Politisch stärkste Kraft im Süden

Kraft der Landwirtschaft einen: Thomas Elmer, Co-Präsident Bauerngruppe Glarus Süd, mit Stier Heiko. (Foto: Barbara Bäuerle-Rhyner)

Es war im März 2017, als an der Gemeindeversammlung Glarus Süd die Revision der Nutzungsplanung mit einer Gesamtrückweisung abgelehnt wurde. Massgeblich am Ergebnis beteiligt war die kurz darauf gegründete und nach wie vor aktive Bauerngruppe Glarus Süd.

«Es war ein eindrücklicher Moment», erinnert sich ihr Präsident, der vierzigjährige Elmer Landwirt Thomas Elmer, an das eindeutige Resultat jener Gemeindeversammlung, die nach nur 15 Minuten zu Ende war. Die Bauerngruppe Glarus Süd, kurz darauf als politisch unabhängiger Verein gegründet, hatte sich mit ihren vierzehn Gründungsmitgliedern im Vorfeld intensiv mit der Vorlage mit den geplanten Gewässerräumen und Revitalisierungsflächen auseinandergesetzt und darauf an deren Ablehnung gearbeitet. Die zunächst als unproblematisch und in ihrer Durchführung als unantastbar angesehene Nutzungsplanung bekam in nur wenigen Wochen vor der Versammlung durch das Engagement einzelner ein völlig neues Ansehen. Die Geschichte des daraus resultierenden Vereins kann sich sehen lassen: da ihnen zuwenig Gehör geschenkt wurde, formierten sich die Landwirte aus dem Linth- und Sernftal.  Die Unzufriedenheit über intransparente Prozesse und mangelnde Behördenkommunikation einte die Bauern und liess sie zu einer der politisch stärksten Kräfte in Glarus Süd wachsen.

Auf Augenhöhe
In der Folge kam es zu verschiedenen Zusammenkünften, an denen man der Bauerngruppe gemäss den Vorstandsmitgliedern meistens auf Augenhöhe begegnete. Nach wie vor steht die Gründungsgruppe dem Vorstand des mittlerweile neunzig Mitglieder umfassenden Vereins beratend zur Seite. «Es war ein Mut machendes Zeichen, wir haben gespürt wie die Chancen durch ein geschlossenes Auftreten und die Bildung von Allianzen steigen», so Elmer, der in anderen Bereichen, welche die Landwirtschaft stark betreffen, auch kantonsübergreifende Zusammenarbeit durchaus als sinnvoll erachtet.

Nach der Gesamtrückweisung stellte die Bauerngruppe 2019 Antrag auf Entflechtung und klare Aufteilung der Nutzungsplanung in zwei Pakete, um das Landwirtschaftsland separat zu behandeln. Elmer, der sich das Präsidium mit Jakob Hefti aus Luchsingen teilt, zeigt eine lösungsorientierte Zusammenarbeit der Bauerngruppe auf – zur schleppenden Weiterführung des Themas kämen auch Rahmenbedingungen oder Umweltverbandseinsprachen. Dennoch arbeite man konstruktiv und sachlich mit der Gemeinde an Lösungen, indem man von Anfang auf den Einbezug der Betroffenen setze.

Auch beim Wolf
Dieses Vorgehen strebt der Verein auch in weiteren Belangen an, etwa bei der Wolfsproblematik. Eine einheitliche, die Gemeinde- und Kantonsgrenzen übergreifende Kommunikation sieht die Bauerngruppe als wichtiges Instrument, um der Stimme der Landwirtschaft auch hier Gewicht zu verleihen. Deshalb arbeitet sie aktuell eng mit dem Glarner Bauernverband und der Kommission für Grossraubtiere Graubünden zusammen, um im Glarnerland die Gründung eines solchen Gremiums voranzutreiben. Durch das engagierte und zielstrebige Auftreten der Gruppe, konnten auf Gemeinde- aber auch Kantonsebene weitere Erfolge wie beispielsweise die Ablehnung des Baus eines aus ihrer Sicht überrissenen Schutzwalls in Linthal oder der Antrag des Projektes «Ressource Boden Glarus Süd» beim Kanton erreicht werden.

«Rückblickend scheiterte die für die Bauerngruppe wichtige ‹Motion Hösli› auf Bundesebene auch deshalb, weil die Umweltverbände mit fragwürdigen Argumenten arbeiteten und der Glarner Nationalrat das Gesprächsangebot unbeantwortet liess.» Die Ressourcen im Vorstand seien zwar begrenzt, doch haben die Mitglieder Drive durch gegenseitige Motivation und Ehrgeiz und stellen sich den Bäuerinnen und Bauern als wichtiges Instrument zum gemeinsamen Verfolgen landwirtschaftlicher Interessen zur Verfügung. Politische Unabhängigkeit ist dem Verein wichtig: «Wir sind die Stimme der Bauern in Glarus Süd, Farben oder Seiten sind für uns nicht relevant, sondern bauernpolitisches Weiterkommen. Unser Verein lädt alle Akteure der Alp- und Landwirtschaft und deren Unterstützer zum Beitritt ein, damit wir noch stärker werden.»

Barbara Bäuerle-Rhyner

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