Glarnerland entwickelt Solarfassade

«Energiedirektor» Kaspar Becker und CEO Marco Wenger vor dem neuen Solarfassadensystem. (Foto/Video: FJ)

Mit dem Spatenstich in Niederurnen zur neuen Produktionshalle startet auch ein Pilotprojekt für das neue ebenflächige Solarsystem Sunskin facade von Eternit (Schweiz) AG. Es kommt in der zweiten Jahreshälfte 2022 auf den Markt. Der FRIDOLIN wollte wissen, welches Potenzial in der Solarfassade steckt.

Mit 8000 Quadratmetern entsteht zwar auf der neuen Produktionshalle in Niederurnen die zweitgrösste Solaranlage des Kantons Glarus. Vielleicht noch spannender aber ist die Ostfassade dieser Halle, wo in einem Pilotprojekt 530 Quadratmeter des neuen Fassaden-Solarsystems der Eternit (Schweiz) AG installiert werden. «Im Gegensatz zum Dachmarkt steckt der Fassadenmarkt noch in den Kinderschuhen», sagt CEO Marco Wenger. «Doch wie der Markt für In-Dach-Anlagen wird sich der Fassadenmarkt rasant entwickeln. Deshalb steigen wir jetzt in die Fassadenproduktion ein, damit wir bereit sind.»

Energieeffizient und ästhetisch
Die Idee dahinter: Eternit (Schweiz) AG will eine vollintegrierte Solarsystemlösung anbieten, welche Dächer und Fassaden in effiziente und ästhetische Kraftwerke verwandelt. Die gesetzliche Basis dazu hat sich die Glarner Landsgemeinde im letzten Herbst mit dem neuen Energiegesetz gegeben, denn wer im Kanton ein neues Haus baut, muss in Zukunft einen Teil des Strombedarfs selber erzeugen – beispielsweise durch Photovoltaikzellen auf dem Dach. Doch wer die Energiewende schaffen will, muss auch im energieintensiven, aber stromarmen Winter Energie produzieren. Wegen der flacheren Sonneneinstrahlung können Fassadenanlagen im Winter mehr Strom produzieren. Zudem sind sie auch nicht mit Schnee bedeckt, wie Dachanlagen. Allerdings sind Fassaden mehr noch als Dächer Teil des Ortsbildes und bis jetzt hat Photovoltaik bei Architekten nicht den besten Ruf, denn Solarzellen auf dem Dach und an der Fassade sind oft keine Augenweide. Das Solarsystem Sunskin facade dagegen wirkt – ebenbündig montiert – wie eine Fassade mit normalen Faserzementplatten. «Wenn es gelingt», so Architekt Hansruedi Marti, Geschäftsleitung Marti AG Matt, «diese Ästhetik mit Effizienz zu verbinden, so sehe ich grosses Potenzial in diesem System.»

Pilotprojekt zur Entwicklung
Die PV-Module der Technologie Glas-Glas (also zwei Glasscheiben, zwischen denen sich die Solarzellen befinden) soll es in verschiedenen Farben geben, damit daraus zusammen mit Faserzementplatten eine harmonische Fassade gestaltet werden kann. Die satinierten Glasscheiben sind farblich bedruckt, damit sie nicht reflektieren, sondern aus allen Blickwickeln dieselbe Farbgebung bieten. Das ungenutzte Potenzial für Solarstrom in der Schweiz ist – so powernewz.ch von EWZ – höher als der derzeitige gesamte Stromverbrauch unseres Landes und beträgt 67 Terawattstunden bei Fassade und Dach.

Marktreife
Innovativ sein ist das eine, doch wer ein neues Produkt zur Marktreife bringen will, der muss vertrauenswürdig sein. Das ist die Eternit (Schweiz) AG, die in Niederurnen auf eine fast 120-jährige Tradition zurückblickt und 370 Mitarbeitende beschäftigt. Man will ein ausgereiftes Produkt haben, denn eine Fassade muss dem Hauseigentümer auf Jahre hinaus Wertbeständigkeit bieten. Deshalb setzt Eternit (Schweiz) AG auf eine Systemlösung, bei welcher das gesamte Set von Modulen über Profile bis hin zur Faserzement-Ergänzungsplatte mitgeliefert wird. Die Unterkonstruktion ist in grossen Teilen identisch mit einer Faserzementfassade. «In Niederurnen», so Christian Diethelm, Head of Sales Operations, «entwickeln, testen und prüfen wir die Module. Denn wenn das neue System bei uns aus dem Hafen läuft, soll möglichst nichts mehr zurückkommen, weil es beanstandet wird.» Als Gebäudehüllenspezialist will die Eternit (Schweiz) AG, so CEO Marco Wenger, den Bereich Solar für Dach und Fassade vorantreiben und neue Systeme entwickeln. Dazu wird die neue Produktionshalle, in welcher die Prozesse rund um die Produkte des Niederurner Traditionsunternehmens optimiert werden können, ein wichtiger Schritt. Nicht nur als Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Glarnerland, sondern auch zur nachhaltigen Technologie in der Gebäudehülle.

 
Back To Top