Das Defizit decken

Jürg Stadler, René Marti, Roman Käslin, Romano Schleucher, Martin Bäbler und Hansueli Leisinger (v.l n. r.) informierten über "Feuerwehr Nova".

Die Reorganisation unter dem Projektnamen «Feuerwehr Nova» wurde von den drei Glarner Gemeinden und dem Verwaltungsrat der GlarnerSach abgesegnet. Der Bericht wurde am letzten Montag, dem 31. Mai 2021, vorgestellt.

Das grosse Problem des aktuellen Glarner Feuerwehrwesens ist ein jährliches strukturelles Defizit von 1.3 Millionen Franken. Dies war der Anlass für das Projekt «Feuerwehr Nova», welches das Ziel verfolgt, noch effizienter gestrafft zu werden, damit dieses Defizit verringert werden kann. Mit einer neuen Organisation unter den Feuerwehr-Stützpunkten sollen weiter Kosten gesenkt und gleichzeitig der Feuerwehrdienst attraktiver werden. Die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft und damit die Sicherheit der Glarner Bevölkerung steht an oberster Stelle.

Schritt für Schritt
Die Umsetzung des Projekts wird etappenweise angegangen. Schritt für Schritt sollen dabei die Massnahmen realisiert werden. Zuständig dafür ist die GlarnerSach mit Projektleiter Jürg Stadler und seinem Stellvertreter, dem Feuerwehrinspektor Martin Bäbler. Wichtig ist dabei der enge Kontakt mit den drei Gemeindefeuerwehren, welche die Anpassungen reibungslos über die Bühne bringen müssen. Die Entscheidungsgewalt obliegt je nach Fachgebiet beim Regierungsrat, den Gemeinden oder der GlarnerSach.

Pareto-Prinzip
Aktuell können rund 80 Prozent der Feuerwehreinsätze im Glarnerland mit einem Ersteinsatzelement bewältigt werden. Dies beinhaltet ein Tanklöschfahrzeug, ein Materialtransport- und ein Mannschaftstransportfahrzeug. In der Regel braucht so ein Einsatz 10-15 Einsatzkräfte der Feuerwehr. Die erwähnten 80 Prozent der Einsätze können kantonsübergreifend mit den gleichen 20 Prozent der Einsatzkräfte bewerkstelligt werden. Zu Zeit verfügt man im ganzen Kanton über beinahe 700 Feuerwehrmänner und -frauen. Diese Anzahl soll auf 550 gesenkt und somit Kosten gespart werden. Denn ein Angehöriger der Feuerwehr kostet jährlich insgesamt ca 2550 Franken. Auf diesen Erkenntnissen soll jede Gemeindefeuerwehr entsprechend ausgerüstet werden. Bei grösseren Einsätzen, welche dieses Ersteinsatzelement übersteigt, sollen Unterstützungen durch die Nachbarfeuerwehr gewährleistet werden.

Neuer Alarmstufenplan
Als nächsten wichtigen Schritt wird der Alarmstufenplan aufgeführt. Dieser tritt mit der Betriebsaufnahme der neuen Kantonalen Notrufzentrale am 23. November in Kraft. Mit diesem Alarmstufenplan sollen Einsatzleiter einfach je nach Bedürfnissen Unterstützungselemente anfordern, welche sie je nach Entwicklung der Ereignisse unterstützen. Es soll geregelt werden, welche Feuerwehr wem aushilft.

Kantonal denken – Regional handeln – Lokal organisieren
Bisher agierte jede Feuerwehr selbstständig. «Feuerwehr Nova» sieht eine regionale Zusammenarbeit vor. Künftig sollen Beschaffung, Bewirtschaftung und Retablierung der Ausrüstungen und Geräte zentralisiert werden. Dies soll vor allem nach Einsatzende zeitliche Entlastung schaffen. Nach Einsatzende soll das gebrauchte Material vor Ort durch neues, einsatzbereites Material ausgetauscht werden. Die Feuerwehr ist also gleich nach Beendigung eines Ereignisses wieder 100% einsatzfähig und muss sich nicht um die aufwendige Retablietierung kümmern. Das gebrauchte Material wird in der Logistikzentrale geprüft, gereinigt und ersetzt und bei Bedarf wieder gegen gebrauchtes Material ausgetauscht. Mit dieser Lösung wird das Material gleichmässiger abgenutzt und kann somit länger verwendet werden. Die Prüfung und Wartung erfolgt professionell. An den bisherigen Feuerwehr-Standorten wird festgehalten. Der Feuerwehr-Stützpunkt Bilten wird aufgrund einer schwierigen Situation in der Kaderbildung aufgelöst.

Finanzen entlasten
Mit diesen Anpassungen kann das Defizit entschärft werden. Es braucht aber noch weitere Massnahmen, um die angestrebten Finanzziele zu erreichen. Weiter soll die Feuerwehrpflichtersatzabgabe auf das gesetzlich mögliche Maximum erhöht werden. Gleichzeitig soll der Tarif für verrechenbare Einsätze angepasst und weiter Einnahmen generiert werden. Der Materialeinkauf soll koordinierter stattfinden und mit der zentralisierten Lagerhalten weitere Kosteneinsparungen erzielt werden.

Pflichtenhefte
«Feuerwehr Nova» sieht eine Erstellung verbindlicher Pflichtenhefte vor. Diese sollen sicherstellen, dass adminitrative Führungsaufgaben stufengerecht und gleichmässig verteilt werden. Die Kaderleute sollen auch künftig so erträglich wie möglich belastet werden. Gleichzeitig zu den angesprochenen Kostenreduktion soll damit das Miliz-Feuerwehrsystem mittelfristig gesichert werden.

Wie weiter?
Bis im September sollen die Sollbestände, betreffend der Rekrutierung der Einsatzkräfte erörtert werden. Ebenfalls bis September soll ein Fahrzeugkonzept zur Vereinheitlichung des Fahrzeugkaufs und Standardisierung des Aussehens ausgearbeitet werden. Nachdem die neue Kantonale Notrufzentrale im September getestet wurde, folgt der definitive Start am 23. November 2021. Anfangs 2022 soll das Logistikzentrum den provisorischen Betrieb aufnehmen. Zuerst bewirtschaftet die zentrale Logistik die persönliche Ausrüstung. Ab Mitte 2022 geht diese Verantwortung auf die Logistikorganisation über. Mit dieser gestaffelten Betriebsaufnahme können Erfahrungen gesammelt und Abläufe wo nötig optimiert werden. Bis Ende 2023 geschehen die Anpassungen an die Soll-Bestände.

«Feuerwehr Nova» zeichnet sich durch eine Einzigartigkeit aus. Durch die Geographie des Kantons Glarus ist eine enge und institutionalisierte Zusammenarbeit der drei Gemeinden möglich. So kann das strukturelle jährliche Defizit auf ca 300'000 Franken gesenkt werden.

Fabio Lutz

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