Wanderreisen Marokko (2014 - 2022) Reise I: …in die Wüste

Guide Omar und Hussein schreiten ruhig in den Wüstensturm hinein. (Foto: Albert Schmidt

In diesem zweiten Teil der Reise I beschreibt Albert Schmidt den Weg «Durchs Erg Lihoudi beim Lac Iriqi». In der Ausgabe vom 5. Januar 2023 folgt dann die Reise II  «Über den Djebel Bani in die Sahara».

Durchs Erg Lihoudi beim Lac Iriqi
Zwei Tage später geht es durchs Vallée du Draa weiter in den Süden nach Mhamid, das in der Zeit der grossen Salzkarawanen durch die Sahara ein bedeutender Etappenort war. Ein kurzer Marsch führt zur Oase, in der sich die ersten Dünen mit dem Palmenhain zu einer wundersamen Einheit verbunden haben. Hier sind auch die Berber-Nomaden aus der Sahara eingetroffen mit ihren wertvollen, stolz wirkenden Tieren, deren unergründlicher Blick immer in die Weite der Wüste zu gehen scheint. Am andern Morgen wandern wir in eine Sanddünenwelt hinaus, die sich uns mit ihren vom Wind geformten Kämmen und gerippelten Texturen wie eine Wunderwelt aus Tausendundeiner Nacht präsentiert. Unser Empfinden, Staunen und Dasein öffnet sich mit jeder Wanderstunde mehr der Unendlichkeit der Wüste.

Wüstensturm
Am dritten Tag lernen wir aber auch die Härte der Wüste kennen. In der Nacht beginnt ein Wind am Zelt zu rütteln, der beim Morgenritual noch moderat ist. Bald nach dem Aufbruch wird er immer stärker: Ein gefürchteter Sandsturm kommt auf. Glücklich der Wüstengänger, wenn der Wind in die gleiche Richtung bläst, in der er sein Tagesziel hat! Der blaue Chesch der Berber wird fest um den Kopf gewickelt, aber bald einmal hat man Sand hinter Brille, Kleidern und zwischen den Zähnen. Unser Guide Omar Taha geht neben Hussein, dem ersten Dromedarführer, leichten Schrittes und ohne Aufregung in die staubig ver-wirbelte, unübersehbare Weite hinaus. Er braucht weder GPS mit Tracking noch einen Kompass, sein Gefühl fürs Gelände und seine Erfahrung leiten ihn sicher. Und eine Landkarte mit derjenigen Präzision einer schweizerischen gibt es für eine Dünenwüste sowieso nicht. Niemand starrt aufs Handy, mit dem man hier ohnehin keine Verbindung hat. Es wäre eine heilsame Erfahrung für die meisten Menschen heutzutage, für einige Zeit ohne tägliche Infoflut und gar nicht erreichbar zu sein! Die Wüste lehrt vor allem Verzicht. Ich bewundere im Stillen unsere Begleiter, wie sehr sie mit ihrer archaischen Umwelt verbunden sind. 

  • Abend bei einem Camp im Dünenmeer des Erg Smer. (Foto: Albert Schmidt)

    Abend bei einem Camp im Dünenmeer des Erg Smer. (Foto: Albert Schmidt)

  • Unsere Dromedarkarawane zieht unter der Düne des Glücks vorbei. (Foto: Albert Schmidt)

    Unsere Dromedarkarawane zieht unter der Düne des Glücks vorbei. (Foto: Albert Schmidt)

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    Gegen Mittag wird die Hitze mit über 40 Grad drückend. Omar und Hussein finden nach einigem Suchen den ihnen bekannten Lagerplatz in einer Trockenmulde, die Karawane mit den andern sechs Last-Dromedaren folgt. Nach fast sieben Stunden Laufen im heissen Wüstenwind. Für uns heisst es dann noch: Abwarten mit viel Trinken im trüben Sonnenlicht, weil die Dromedarführer das grosse, schattenspendende Mannschaftszelt erst aufstellen können, nachdem der Wind gegen Abend nachgelassen hat.

    Aber der neue Tag beginnt mit einem klaren Morgen ohne Wind und zeigt uns nun die staunenswerte Schönheit der Wüste. Wir steigen auf die höchste Düne hinauf, die um die 100 Meter hoch ist. Nach dem Sandsturmtag formvollendet und jetzt ohne jede Spur. Wir sitzen auf dem höchsten Kamm und schauen hinunter, wo unsere Karawane durch die kleineren Dünen schreitend dem nächsten Lager entgegenzieht – aufs Neue prägt sich uns damit eine Szenerie wie aus alten Zeiten Afrikas unvergesslich ein.

    Albert Schmidt

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