Trotz Lieferengpässen: Velos im Glarnerland lieferbar

Hansjörg Weber präsentiert einen Teil seiner Bikepalette. (Foto: FJ)

Nach dem Veloboom 2020 boomten 2021 vor allem kritische Artikel, welche über Lieferengpässe in der Branche berichteten. Der FRIDOLIN hörte sich bei den Glarner Händlern um.

«Es ist keine Seltenheit», sagt Inhaber Hansjörg Weber von ciclosport in Mollis und bikekeller in Schwanden, «dass Kunden im Geschäft vor Dutzenden von Velos stehen und zu mir sagen: Ihr habt wohl auch keine Velos mehr.» Tatsächlich aber ist die Verfügbarkeit neuer Velos in der Branche je nach Händler verschieden. «Wir haben 2020, als der E-Velo-Boom sich abzeichnete, mit Risiko eingekauft und erwarten Juni/Juli eine letzte grosse Lieferung, mit der wir die Nachfrage im Jahr 2021 abdecken können.» Mit Ausnahme von zwei Produzenten habe er, so Weber, auch für 2022 bereits das gesamte Jahresvolumen bestellt, denn man wisse, dass es zu Lieferengpässen kommen könne. Wer allerdings nicht mit Risiko einkaufte, der hat jetzt das Nachsehen.

Auch Sepp Fischli von Fischli Bike in Näfels hat bereits letztes Jahr früh geordert: «Die Pre-Orders für 2022 sind auch schon raus.» Aber bei ihm ist der Lagerbestand derzeit tiefer, als er sein sollte. «Ich kann etwa 70 Prozent der Nachfrage befriedigen. Von den Velos, die dieses Jahr noch geliefert werden, habe ich bereits die Hälfte verkauft, doch ich kann nach wie vor Kundinnen und Kunden Velos liefern.» Etwas anders sehe es aus beim Aufbau von Velos, einer Spezialität von Bike Fischli. «Hier stellen wir, wie etwa das Bau- oder Holzgewerbe, fest, dass derzeit die Materialien knapp sind und manche Teile erst im August geliefert werden können.»

«Man muss früh einkaufen», sagt Annalis Lüscher-Iten von Lüscher Velos Motos AG in Niederurnen. «Wir haben fürs 2022 schon eingekauft und müssen jetzt bereits fürs 2023 einkaufen. Wir sind dazu gezwungen, doch ist Lagerhaltung auch eine finanzielle Frage.» Der Lohn dafür: «Wir haben noch Velos, wenn auch nicht mehr gerade jedes.» Den Händlern wurde für 2022 die Kapazität zurückgeschnitten, sie können nicht so viele bestellen, wie sie wollen, da die Rohmaterialen beschränkt sind und die Hersteller der Nachfrage nicht nachkommen können. «Wer aber offen ist, auf etwas anderes einzugehen», so Lüscher, «der findet noch was. Nur vielleicht nicht gerade das, was man im Kopf hatte. Und wer bereit ist, etwas länger zu warten, kann das Velo so bestellen, wie er oder sie es gerne hätte.» Zwar sind die Kapazitäten tiefer, doch: «Wir bekommen ständig noch welche rein, dort wo die Lieferanten in Lieferverzug sind.» Obwohl manche Modelle 2021 ausverkauft sind, gibt es sie bei den Händlern. «Solange ich sie an Lager habe, kann ich sie verkaufen. Es gibt Alternativen, die ähnlich sind, wer sich da beraten lässt, findet was. Doch wegen der Vielfalt der Velos ist die Beratung eben wichtig und hier kann der Fachhandel punkten.» Das sieht Hansjörg Weber ganz ähnlich, es brauche eben den Fachhandel und es lohne sich auf jeden Fall, herzukommen. «Schon wegen der Dienstleistung und des Service, aber auch, weil wir gerade bei hochtechnischen Produkten wie den heutigen Bikes für Kundinnen und Kunden die richtige Ansprechstelle sind.»

FJ

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