei und Bevölkerung.

Daniela Bösch-Widmer

Personalien: Daniela Bösch-Widmer wurde 1977 geboren, wohnt in Niederurnen und ist Schulische Heilpädagogin. Nach langjähriger Tätigkeit als Primarlehrerin spezialisierte sie sich auf die individuelle Förderung von Lernenden mit besonderen Bedürfnissen. Seit 2009 ist sie Landrätin, seit 2019 gehört sie für Die Mitte dem Landratsbüro an. Bösch-Widmer setzt sich ganzheitlich – also mit Kopf, Herz und Hand – fürs Glarnerland ein und politisiert mit Vernunft, Leidenschaft und Engagement. «Ich engagiere mich für tragfähige Lösungen und setze mich für einen starken und lebenswerten Kanton Glarus ein.»

Person: «Ich bin stolz, Glarnerin zu sein. Durch die gemeinsame Liebe zur Blasmusik habe ich meinen Ehemann Reto Bösch kennengelernt. Obwohl wir kinderlos sind, bezeichne ich mich als Familienmenschen.» Die 46-jährige Daniela Bösch-Widmer ist leidenschaftliche Skifahrerin und liebt es, sich in der Natur und insbesondere in den Bergen zu bewegen. Seit 2020 ist sie Stiftungsrätin für den Freulerpalast Näfels, Museum des Landes Glarus.

Berufliches: Daniela Bösch besuchte das Seminar für Pädagogische Grundausbildung sowie das Primarlehrerinnenseminar in Zürich. Von 2019 bis 2021 bildete sie sich an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Schwyz mit dem «CAS Einführung in die Integrative Förderung» weiter, 2023 schloss sie an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich die Ausbildung zum Master Schulische Heilpädagogik ab.

Nach langjähriger Tätigkeit als Primarlehrerin hat sich Daniela Bösch auf die individuelle Förderung der Lernenden mit besonderen Bedürfnissen spezialisiert. Sie ist Schulische Heilpädagogin und arbeitet in der integrativen, schulischen Förderung auf der Primarstufe. «Die Beratung und Begleitung von Lernenden, Lehrpersonen und Eltern in herausfordernden Situationen erachte ich als persönlich wertvoll. Insbesondere finde ich die tägliche Arbeit mit Schülerinnen und Schülern als sehr bereichernd. Hierbei sind die strahlenden Augen beim Gelingen einer Aufgabe oder das unbeschwerte Lachen in Unterrichtssituationen unbezahlbar.»

Politik: Seit 2019 ist Bösch-Widmer Mitglied des Landratsbüros und 2023 wurde sie mit allen Ratsstimmen zur Landratsvizepräsidentin gewählt. Seit 2009 politisiert sie im Landrat, war lange Jahre Mitglied der Kommission Bildung/Kultur und Volkswirtschaft/Inneres, welche sie in der Legislatur 2014-2018 präsidierte. Sie gehörte der landrätlichen Spezialkommission Touristische Kerninfrastrukturen/Lintharena an und ist aktuell Mitglied der landrätlichen Geschäftsprüfungskommission.

Als Landratsvizepräsidentin, ehemalige Kommissionspräsidentin sowie als aktuelles Mitglied der Geschäftsprüfungskommission kennt sie die politischen Inhalte und Abläufe, die Zusammenarbeit mit dem Regierungsrat und den entsprechenden Departementen. «Die im Beruf geforderte Ziel- und Lösungsorientierung werden mich auch als zukünftige Regierungsrätin leiten. Hierbei zeichne ich mich zudem durch meine Menschenkenntnis, Team- und Führungsfähigkeit, das Aufbringen von Geduld oder auch die Fähigkeit zu improvisieren aus.» 

Vier Fragen an Regierungsratskandidatin Daniela Bösch-Widmer

Gesundheitskosten, soziale Wohlfahrt, Bildung – das sind die grossen Kostentreiber auch bei der Kantonsrechnung. Wo sehen Sie Sparpotenziale?
Es wird eine sorgfältige Auslegeordnung respektive eine Gesamtschau über das ganze Ausgabenspektrum des Kantons brauchen, das heisst unabhängig des Kostentreibers. Dabei wird es wichtig sein, Wünschbares von Notwendigem zu unterscheiden. Diese Prioritätensetzung kann durchaus harte Entscheide zur Folge haben. Aber einseitige oder pauschale Sparaufträge sind nicht effizient und nicht fair, verhindern Fortschritt und schaden zudem der Standortattraktivität.

Zwar ist die Energieproduktion seit Jahrzehnten eine gute Einnahmequelle – doch flossen aus der Axpo-Beteiligung 2023 keine Dividenden. Wo kann der Kanton Einnahmen generieren?
Grundsätzlich ist der Einfluss auf der Einnahmenseite kleiner als bei den Ausgaben. Aber man soll auch hier alle Möglichkeiten überprüfen; zum Beispiel, ob die Totalabgeltung der GLKB an die öffentliche Hand im Bereich der anderen Kantonalbanken liegt oder ob hier allenfalls noch Potenzial besteht. Steuererhöhungen sind für mich das letzte Mittel, ausser vielleicht für spezifische Investitionen mit zeitlich befristeten Bausteuerzuschlägen. – Und zur Axpo: Der Kanton budgetiert für 2024 wieder 1,4 Mio. Franken an Dividenden.

Auch in der Schweiz ist der Graben zwischen ­Regierung/Parlament und Bevölkerung in den vergangenen Jahren tiefer geworden. Was werden Sie persönlich dagegen tun?
Dieser Umstand bereitet mir Sorge. Verständnis füreinander und ein Miteinander von Regierung/Parlament und Bevölkerung sind unabdingbar. Denn nur gemeinsam entwickeln wir Stärke. Ich bin eine sehr gute Zuhörerin und werde den aktiven Dialog mit der Glarner Bevölkerung weiterhin suchen. Denn ich interessiere mich für die Menschen und diese stehen für mich im Zentrum der Politik. Als Brückenbauerin möchte ich einen Beitrag leisten, damit Lösungen und Kompromisse gelingen. Wenn man sich stur hinter Forderungen verschanzt und Fortschritte blockiert, muss man sich nicht wundern, wenn sich die Menschen von der Politik abwenden.

Welche Bedeutung haben die Werte und Positionen der Mitte Schweiz für Ihre politische Arbeit? Gibt es auch Positionen, von denen Sie sich distanzieren?
Ich positioniere mich als Mitte der Mitte und kann hinter den Positionen und Werten der Mutterpartei stehen. Hierbei weisen die Grundpfeiler: Freiheit, Solidarität und Verantwortung den Weg, welche für mich tragend und zielführend sind. So sollen sich die Menschen frei entfalten können, dies jedoch in der Verantwortung und Solidarität gegenüber den Mitmenschen, der Umwelt und dem immerwährenden Blick für die zukünftigen Generationen. Diese Werte begleiten mich in meiner politischen Arbeit stetig. Die Mitte als verbindendes Element, die sich mit ihrer konsensorientierten Politik für tragfähige Lösungen engagiert und sich damit für den Zusammenhalt einsetzt. Das Glarnerland war übrigens mit dem damaligen Fabrikgesetz ein Pionier für eine erfolgreiche Kombination von liberaler Wirtschaftspolitik und sozialer Verantwortung.

 

Thomas Tschudi

Personalien: Thomas Tschudi wurde 1978 geboren, wohnt in Näfels und ist Betriebsökonom FH HWZ sowie eidg. diplomierter Finanzanalytiker und Vermögensverwalter. Seit 2019 ist Tschudi Vizepräsident der SVP des Kantons Glarus, seit 2012 ist er im Landrat. «Als stolzer und politisch aktiver Glarner bin ich mit den aktuellen Herausforderungen unseres Kantons bestens vertraut. Seit 2012 sitze ich im Landrat und nahm in dieser Zeit Einsitz in diversen Kommissionen. Zurzeit präsidiere ich die landrätliche Geschäftsprüfungskommission und kenne dank dieser Arbeit die Geschäfte der Regierung sehr detailliert.»

Beruf und Ausbildung: Als diplomierter Betriebsökonom FH erwarb Tschudi 2010 zusätzlich das eidg. Diplom Finanzanalytiker und Vermögensverwalter. Er ist seit 2020 Abteilungsleiter und als Anlagespezialist mit Führungsaufgabe in einem bekannten ausserkantonalen Institut tätig. Davor arbeitete er in verschiedenen Banken als Finanzfachmann und war Leiter, Bereichsleiter und stv. Abteilungsleiter in den Bereichen strukturierte Produkte und Beratungsmandate.

Privat: Mit seiner Frau und den zwei Kindern wohnt er in Näfels, ist Mitglied in verschiedenen Dorfvereinen, Verwaltungsrat einer Genossenschaft für Alterswohnungen und war Mitglied des Kantonalen Katholischen Kirchenrates. Er joggt, wandert, fährt Ski und Velos und verwaltet die Genossenschaft Neuer Schatz, Näfels.

Politik: Tschudi setzt sich für tiefe Steuern und einen schlanken und effizienten Staat ein. Wichtig ist ihm eine genaue Analyse zwischen den notwendigen und den wünschbaren Staatsaufgaben und eine grössere Eigenverantwortung aller, um die Finanzlage wieder ins Lot zu bringen und nachfolgenden Generationen einen finanziell gesunden Kanton zu hinterlassen. Gute Erschliessung ist für ihn eine Staatsaufgabe, um den Kanton konkurrenzfähig zu halten. Für die bestehenden Probleme auf der Hauptverkehrsachse brauche es schnelle Lösungen und eine langfristige Strategie, wozu neben der Erschliessung auf der Strasse auch der öffentliche Verkehr gehören. Für die Erhaltung des Spitals in Glarus als wichtigem Standortfaktor für den Kanton stehen, so Tschudi, wichtige Entscheidungen an. Zudem müssen, so Tschudi, der Herdenschutz unterstützt und gerissene Tiere den Bauern entschädigt werden. «Ziel muss es sein, kurzfristige Verbesserungen anzustreben und langfristig die Themen zu entwickeln. Die sich bietenden Chancen müssen wir als kleiner Kanton im Alpenraum unbedingt nutzen. Als Vater von zwei Kindern bin ich mir der Verantwortung für unsere nachfolgenden Generationen bewusst.» Das erfordere den haushälterischen Umgang mit den Ressourcen der Natur. «Es ist aber unumgänglich, wirtschaftlich weiterhin leistungsfähig zu bleiben, damit wir uns die Veränderungen auch leisten können. Diese Gratwanderung ist und bleibt eine Herausforderung. Bleiben wir deshalb offen für andere Meinungen und Ideen und suchen wir kooperativ nach guten Lösungen.»

Vier Fragen an Regierungsratskandidat Thomas Tschudi

Gesundheitskosten, soziale Wohlfahrt, Bildung – das sind die grossen Kostentreiber auch bei der Kantonsrechnung. Wo sehen Sie Sparpotenziale?
Sparen kann ein schmerzliches Thema sein. Es ist aber sehr wichtig, dass in der aktuellen Situation eine saubere Auslegeordnung gemacht wird und nach möglichem Sparpotenzial gesucht wird. Die Gesundheitskosten sind ein Thema, das neben den Kantonsfinanzen bei jeder Glarnerin und jedem Glarner durch die stetig steigenden Krankenkassenprämien sehr präsent ist. Die hohen Kosten für ausserkantonale Spitalaufenthalte zeigen auf, dass es wichtig ist, unser Spital den neuen Rahmenbedingungen anzupassen, damit der Erhalt gesichert ist. Die gute Eigenkapitalaus­stattung des Kantonsspitals bietet den notwen­digen «Schnauf» um diese Transformation zu schaffen.
Weiterhin gilt es, das Bewusstsein von allen Bürgerinnen und Bürgern für die Kosten im Gesundheitswesen aber auch in anderen Bereichen zu fördern. Einer weiteren Subventionierung der Krankenkrassenprämien stehe ich deshalb kritisch gegenüber. Interessant finde ich den Gedanken, das Untergymnasium abzuschaffen, welcher beim Podium im Schützenhaus aufgeworfen wurde. Lediglich sieben Kantone kennen ein Untergymnasium. Diese Idee hat sicher in erster Linie Sparcharakter. Sie bietet jedoch auch Chancen. Das Leistungs-Niveau an der Volksschuloberstufe wird sich erhöhen, was wiederum Auswirkungen auf die Attraktivität des Stellenangebots für Lehrpersonen haben wird. Somit kann dem Lehrermangel entgegengewirkt werden. Ein weiterer positiver Effekt wird darin bestehen, dass die Berufslehre von den Jugendlichen wieder vermehrte Aufmerksamkeit erfährt. Es ist nämlich nicht unrealistisch, dass ein Jugendlicher, welcher erst nach der 2. Sekundarschule den Übertritt ins Gymnasium machen kann, vielleicht eine Lehre bevorzugt.
Ganz grundsätzlich ist vermehrt eine neue Bescheidenheit an den Tag zu legen. Es darf auch mal etwas weniger sein.

Zwar ist die Energieproduktion seit Jahrzehnten eine gute Einnahmequelle – doch flossen aus der Axpo-Beteiligung 2023 keine Dividenden. Wo kann der Kanton Einnahmen generieren?
Vorab: es ist nicht unrealistisch, dass zukünftig wieder Dividenden an die Aktionäre, darunter auch der Kanton Glarus, ausgeschüttet werden. Die Ertragslage hat sich deutlich verbessert und der Dividendenverzicht war dem Umstand geschuldet, dass der Bund eine Kreditlinie aussetzen musste, damit die Axpo Garantien für das Handelsgeschäft erbringen konnte. Beim Stromhandel resultierten im vergangenen Jahr für den Kanton deutlich höhere Erträge und für die Zukunft muss man auch wieder darüber nachdenken, ob man zukünftig am Stromverkauf aus dem Pumpspeicherwerk wieder partizipieren möchte. Während in den ersten Jahren des Betriebs hohe Defizite verzeichnet werden mussten, sind die Erträge in den letzten Jahren wieder deutlich positiv. Auf der Einnahmenseite ist mit der nötigen Vorsicht vorzugehen. Es gibt Studien, die deutlich zeigen, dass Steuererhöhungen eher dazu führen, dass sich der Steuerertrag reduziert.

Auch in der Schweiz ist der Graben zwischen ­Regierung/Parlament und Bevölkerung in den ­vergangenen Jahren tiefer geworden. Was werden Sie persönlich dagegen tun?
Im Wahlkampf habe ich realisiert, dass das Bedürfnis der Bevölkerung, sich mit Politikern auszutauschen, gross ist. Es ist somit wichtig, dass dieser Austausch weiter gepflegt wird. Auch nach einer möglichen Wahl weiterhin «einä vu üs» zu bleiben, ist eine Grundvoraussetzung, damit dieser Austausch gelingt.

Welche Bedeutung haben die Werte und Positionen der SVP Schweiz für Ihre politische Arbeit? Gibt es auch Positionen, von denen Sie sich distan­zieren?
Inhaltlich gibt es zur offiziellen Parteihaltung wenig Differenzen. Gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, eine möglichst grosse Freiheit der Bürger und eine unabhängige Schweiz sind wichtige Anliegen meiner politischen Arbeit. Mir ist es aber wichtig, die Unterschiede der schweizerischen SVP und der unserer Glarner SVP aufzuzeigen. Die Aufgabe der schweizerischen Parteileitung ist das Setzen der Themen, welche den Rahmen vorgeben. In den Kantonen werden diese Themen auf die örtlichen Begebenheiten heruntergebrochen. Es ist unser und mein erklärtes Ziel, an Lösungen mit anderen Parteien und Interessengruppen mitzuarbeiten. Verharrt man nämlich auf Maximalforderungen, dann werden sich Partner für Kompromisse nach anderen Parteien umsehen. Ganz grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, dass jedes Parteimitglied sich selbst über die Vor- und Nachteile einer Vorlage auseinandersetzt und unabhängig von der Parteiparole für sich die richtige Meinung findet.

red.

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