Glarner Exportwirtschaft kämpft weiter

Danijela Karelse, CFO der Netstal Maschinenfabrik AG. (Foto: zvg)

Einstmals, 2008, kostete ein Euro 1.65 Franken. Heute liegt er bei 95 Rappen. Der starke Franken ist ein Dauerthema, auch für die Glarner Exportwirtschaft. Der FRIDOLIN befragte Danijela Karelse, CFO der Netstal Maschinenfabrik AG, wie sie die Situation einschätzt.

In den letzten 15 Jahre verlor der Eurokurs gegenüber dem Franken – gespickt mit heftigen Abstürzen und steilen Zwischenaufstiegen – pro Jahr durchschnittlich vier Prozent an Wert. Die Geschichte dieses Abstiegs lässt sich anhand verschiedener Artikel aus «Handelszeitung» und «Cash» nachvollziehen. Nach 2008 sank der Eurokurs ab, und zwar immer steiler. 2011 begann die Schweizerische Nationalbank (SNB) in grossen Beträgen Euro zu kaufen, um den Kurs bei 1.20 Franken zu stützen. Über drei Jahre investierte sie 300 Mrd. Franken. Dann, am 15. Januar 2015, vormittags, beendete sie diese Politik. Dieser Tag ging als der «Frankenschock» in die Wirtschaftsgeschichte ein, der Tageskurs stürzte auf einen Franken hinunter (unter dem Tag kurz sogar auf 85 Rappen).

Der Verband Handel Schweiz erläuterte damals die Schwierigkeiten, die sich für die exportierenden Unternehmen ergaben: «Das Kapital von Handelsunternehmen steckt zum Grossteil in Lagern. Die Unternehmen müssen von heute auf morgen massive Lagerabwertungen vornehmen. Viele Lieferverträge laufen langfristig und können nicht kurzfristig angepasst werden, das heisst, die Beschaffung bleibt weiterhin teuer. Denn die Preise basieren auf der Annahme eines bestimmten Wechselkurses. Die grosse Verunsicherung bei den Kunden der Handelsunternehmen – allen voran der exportierenden Wirtschaft – führt zu einer raschen Abnahme von Bestellungen. Der Handel bleibt auf der Ware sitzen und muss mit den negativen Folgen leben. Gewinner gibt es in der Realwirtschaft keine. Alle haben die verlässliche Planbarkeit verloren – damit einher geht die massive Verunsicherung.»

Nach dem Frankenschock 2015
Nach diesem Schock ging der Eurokurs langsam, aber stetig drei Jahre lang bergauf, bis auf einen Kurs von 1.20 Franken. Seit sechs Jahren sinkt der Kurs wieder mehr oder weniger regelmässig und ist nun bei 95 Rappen angelangt.

Nun wird spekuliert, ob die SNB wieder eingreifen wird. Die Möglichkeiten sind Zinssenkungen, was den Franken als Anlage weniger attraktiv machen und damit schwächen würde. Oder ein erneutes Einkaufen von Euros in Milliardenbeträgen. Angesichts der anhaltenden Verluste der SNB könnte das aber politisch heikel sein.

Daher wird vermutet, dass sich die SNB eher für Zinssenkungen als für Währungsinterventionen entscheiden wird, um den starken Franken zu schwächen. Aber auch hier gäbe es Nachteile: Deutliche Zinssenkungen könnten zu massiv steigenden Immobilienpreisen führen. Ein anderer Schritt für die SNB könnte deshalb sein, bei stabiler Inflation den Leitzins im März 2024 um 0,25 Punkte auf 1,50 Prozent zu senken. Sie könnte so die Frankenaufwertung verlangsamen und der Schweizer Industrie unter die Arme greifen.

Die Situation für die Netstal Maschinenfabrik
Neben dem Euro ist auch der Dollar gegenüber dem Franken schwach. Für alle Firmen, die ihre Produkte exportieren, ist dieser ständige Wechsel ein grosser Stress. Der FRIDOLIN befragte Danijela Karelse, CFO bei Netstal, zu dieser Thematik.

FRIDOLIN: Wie wirkt sich der hohe Frankenkurs bzw. der tiefe Euro- und Dollarkurs auf die Netstal Maschinenfabrik aus?
Danijela Karelse: Die produzierende Industrie in der Schweiz steht generell vor grossen Herausforderungen aufgrund des starken Frankens. Konkret für die Netstal heisst es, dass unsere Maschinen im Ausland teurer werden und wir Auftragseingang verlieren.

Wie wehren Sie sich gegen die Abwertung von einstmals 1.65 Franken auf 0.95 Franken in fünfzehn Jahren?
Die Schweiz hat in ihrer Geschichte mehrere Abwertungen erlebt und die Industrie hat sich mit verschiedenen Massnahmen dagegen gewehrt.

 

Regierungsrätin Marianne Lienhard, Departementsvorsteherin Volkswirtschaft und Inneres beantwortete dem FRIDOLIN die Frage: «Was kann die Glarner Politik beitragen?»

Um die Glarner Exportwirtschaft zu stärken, kann die Politik auf zwei Arten unterstützen. Erstens durch die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen, zu denen rechtliche und regulatorische Vorgaben, die wirtschaftliche Infrastruktur sowie steuerliche Anreize zählen. Zweitens kann sie gezielte Massnahmen zur Förderung bestimmter Bereiche ergreifen. Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf ein Dreieck bestehend aus folgenden Punkten:

Zum einen ist das die Erschliessung und Förderung des Fachkräftepotenzials. Hierbei spielen Investitionen in Bildung und die gezielte Förderung von Fachkräften eine zentrale Rolle. Projekte wie «MINTGL» stellen einen sehr nachhaltigen Ansatz dar.

Zum anderen fördert der Kanton Innovationen. Dies beinhaltet die Unterstützung von Innovationsprozessen sowie die Sicherstellung des Zugangs zu Know-how. Die Förderung von Clustern oder Schlüsselbranchen stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und trägt zur Entwicklung der gesamten Branche bei.

Und drittens ist es die Bereitstellung von Entwicklungsraum für Glarner Unternehmen. Hierbei sind Instrumente wie eine aktive Flächenpolitik von Bedeutung.

Zur Umsetzung dieser drei Aspekte stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, darunter die neue Regionalpolitik sowie spezielle Förderprogramme und Angebote.

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