Auswechseln, Stammmannschaften und kleine Gräben

Freude herrscht: Die Glarner Regierung bleibt ganz die alte. (Foto: FJ)

Die Glarner Resultate zu Wahlen und Abstimmungen bergen – ausser in Glarus Süd – wenig Überraschendes. Ein kurzer Überblick von einem langen Wochenende.

Mehr Frauen und mehr Junge – dieses Argument scheint an den diesjährigen Wahlen in die Gemeinderäte und den Regierungsrat gezogen zu haben. Die junge Eva-Maria Kreis schafft es in der Mitte, die jungen Markus Marti, Stephan Muggli und Stefan Maduz nehmen im Süden bei SVP und FDP die Gemeinderatssitze ein. Die beiden jüngsten Regierungsräte – Landesstatthalter Benjamin Mühlemann und Markus Heer – hatten beim Regierungsratswahlkampf (fünf Kandidierende fünf Sitze) die Nasen vorn. Allerdings war der regierungsrätliche Stimmenfinal noch ausgeglichener, als man im Vorfeld annehmen konnte. Trotz Gegenwind bei Umfahrung, Wolf und Industriezone Bilten schaffte es auch Baudirektor Kaspar Becker mit einem guten Resultat durchs Ziel. Durchschnittlich erhielten die Regierenden 7044 Stimmen, Mühlemann übertraf den Schnitt um 322 Stimmen, Becker liegt 367 Stimmen zurück, das sind keine «Welten».

Eva-Maria Kreis, Gemeinderätin Glarus Mitte
In Glarus Mitte gab es eine Überraschung. 1606 Stimmberechtigte haben Eva-Maria Kreis gewählt. Das sind deutlich mehr als die 1106 Stimmen, die ihr Konkurrent Marc Brunner erhielt. Kreis ist damit die erste grüne Gemeinderätin in der Exekutive der Gemeinde Glarus. Wie fühlt sich das an? «In erster Linie bin ich erleichtert. Und ich empfinde megaviel Dankbarkeit allen Wählerinnen und Wählern gegenüber. Erleichterung auch darum, weil es ein klares Resultat ist.» Sie sieht ihre Wahl als ein deutliches Statement: «Die Stimmberechtigten wollen eine junge, klimabewegte Frau.» Offenbar haben die Glarnerinnen und Glarner gesehen, dass «ich Komponenten auf mir vereinige, die bis anhin im Gemeinderat nicht vertreten waren.»

Ihren Wahlkampf hat sie als aufregend erlebt. Sie habe viel gelernt, sei von tollen Leuten unterstützt worden. «Und ich habe viele positive Reaktionen von jungen Menschen bekommen, die gesagt haben, das motiviert mich, mich auch in die institutionelle Politik einzubringen.» Solche Reaktionen haben ihr Mut gemacht.

Mit dieser Wahl beginnt für Kreis ein neuer Abschnitt in ihrem politischen Engagement. Was erwartet sie? «Am Anfang wird es viel Arbeit geben.» Dazu kommt das Rampenlicht, das ein öffentliches Amt mit sich bringt. «Ich musste bereits im Wahlkampf lernen, wie man damit umgeht.» Aus dem Wahlkampf nimmt sie auch viel Erfahrung für ihre neue Aufgabe mit. Was wird sich in ihrer politischen Arbeit ändern? Da zählt sie unter anderem auf ihr Netzwerk: «Ich glaube nicht, dass sich viel ändern wird, weil ich auf viele Menschen zählen kann, die mich auch bisher unterstützt haben.» Sicher ist sich Kreis bei ihren neuen Aufgaben: «Auf allen Ebenen die Perspektive einer jungen, klimabewegten Frau einbringen.»

Fast alles neu…
…machte der Februar im Glarner Süden. Wie zu erwarten war, setzte sich Hans Rudolf Forrer mit seinem gut gefüllten Polit-Rucksack und einem sehr guten Resultat von 1888 Stimmen (Glückszahl!) als Gemeindepräsident durch, der parteilose Hannes Schiesser hatte nicht nur das beste Resultat als Gemeinderat, er bekam sogar 572 Stimmen als möglicher neuer Gemeindepräsident. Im Rennen um die sechs Sitze des Gemeinderates, von denen drei frei geworden waren, liegen vier Kandidierende in einem Mittelfeld mit gerade einmal 70 Stimmen unterschied. Die beiden nicht mehr Wiedergewählten liegen knapp hinter dem letzten Platz – Hans-Heinrich Wichser um 46 Stimmen – und Kaspar Luchsinger um 136 Stimmen. Trotzdem entsteht der Eindruck, dass der Süden sich sozusagen gesamterneuern wollte und auf neue Kräfte setzt. Eine Chance sicher für den neuen Gemeindepräsidenten, der mit einem Team von fünf Neuen und einem Erfahrenen (Hansueli Rhyner) die grossen Aufgaben von Glarus Süd anpacken kann.

Alles beim Alten?
Bleibt der Blick auf den Norden, wo der einzige attackierte Sitz jener des Gemeindepräsidenten Thomas Kistler war. Er darf sich in seiner sachbezogenen Politik bestätigt sehen, immerhin muss er mit 2081 Stimmen nicht in den 2. Wahlgang. Auch Fridolin Staub hat mit 1581 Stimmen nicht nur für ein hohes absolutes Mehr gesorgt, er wurde auch als Gemeinderat wiedergewählt. Wie übrigens auch seine bisherige Ratskollegin Sibylle Huber-Regli und alle seine Ratskollegen, unter denen insbesondere Kaspar Krieg mit 2418 Stimmen und Daniel Landolt-Tremp mit 2367 Stimmen überdurchschnittlich viele Stimmen auf sich vereinigen konnten. Ob nach dem Wahlkampf alles beim Alten bleibt? Der FRIDOLIN fragte beim alten und neuen Gemeindepräsidenten Thomas Kistler nach. Kistler will jetzt einen Strategieprozess in Gang setzen, nachdem in den letzten vier Jahren viele Projekte – wie den Flugplatz und die Nutzungsplanung – einfach übernommen worden waren. Aus der NUP II sollen nun kleinere Projekte entwickelt werden – vom Biotop bis zum Fussgängerstreifen –, welche der Bevölkerung nutzen, aber auch die Schulraumplanung müsse weitergehen.

Und zum Schluss noch dies: National liegt das Glarnerland mit seiner deutlichen Ablehnung des Medienpakets von fast 60 Prozent um 6 Punkte über dem Schweizer Durchschnitt, danke dafür, liebe Glarnerinnen und Glarner, und es gibt einen einzigen Graben im Kanton, nämlich beim Tabakwerbeverbot. Hier zeigte sich einzig der Süden liberal, während Mitte und Nord – wie die Gesamtschweiz – sich jetzt fürs Verbot entschieden. Also: weiterhin Stumpen am Fridlisfeuer, aber niemandem sagen.

FJ/BUF

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