Rezepte gegen Fachkräftemangel

Ausbildungssituation in der Lehrwerkstatt der Sauter Bachmann AG mit Anja Dürst, Polymechanikerin EFZ, 2. Lehrjahr und Claudio Sovrano, Leiter Lehrwerkstatt, Praxisbildner. (Foto: zvg)

Fachkräftemangel ist in vielen Branchen eine Herausforderung. Die Ursachen sind vielfältig: Konjunktur, Demografie, ­Ausbildung und Strukturwandel. Die meisten Faktoren können die Unternehmen nur bedingt beeinflussen. Der FRIDOLIN präsentiert drei Glarner Unternehmen, die die Herausforderung erfolgreich meistern.

Der Industriebetrieb Sauter Bachmann in Netstal entwickelt und produziert seit über 100 Jahren Zahnräder, Getriebe und Antriebssysteme in höchster Qualität für die Industrie, die Luft- und die Raumfahrt. Dazu sind Fachkompetenzen in verschiedenen Bereichen erforderlich. Max Bachmann, Managing Director: «Wir investieren heute bedeutend mehr Ressourcen in die Rekrutierung von Fachpersonal, von Lehrlingen und allgemein in Massnahmen zur weiteren Verbesserung unserer Attraktivität am Arbeitsmarkt als noch vor fünf bis zehn Jahren.»

Diese Situation beurteilt Bachmann als Chance: «Wir können in vielen Bereichen das Heft selber in die Hand nehmen, um unsere Ausgangslage als interessanter Arbeitgeber in der Region zu steuern.» Zum Beispiel die Ausbildung. Seit Jahren bietet das Unternehmen jungen Menschen Arbeitsplätze im mechanischen und technischen Umfeld: Polymechaniker/-innen, Produktionsmechaniker/-innen, Konstrukteur/-innen, Logistiker/-innen und ab 2025 wieder KV-Lernende. Bachmann begründet dieses Engagement so: «Wir stehen selber in der Verantwortung, für Nachwuchs zu sorgen, in dem wir in die Ausbildung investieren. Generell ist es uns ein Anliegen, all unseren Mitarbeitenden Ausbildungsmöglichkeiten anbieten zu können.»

Ebenso wichtig sei das Arbeitsumfeld, betont Bachmann: «Wir möchten unsere Arbeitnehmenden mit flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen motivieren, Verantwortung zu übernehmen, um rasch und effizient handeln zu können.»

Pflegeeinrichtung
Glarus Süd Care ist – wie alle Einrichtungen der Kurz- und Langzeitpflege – vom Mangel an Pflegefachpersonen betroffen. «Für unsere Häuser in Glarus Süd kommt noch die abgelegene geografische Lage als weiteres Hindernis in der Rekrutierung hinzu», so Rüdiger Niederer, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Doch wie geht man dagegen an? «Wir positionieren uns als attraktives Unternehmen.» Zudem wird viel unternommen, um die Mitarbeitenden im Unternehmen zu behalten. «In einer Befragung wollten wir herausfinden, wie wir die Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten erhöhen können, um so auch die Abwanderung von Fachkräften in andere Berufe zu reduzieren.»

Am 1. Dezember will Glarus Süd Care eine Mitarbeiter-App einführen. «Informationen aus der Geschäftsleitung erreichen die Mitarbeitenden künftig auf dem Smartphone und sie können sofort den Dialog aufnehmen.» Zudem werden neue Arbeitszeitmodelle umgesetzt. Auch die Wertschätzung wird im Newsletter und in den Sozialmedien zum Ausdruck gebracht. Ob Arbeitsjubiläum oder Engagement für Tagesgäste und Bewohnende – es wird öffentlich anerkannt. «Das Feedback darauf ist sehr positiv und motiviert uns, diesen Weg weiterzugehen.» Damit langjährige Mitarbeitende wieder zurückkommen, werden flexible Arbeitszeiten und Pensen geboten, man geht auf besondere Wünsche ein und es wird Fort- und Weiterbildung angeboten.

Gewerbebetrieb
«Ohne zufriedene Mitarbeiter kannst du keinen Erfolg haben», so This ­Blumer vom Generalunternehmen Bäbler & Blumer Engi. «Ein freundschaftliches Team, gute Führungskraft, selbstständiges Arbeiten und vor allem das Vertrauen von der Chefetage, auch wenn einmal etwas in die Hose geht.» Das Team aus Zimmermeistern, Konstrukteuren, Bau-Polieren, Schreinern, Maurern und Landschaftsgärtnern bietet handwerkliche Kompetenz und ist auf Fachkräfte angewiesen. Blumer ist überzeugt: «Wenn sich alle Mitarbeiter, Vorgesetzte und die Chefetage wohlfühlen, gibt das eine wunderbare und positive Dynamik, die alle zu spüren bekommen, auch die Kunden.»

Dazu trägt Wertschätzung bei. «Die Jubiläumsreise zum 40-jährigen Jubiläum, Skitage, das Weihnachtsessen oder Grillabende mit Kind und Kegel sind ein Dankeschön an die Mannschaft, die den Erfolg mitverantwortet», sagt Blumer. Ob solche, welche die Stelle wechseln, Zuzüger oder Quereinsteiger, die eine neue Herausforderung suchen, hauptsächlich seien es Bekannte der aktuellen Arbeitnehmer. Ein gutes Firmenimage ist wichtig, um Neue zu finden, hoher Lohn oder Stellung sind keine Garanten für einen guten Arbeitsplatz, besser stolze Mitarbeiter, die an ihre Klingel schrieben: «Steiner Peter, Eternitmitarbeiter».

Fredy Bühler, Fridolin Jakober

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