Glarner Kantonalbank - Potenziale neuer Geschäftsfelder

Sven Wiederkehr und Martin Leutenegger beantworten die Fragen der Presse. (Foto/Video: FJ)

Dass die Glarner Kantonalbank (GLKB) im anspruchsvollen Umfeld ein gutes Jahresergebnis erzielen konnte, hängt auch damit zusammen, dass die Bank neue Geschäftsfelder für sich entdeckt – etwa das Geschäft der Dienstleistung für andere Anbieter über die Kreditfabrik. Wenn die Bevölkerung an der Landsgemeinde 2022 grünes Licht gibt, kann der Kanton den nächsten Schritt von der Eigner- zur Beteiligungsstrategie gehen. Trotz gewachsener Bilanzsumme ist die Bank auch finanziell dafür gut gerüstet.

7,761 Milliarden Franken, das ist die Bilanzsumme der Glarner Kantonalbank GLKB. Das sind mehr als 700 Millionen Franken mehr als noch Ende 2020. Gleichzeitig soll aber die Staatsgarantie im Kantonalbank-Gesetz abgeschafft werden und die Beteiligungsquote des Kantons auf 1/3 reduziert werden. Doch, kritische Frage: Ist die Bank inzwischen so gross, dass der Kanton – wenn es einmal hart auf hart kommen sollte – implizit doch für die Bank aufkommen müsste? «Nein», sagt Verwaltungsratspräsident Martin Leutenegger. «Denn per 31.12.2021 weist die Bank einen Eigenmitteldeckungsgrad von 253 Prozent aus, was deutlich über der spezialgesetzlichen Vorgabe von 165 Prozent liegt. Damit steigen die liquiden Mittel. Wir können uns bei der Schweizerischen Nationalbank günstig refinanzieren und wir liegen jetzt schon fast 50% über den geforderten 165 Prozent. Zudem gibt uns der Kanton eine Benchmark vor, den Median anderer Kantonalbanken. Dieser lag Ende 2020 bei 220 Prozent. Auch diese Benchmark übertreffen wir. Da wir zudem die Eigenmittel vorausschauend planen, braucht es gar nicht so etwas wie eine implizite Staatsgarantie. Die FINMA bestätigt uns, dass – im Fall der Fälle – andere Banken einspringen würden. Der Kanton wird also auch implizit keine Garantie mehr tragen.»

Lukratives Geschäftsergebnis
Wie lukrativ ein erfolgreiches Geschäftsergebnis sein kann, erfahren nicht nur die Aktionäre, welche 1.10 Franken pro Aktie bekommen oder eine vierprozentige Dividendenrendite. Auch der Kanton bekommt eine Dividende von 8,65 Mio. Franken, dazu 4,8 Mio. Franken Steuern und 3,0 Mio. Franken für seine Staatsgarantie. Insgesamt also 16,4 Mio. Franken – das sind etwa 5 Prozent des kantonalen Budgets für dieses Jahr. Zudem konnte die Bank auch noch 250000 Franken an das Sondervermögen der Stiftung der Glarner Kantonalbank für ein starkes Glarnerland zuweisen. All das verdankt die Bank einem sehr guten operativen Geschäftsergebnis in einem herausfordernden Umfeld mit Tiefzinsen und sinkenden Margen.

Der Nettoerfolg im Zinsengeschäft nahm um 10,1 Prozent auf 69,8 Millionen Franken zu. Gegenüber Vorjahr konnte der Zinsaufwand nochmals deutlich auf 6,5 Millionen Franken reduziert werden. Der Kommissionserfolg stieg ebenfalls, um 12,4 Prozent auf 14,7 Millionen Franken, man konnte also 700000 Franken mehr Kommissionserträge erwirtschaften (gegenüber 2020). Einerseits wegen des starken Anlagegeschäfts, aber auch, weil die Bank neue Geschäftsfelder erobert.

Kreditfabrik
So lieferte das neue Freizügigkeitsangebot freeME erste positive Beiträge und das Business-to-Business (B2B) Geschäft konnte weiter ausgebaut werden. Auch die Hypotheken wuchsen um 249 Mio. Franken. Dazu kommen 76 Mio. Franken Hypothekarvolumen, welche von der GLKB bilanzneutral an Kreditfabrik-Kunden weitergegeben werden. Neben den Pensionskassengeldern von Migros und SBB verwaltet die GLKB neu auch das Hypothekarportfolio der Mobiliar im Umfang von 1,4 Mia. Franken und übernimmt auch für die Pensionskasse der Stadt Winterthur Hypotheken-Servicing. «Wir sehen in der Kreditfabrik sehr viel Potenzial», sagt Sven Wiederkehr, CEO. «Den Kunden von Versicherungen und Pensionskassen ist zwar wichtig, wer sie betreut. Bei der Abwicklung geht es für Versicherungen und Pensionskassen darum, die Kosten im Griff zu behalten. Als GLKB können wir ihnen für die Abwicklung unseren Bankenbackground bieten.»

Auch der Erfolg aus dem Handelsgeschäft verbesserte sich um 4,9 Prozent auf 4,9 Millionen Franken. Der übrige ordentliche Erfolg reduzierte sich auf 1,4 Millionen Franken. In Summe resultiert gegenüber Vorjahr ein um 8,8 Prozent höherer Betriebsertrag von 90,7 Millionen Franken.

Produkte, IT-Sicherheit, Corona
Im Berichtsjahr investierte die GLKB viel in den weiteren Aufbau von qualifiziertem Personal sowie in innovative Produkte und die IT-Infrastruktur. So lancierte die Bank das voll digitale Freizügigkeitsangebot freeME, wechselte den IT-Plattform-Provider und baute in Bern einen Servicestandort für ihr B2B-Geschäft auf. Der geplante Stellenaufbau erhöhte den Personalaufwand um 13,4 Prozent auf 35,2 Millionen Franken. Der Sachaufwand nahm um 14,1 Prozent auf 20,2 Millionen Franken zu. Insgesamt stieg der Geschäftsaufwand um 13,7 Prozent auf 55,4 Millionen Franken. Im Zuge der hohen Investitionstätigkeit reduzierte sich der Geschäftserfolg um 4,0 Prozent auf 29,2 Millionen Franken. Der Reingewinn beträgt 24,5 Millionen Franken. Die Abschreibungen steigen auf 5,9 Millionen Franken. Manche der neuen Produkte, etwa die GLKB Wärmehypothek, helfen, die Energiewende zu vollziehen. Andere wie die AMC Nachhaltigkeitschampions helfen den Kundinnen und Kunden, ihr Geld klimaneutral zu investieren und so ihren CO2-Fussabdruck zu vermindern.

Und wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Bank ausgewirkt? Man sei aus Bankensicht in Glarus gut durch die Pandemie gekommen, sagt Wiederkehr – mit Ausnahme von Gastronomie und Tourismus. Im Rahmen des COVID-19-Programms des Bundes verlieh die Bank rund 30 Mio. Franken an Krediten, dazu auch Kredite im Rahmen eigener Programme. Doch auch in der Pandemie zeigte sich der Immobilienmarkt resistent, die Nachfrage nach Eigentum verstärkte sich, was die Preise stabilisierte. Insbesondere, weil das Preisniveau im Glarnerland tiefer ist im Vergleich zu Zürich und weil man hier naturnah wohnen kann.

Stabile Dividende an Generalversammlung beantragt
Aufgrund des guten Jahresergebnisses und der sehr guten Eigenmittelausstattung beantragt der Verwaltungsrat für die Aktionäre eine gegenüber Vorjahr unveränderte Dividende von 1.10 Franken pro dividendenberechtigte Aktie (11% auf dem Nominalkapital). Das entspricht einer Ausschüttung von rund 12,7 Mio. Franken oder 52 Prozent des Bilanzgewinns. Die Generalversammlung stimmt am Freitag, 22. April, über die Gewinnverwendung ab. Sie wird gestützt auf die COVID-19-Verordnung des Bundesrats ohne Publikum durchgeführt. Die Aktionäre können ihre Rechte durch den unabhängigen Stimmrechtsvertreter ausüben lassen und werden Ende März 2022 schriftlich über die Traktanden und das Vorgehen informiert.

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