Stars zum Greifen nah

Das Kommithée fuehr Müsick: (hinten von links) Urs Hauser, Otti Fischli, André Maerz, (vorne von links) Cornelia Leiser, Christine Spiri, Sabine Danckwardt. (Foto: zvg)

Sechs Konzerte sehr unterschiedlicher Bands und als Höhepunkt eine gemeinsame Jamsession – das war «Jazz in Glarus». Der FRIDOLIN sprach nach dem Anlass mit André Maerz als einem der Verantwortlichen dieses Erfolgs.

FRIDOLIN: Wie lange gibt es Jazz in Glarus schon und wie hat es sich im Laufe der Jahre entwickelt oder verändert?
André Maerz: Wir gründeten das Kommithée fuehr Müsick 1987. In diesen 35 Jahren haben wir über 350 Konzerte veranstaltet. Die Glarner Jazz-Szene ist aber einiges älter, deshalb haben wir vor vier Jahren das erste «Jazz in Glarus» organisiert, das auf «60 Jahre Jazz im Glarnerland» zurückblickte.

Die lange Jazznacht im GH Ennenda war von den Besucherzahlen her ein voller Erfolg, es war ausverkauft ...
Ich durfte sehr viele positive und begeisterte Rückmeldungen hören. Vielen Besuchenden gefiel das vielseitige Programm und dass es keine Umbaupausen gab, da wir abwechselnd zwei Bühnen bespielten. Auch von den Musikerinnen und Musikern habe ich grosse Freude gespürt.

Positiv war aus Besuchersicht auch die Zusammenarbeit mit Sirana Catering und das Ziel «Foodwaste vermeiden». Hat sich das Konzept bewährt?
Zuerst kam während der Vorbereitung die schlechte Nachricht, dass das Wirte­paar vom «Trigonella» aufhört. Denn es war geplant, dass die Bewirtung während des Festivals komplett unabhängig von unserer Organisation läuft, das «Trigonella» hätte freie Hand gehabt. Da wir ein Musikfestival und kein Essfestival veranstalten, wollten wir es danach möglichst einfach halten. Essen konnte man nur im Vorverkauf buchen. Am Donnerstag meldete ich dem Caterer, es seien 220 Essen verkauft, und schloss den Vorverkauf. So gab es kaum Zubereitungsverluste und keine Essensverschwendung. Die Besuchenden fanden das Essen lecker.

Gibt es einen speziellen Moment, an den Sie sich erinnern werden?
Die Entwicklung des Kartoni-Areals liegt mir sehr am Herzen. Deshalb hielt ich nach der ersten Band einen Vortrag zum Projekt «Nukleus». Hundert Personen hörten zu und liessen sich für dieses Projekt begeistern.

«Jazz in Glarus» war auch Plattform für die Glarner Musikschule. Bleibt das so?
Wir haben eine fantastische Zusammenarbeit mit der Musikschule. Wir können anrufen und fragen: «Spielt Ihr am nächsten unserer Anlässe?» – und das klappt. Sie haben die Big Band «Capric(h)orns» und die «Little Big Band», ich bin Fan von beiden. Für mich sind Big Bands die Königsklasse des Jazz.

Stimmt es, dass der Tontechniker vom «moods»in Zürich kam?
Ja. Bei den meisten unserer Konzerte ziehen wir professionelle Tontechniker bei. So sandte uns im Vorfeld des Auftritts von Bill Laurance, dem mehrfachen Grammy-Gewinner, sein Team den «Technical Rider» zu. Dieses achtseitige Dokument beschrieb detailliert, was an Ton- und Lichtausrüstung bereitstehen muss. Das können wir selbst gar nicht leisten, deshalb holen wir Profis. Ein perfekter Ton ist unabdingbar für Konzerte. Dazu kommt, dass wir von sehr vielen unserer Konzerte nun professionelle Tonaufnahmen und viele Videos haben. Das stellen wir dann alles auf unsere Seite www.kfm.gl

Wo sind die Musikerinnen und Musiker jeweils untergebracht?
Die langjährige Zusammenarbeit mit dem «Glarnerhof» bewährt sich. Immer wieder gibt es Lob für das gute Essen. Dass man die riesigen Cordon bleus erst nach dem Auftritt essen sollte und nicht davor, hat sich bei den Musikerinnen und Musikern inzwischen herumgesprochen.

Können Sie etwas zu den Eigenheiten von Bandmitgliedern sagen? Gibt es Starallüren wie es in  Berichten   von «Sound of Glarus» zu lesen war?
«Sound of Glarus» und «Jazz in Glarus» sind komplett unterschiedliche Veranstaltungen. Ich finde, Jazz funktioniert nur, wenn er im kleinen Rahmen stattfindet. Publikum und Künstler sind sich sehr nah. Auch Weltstars lassen sich darauf ein. Als Trompeter Franco Ambrosetti bei uns auftrat, brachte er anstatt zwei spontan vier Musiker mit, darunter einen Drummer. Darauf waren wir nicht vorbereitet, und deshalb gab es kein Schlagzeug. «Habt Ihr eine Küche hier?», fragte der Drummer und spielte am Abend mit Töpfen und Pfannendeckeln ein unvergesslich tolles Konzert.

Sie sind seit wenigen Tagen pensioniert. Welche Pläne haben Sie?
Das Projekt «Nukleus» auf dem Kartoni-Areal, da werde ich mich weiter stark engagieren. In vier Jahren soll das nächste «Jazz in Glarus» auf der Bühne des «Nukleus» durchgeführt werden. Weiter archiviere ich «Glarner Jazz ab 1960». Wir haben sehr viele Fotos, Texte und Videos und werden die reichhaltige Konzerttätigkeit dokumentieren und zugänglich machen.

Gibt es auch Jazz-Highlights für Leute, die «nichts von Jazz verstehen»?
Da empfehle ich sehr gerne das Konzert von Sandro Roy und der Unity Band vom Samstag, 16. September, im Anna Göldi Museum. Sie werden mitreissenden Gypsy-Swing spielen. Eine Vorschau gibt es auf www.kfm.gl

Søren Ehlers

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