Grenzen verschieben

Nicole Reist: Erfolg entsteht ausserhalb der Komfortzone.(Foto: Willi Baumgartner)

Nach Motorrad-Weltmeister Dominique Aegerter durfte ELYSATOR Engineering in Bilten beim Samichlaus-Apéro einen weiteren prominenten Gast begrüssen.

Die weltbeste Utra-Radmarathon-Fahrerin Nicole Reist (dreifache Kategorien-Gewinnerin des Race Across America (RAAM) und fünffache Gesamtsiegerin des Race Around Austria), gab einen Einblick in den Extremsport Ultracycling. Das sind Rennen von 1000 bis 5000 Kilometern Länge, die Tag und Nacht andauern. Reist gewann seit 2012 sämtliche Rennen, bei welchen sie startete. Ihr Motto: «Erfolg entsteht ausserhalb der Komfortzone». Das gilt für sie, die 38-jährige dipl. Technikerin HF Hochbau ebenso, wie für die weltweit tätige ELYSATOR Engineering in Bilten.

Einzelsport, doch nicht ohne Team
Reist vermittelte visuelle Eindrücke vom RAAM 2022 und gab tiefe Einblicke in ihren Alltag als Berufsfrau und Sportlerin: «Dass etwas schwer ist, bedeutet nicht, dass es unmöglich ist.» Nach 10 Tagen, 4 Stunden, 13 Minuten und mit lediglich neun Stunden Schlaf erreichte sie den Zielort Annapolis in Maryland, erneut als Siegerin in ihrer Kategorie und Gesamtdritte. Sie bewältigte fast 5000 Kilometer, mehr als 55 000 Höhenmeter bei Temperaturen, die innerhalb von 24 Stunden von 0 auf 50 Grad stiegen. Sie durchfuhr dabei vier Zeitzonen, stürzte dreimal und brach sich das Schambein: «Knallharte Disziplin ist meine grösste Stärke.»

Um auf 40 bis 50 Trainingsstunden pro Woche zu kommen, verfolgt sie einen strikten Zeitplan: Tagwache 01.30 Uhr, dann 3 Stunden Training, bevor sie um 05.00 Uhr ihren 100 Prozent-Job beginnt, welcher bis 16.00 Uhr dauert. Danach erneut Training. Zwischen 19.00 und 20.00 Uhr geht sie zu Bett. Reists Erfolgsformel: 33 Prozent Körper, 33 Prozent mental, 33 Prozent Team, 1 Prozent Glück. Das Material erachtet sie eher als zweitrangig.

Rekorde sind da, um gebrochen zu werden
Ein weiteres beeindruckendes Kapitel schrieb Reist auf den 1044 Kilometern der «Tortour» rund um die Schweiz. Nur acht Wochen nach ihrem Unfall und mit zwei Wochen Training gewann sie dieses vielleicht wichtigste Rennen ihrer Karriere bei Dauerregen souverän und stellte mit 40 Stunden und 15 Minuten einen neuen Streckenrekord auf. 2023 will sie Dänemark (1600 km), Polen (3600 km) und Österreich (2200 km) umrunden, 2024 den Gesamtsieg am RAAM erkämpfen. «Es ist meine Leidenschaft, an die Grenzen zu gehen und sie zu verschieben.» Seit 17 Jahren betreibt Reist den Sport, nachdem sie spontan am 24-Stunden-Velorennen von Schötz teilgenommen und den zweiten Platz belegt hatte. «Der Aufbau hat Jahre gedauert, körperlich und mental.» Und: «Ich verdiene keinen Franken mit dem Sport.» Nach wie vor ist Reist auf der Suche nach Sponsoren.

Willi Baumgartner

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