Spass am Sparen

Fern der Heimat: der CUPRA Born an der Haltestelle Dalaus am Heinzenberg. (Foto: FJ)

Im Frühling in ein neues Auto steigen und das Pedal durchtreten – das macht die Testfahrt zum Erlebnis. Im Frühling in den CUPRA Born einsteigen und das Pedal durchtreten – das macht auch mit 62 Jahren einen Riesenspass. Besonders wenn der Schalthebel auf B steht – B wie Born der Freude.

Als ich Rebekka Schindler eröffne, dass ich mit dem E-Auto nach Masein in Graubünden fahren wolle, warnt sie mich: «Sie wissen, dass Elektroautos keine Autobahnkilometer mögen.» Das sollte eigentlich heissen: E-Autos haben zwar ein tolles Drehmoment von Beginn weg, wer aber mit hoher Leistung durch die Pampa reist, der muss bald einmal zur E-Tankstelle und nachzapfen. Hab’ ich gemacht – in Thusis bei Agrola über den Mittag. Während ich ein Sandwich mampfte, presste die Schnellladezapfsäule die fehlenden schätzungsweise 26 Kilowattstunden in Windeseile in den Tank. Der einzige Unterschied: Frau Blumenthal von der Landi-Tankstelle bekam nicht einmal mit, dass ich tankte – QR-Code und Postfinance-App sei Dank! Das bedeutet aber auch: Frau Blumenthal wird von der Tankwartin irgendwann zur Kioskfrau.

Der Newtonmeter
«Jetzt auch mit 231 PS erhältlich» heisst die Affiche zum Modell, zu dem mir Gianni Maggio von der Tondo AG den Schlüssel in die Hand drückt. Das ist das derzeitige Top-Modell (es gibt den Born auch mit 204 PS), das maximale Drehmoment sind 310 Newtonmeter, die mich in 2,6 Sekunden von 0 auf 50 km/h bringen und ebenso schnell vorbei am 2-Liter-GTI-Trödler vor mir, der gerade die Blumen zählt. Man ist in diesem Bereich einfach schneller als Schaltwagen-Diesel- oder -Benziner-Fahrer und schwenkt schon vor ihnen wieder ein, bevor sie den Schalthebel gefunden und das Pedal gedrückt haben.

B wie Born der Freude
Zu Beginn zeigt das Display mir 100 Prozent Ladung (das sind die 77 kWh des E-Boost) und eine Reichweite von 400 Kilometern und ein paar Zerquetschten an. Nachdem ich von Mitlödi bis nach Glarus gefahren bin, sind es noch gleich viel Zerquetschte und auch die Fahrt nach Mollis, zurück nach Glarus, mit meiner Schwester nach Niederurnen und von dort wieder nach Mollis kostet mich geschätzte 4 Prozent Batterieladung oder in Zahlen: Die Reichweite hat sich bei gefahrenen 31 Kilometern bloss etwa um 15 Kilometer verringert. Ein Zauber? Nein, die Ein-Pedal-Schaltstellung B in Kombination mit dem Eco-Modus. Ich könnte ja auch die Sau rauslassen und den CUPRA-Modus einschalten, aber ich bin in wenigen Tagen 62 Jahre alt, das lasse ich bleiben. Wer auf B das Gaspedal etwas loslässt, rekuperiert bereits wieder Energie. Fast freut man sich auf Kreisel und Ampeln, denn nach jeder Ampel hat das Auto wieder etwas mehr Elektro im Tank. Im Gegensatz zur Autobahn.

Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn …
So sangen einst «Kraftwerk» zu einer Zeit, als es zwar schon viele Kraftwerke, aber kaum E-Autos gab. Am Steuer des E-Autos kommen bei mir hier erste Reichweitenängste auf – dabei bleibe ich brav hinter dem Lastwagen und chille. Hatte ich dank hohem Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen im Glarnerland nur die Hälfte der gefahrenen Kilometer als Reichweite verloren, «rinnt» dort die Elektrizität, selbst bei entspannt gleichgültig gleitendem Fahren, fast sichtbar aus dem «Auspuff» – auf den 90 Kilometern bis Masein sinkt die Reichweite von 386 auf 250 Kilometer, das sind 46 Kilometer mehr, als es Kilometer sind. Aber es sind entspannte Kilometer und wenn ich – am Heinzenberg – den CUPRA zum Shooting kurz verlasse, verabschiedet er mich mit einem hübschen Klang und empfängt mich mit wunderbar violetten Streifen in der Tür und einem Head-up-Display, fast als wäre ich Jet-Pilot. Nice!

Emotionale Fahrer – und so einer bin ich – sollten alle von Zeit zu Zeit hinters nervenschonende E-Steuer sitzen, obwohl es auch Fahren ist, so ist es doch viel entspannter, gelassener und wahrscheinlich jetzt von den Energiepreisen her gesehen auch noch günstiger, insbesondere im Glarner Ein-Hauptstrassen-Verkehr. Fazit: Der Glarner Stop-and-go ist eine Einladung, um aufs E-Auto umzusteigen. Der Zweit-Benziner in der Garage macht dort Spass, wo man nach Italien oder in die Bretagne fährt und lange bei hoher Leistung unterwegs ist. Beides zusammen ist derzeit noch nicht zu haben.

FJ

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