Seit dem 1. Mai 1923 gibt es die Gemeindestube Schwanden. Samuel Blumer, der Gründer der Therma AG, hatte mit einem Legat von 20 000 Franken dieser Begegnungsstätte einen erfolgreichen Start ermöglicht. Hier konnten die Arbeiterinnen und Arbeiter der Therma in ihrer Freizeit Kurse, Vorträge und literarische Lesungen besuchen und dabei günstig etwas trinken. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

70 Jahre lang funktionierte die Gemeindestube ohne Statuten, ohne Hauptversammlung und ohne Rechnungsabnahme. Eine Kommission erledigte mit Engagement die Geschäfte. Als im Jahre 1990 in Schwanden das Gemeindezentrum eröffnet wurde, entstanden auch für die Gemeindestube neue Möglichkeiten, und sie erhielt nicht nur in der Region breitere Beachtung. Beiträge aus dem Glarner Kulturfonds, von Gönnern und Sponsoren sowie Patronate erforderten eine offizielle Struktur.

450 Mitglieder
So wurde am 30. Oktober 1992 aus der Gemeindestube der Verein Gemeindestube Schwanden. «Heute haben wir 450 Mitglieder», erzählt Ruth Tüscher. Sie ist seit 2008 aktives Vereinsmitglied und seit 2016 dessen Präsidentin. Damals wurde die Gemeindestube in Kulturverein Glarus Süd umbenannt. Das Ziel ist geblieben: «Der Verein pflegt und fördert das kulturelle Leben in der Gemeinde Glarus Süd mit Konzerten verschiedener Stilrichtungen, Kabaretts, Vorträgen, Lesungen und Unterhaltungsabenden aller Art sowie einer Weihnachtsfeier für die Pensionierten der Gemeinde Glarus Süd. Der Verein pflegt und fördert einheimisches Schaffen.»

Beliebte Weihnachtsfeier
Unverändert ist auch das Engagement der neuen Vorstandsmitglieder. Jährlich werden rund 20 Veranstaltungen organisiert. «Die grösste und wichtigste ist die Weihnachtsfeier», so Ruth Tüscher. Die erste fand im Jahre 1923 statt und hiess damals Altersweihnacht. «Da durften alle alten, armen, einsamen und kranken Leute der Kirchhöri Schwanden gratis einen Teller heisse Suppe, einen Kaffee, ein Stück Torte und ein Sandwich geniessen», wie Tüscher erzählt. Auch heute ist der Eintritt an die Weihnachtsfeier kostenlos. Die Feier ist sehr beliebt: «Offiziell beginnt sie um 12.00 Uhr. Es gibt aber immer Leute, die viel früher anstehen.»

Die kulturellen Veranstaltungen finden von Oktober bis April statt, sie sind so vielfältig wie eh und je: Musik, Tanz, Theater, Lesungen oder Comedy. «Wir engagieren so oft wie möglich einheimische Künstlerinnen und Künstler», erzählt Tüscher. Aber auch bekannte Stars wie Schauspieler Mike Müller oder die Puszta Company mit Madeleine und Mirjam Niggli. «Stars füllen das Gemeindezentrum und damit auch unsere Kasse», sagt Tüscher.

Viel ehrenamtliche Arbeit
Auch wenn die Mitglieder des Vorstandes viel ehrenamtliche Arbeit leisten, die Veranstaltungen kosten Geld. Die Künstlerinnen und Künstler erhalten eine Gage, auch Werbung und Saalmiete kosten. Einen grossen Beitrag dazu leisten die Vereinsmitglieder mit ihren Jahresbeiträgen. «Wertvolle Unterstützung bekommen wir von der Gemeinde Glarus Süd und vom Kanton», ergänzt Tüscher. Das füllt den Topf jedoch nicht ganz: «Ich schreibe jedes Jahr 200 Bettelbriefe an potenzielle Gönner.» Und für zahlreiche Vorstellungen übernehmen private Personen oder Firmen das Patronat. «Ohne diese Unterstützung könnten wir kaum Vorstellungen bieten.»

Auch für die Jubiläumsfeier an diesem Wochenende hat Ruth Tüscher rund 500 potenzielle Gönner und Sponsoren angeschrieben, mit einem tollen Erfolg: «Wir haben rund 80 Prozent des Budgets zusammen.»

Das kulturelle Angebot ist für die ­Gemeinde und für den Tourismus wichtig. «Wir haben auch Ferienhausbesitzer, die Mitglied sind und eine Saisonkarte haben.» Zudem, davon ist Tüscher überzeugt, müsse man Kultur live erleben. «Ein Auftritt im Fernsehen hat nie dieselbe Qualität.»

Grosse Feier zum Geburtstag
An diesem Wochenende erleben nun die Mitglieder des Kulturvereins Glarus Süd einen Abend mit spezieller Qualität. «Zum 100-jährigen Jubiläum haben wir ein vielfältiges Programm organisiert», sagt Ruth Tüscher. Details will sie nicht verraten. Nur so viel: «Es werden verschiedene einheimischen Künstlerinnen und Künstler auftreten. Und es gibt einen Ehrengast.» Wer einen Blick auf die Programme der vergangenen Jahre wirft, weiss: Auch dieser Abend wird ein unvergessliches Vergnügen.