Feierlichkeiten zum 200. Todestag von Hans Konrad Escher von der Linth

Zehn Nachfahren von Hans Konrad Escher von der Linth mit dem Porträt des Verstorbenen. (Foto: Sepp Altmann)

Am Donnerstag, 9. März, fand im Kreuzstift Schänis die Gedenkfeier zum 200. Todestag von Hans Konrad Escher von der Linth statt. Escher wohnte hier während seiner Arbeit an der Linthkorrektion. Landesstatthalter Kaspar Becker durfte, neben allen Gemeindepräsidien des Linthgebietes und den Mitgliedern der Linthkommision, auch zehn Nachfahren Eschers begrüssen.

Hans Konrad Escher wurde 56 Jahre alt. Mit dem Linthgebiet befasste er sich fast 30 Jahre lang wissenschaftlich, politisch und praktisch. 1807 bis 1823 leitete er den Bau der Kanäle, welche die Hochwassergefahr in der Walensee- und Linthregion bis heute bannen. Er hat den soliden Grundstein für eine vor Hochwasser geschützte und prosperierende Linthebene gelegt. Seine Pioniertat trug ihm 1823 posthum den erblichen Ehrentitel «von der Linth» ein, verliehen vom Kanton Zürich.

Trotz vieler Widerstände machte Escher damals fast Unmögliches möglich, sein kräfteraubendes Engagement führte zu seinem frühen Tod. Escher hätte aufgrund seiner Herkunft ein bequemes Leben führen können. Stattdessen wurde er zum Kämpfer und Wohltäter für die Anliegen des Volkes. Eschers Werk war auch für das Selbstverständnis des frühen schweizerischen Bundesstaates grundlegend. Die «Linthunternehmung» wirkte als in­tegrierender Gründungsmythos der modernen Schweiz.

Nachruf und Grabgedicht
Schauspieler Helmut Vogel trug den Nachruf von Paul Usteri, der kurz nach Eschers Tod auf der Front der NZZ erschien, und ein kurze Zeit später erschienenes Grabgedicht von Johannes Hanhart vor. Elizabeth Kalmar, Musiklehrerin aus Schänis, umrahmte die Feier mit Cellomusik. Lebenslauf, Nachruf, Gedicht und Auszüge aus der Würdigung durch Landesstatthalter Kaspar Becker können auf www.fridolin.ch. nachgelesen werden.

Sepp Altmann

    Landesstatthalter Becker würdigt Escher
    Nachstehend ein Auszug aus der Würdigung durch Regierungsrat Kaspar Becker, der den Historiker Daniel Speich zitierte: «Die Ufer des Walensees waren ein elender Ort. Es herrschte eine Wassernot, die kein Ende zu nehmen schien. Überschwemmungen, Sümpfe und Krankheiten bedrohten die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Die Landwirtschaft geriet in grosse Not, es konnten nur noch Riedpflanzen und Streue angepflanzt werden. Zu den Überschwemmungen und Versumpfungen kam mit dem zweiten Koalitionskrieg auch eine gewaltige Belastung durch kaiserliche und französische Truppen. Sehr hart traf es das ständig überschwemmte Weesen, wo im September 1799 nicht weniger als 80 000 österreichische Soldaten zu verpflegen waren. Schliesslich brachten die Kriege die Handelstätigkeiten der Glarner Kaufleute praktisch zum Erliegen. Die Baumwollindustrie, von der viele Heimarbeiter im Glarnerland lebten, brach zusammen. Erwerbslosigkeit und Hunger folgten darauf. Viele Beobachter dachten, die Untätigkeit und Passivität der Bevölkerung sei der Hauptgrund für die Überschwemmungen. Die Menschen wurden als matte, kraftlose Personen beschrieben. Und tatsächlich kam es im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts vermehrt zu Erkrankungen wie Malaria. Die Zeitgenossen nannten die Fieberschübe ‘Gfrörer’. Die grosse Not der Bevölkerung kam vor die Tagsatzung, das heisst vor die Konferenz der alten Orte der Eidgenossenschaft, die bis 1798 gemeinsam das Land regierten. Doch die Delegierten der Kantone konnten sich nicht auf Hilfsmassnahmen einigen. Gemäss dem damaligen Staatsverständnis hielten sich die Räte der Länder Glarus, Schwyz und Zürich nicht dafür zuständig, grosse Infrastrukturbauten wie eine Seeabsenkung oder eine Flusskorrektion durchzuführen.» Vor dem Hintergrund von Krieg, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Armut war die Korrektion der Linth eine gewaltige Herausforderung. Die Rahmenbedingungen waren extrem schwierig, das Vorhaben technisch, politisch und wirtschaftlich äusserst komplex. Es brauchte Mut, Durchhaltevermögen, Fleiss und Weitsicht. All das hat die Person Hans Konrad Escher von der Linth in sich vereint.

    Back To Top