Beschränkt und vogelfrei ins Fabriktheater

Wendelin und Blasius – Blödsinn mit Lümmeltüten. (Foto: FJ)

«Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung», heisst es. Doch Leopold Ramhapp und Roger Rhyner von der Chliibüni Glärnisch feiern nach der Brand- und Coronakatastrophe von 2020 ab Juni 2021 Premiere im eigenen Fabriktheater Schwanden. Der FRIDOLIN durfte hinter den Vorhang schauen.

Im letzten Frühling kam es für die Chliibüni Glärnisch knüppeldick, und zwar gleich doppelt. «Wir standen drei Wochen vor der Premiere. Für ‹Schrägi Vögel und komischi Käuz› waren bereits 3000 Tickets verkauft, als der Lockdown kam. Kaum hatten wir begonnen, sie rückzuvergüten, brannte das Hotel Schwert mit unserer Premierenbühne», sagt Leopold Ramhapp. «Mit Marlène Weber und dem ganzen Verein packten wir nach dem Brand alles ein und brachten es ins Lager nach Schwanden. Wir standen von jetzt auf gleich ohne Probensicherheit da, die Kulissen verdreckt, die Requisiten konnten wir wegwerfen. Bei einem Verein, der Platz braucht, ist das schlicht die Hölle.»

Auf der Suche nach…
Danach besuchten sie verschiedene Bühnen, doch nichts passte und viele Lokale waren von anderen Vereinen besetzt. Also baute die Chliibüni im Schwander Lager in drei Monaten eine Probebühne ein. Doch die konnte die Truppe wegen des zweiten Lockdowns nicht nutzen. Also alles auf Anfang. «Dabei lag die Lösung direkt vor unseren Füssen. Ich stehe vor der Bühne sehe die Scheinwerfer und denke, das hat Charme, hier müsste man Leute reinbringen können – ein Fabriktheater.» Die Feuerpolizei bestätigte: «Ja, das geht, bis 150 Personen. Aber ihr müsst Notausgänge machen.» Danach wurde alles nochmals aufgerissen, Boden, Kulissenlager, Bühne in einen anderen Raum verstaut. «Jetzt sind wir hier, haben nach zehn Monaten das Theater fertig, haben ganz neue Technik gekauft, sehr viel Herzblut reingesteckt, die Vereinskasse geplündert…»

…genügend Abstand
«…doch bei ‹Schrägi Vögel und komischi Käuz› stehen zehn Personen auf der Bühne, das konnte man nicht machen, wegen der Pandemie.» Um 2021 etwas auf die Bühne zu bringen, brauchte es ein Stück mit wenig Schauspielern, die auch im Lockdown proben konnten. «Also haben wir neben dem Bau des Theaters ein neues Stück geschrieben, wir begannen im August und waren genau am 31. Dezember fertig.» Auch das war ein sehr aufwändiger Prozess. «Wir trafen uns per Zoom, Roger schrieb, ich schrieb. Wir hatten ein Handlungsgerüst, wussten worauf wir hinauswollen, aber wir mussten zusammenfinden.»

Komik der Quarantäne
So entstand «Mit Abstand… beschränkt», eine Boulevard-Komödie über zwei Männer, die Tür an Tür in Quarantäne wohnen. Das verspricht 90 Minuten Lachen. «Wir mussten die Situationen herausschälen. Was geschieht, wenn Männer allein sind und nichts mit sich anzufangen wissen? Da kommt ihnen dummes Zeug in den Sinn. Wir arbeiten Klischees auf und hinterfragen: Was geschieht, wenn der Macho zu bröckeln beginnt? Wir konnten das mit all den Veränderungen spicken, welche uns Corona gebracht hat. Vom Klopapierstapel bis zu den Zürchern im Klöntal. Am 9. Februar begannen wir mit Proben, jetzt sind wir so weit.»

Das neue Fabriktheater
Die Bühne im Fabriktheater Schwanden steht, das Stück ist geprobt, im Juni wird von Donnerstag bis Samstag gespielt, also 10. bis 12. und 17. bis 19.  Es ist, wie Ramhapp sagt, «das erste und einzige Theater im ganzen Kanton Glarus. Hier drin wird nach der Pandemie ein Kleintheater-Programm organisiert – wir spielen drin, die Chliibüni probt hier, aber es soll ein Theater für alle sein, wo Künstlerinnen und Künstler, Vereine und Schulklassen Platz finden. Man kann das Fabriktheater mieten – dafür gibt es auf www.fabriktheater.info Richtpreise.» Und die Gemeinde Glarus Süd? «Denen stand der Mund offen, als wir ihnen das fixfertige Produkt vorstellten. Aber sie haben wunderbar reagiert, sie sind stolz drauf und haben uns Hand geboten – wir können bei Spielbetrieb die Parkplätze beim Strassenverkehrsamt nutzen und bekommen Tribünen, damit nach der Pandemie alle 150 Personen etwas sehen.» Denn: Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.

Update: Alle Vorstellungen sind seit Freitag, dem 21. Mai 2021, ausverkauft. Weitere Infos folgen.

FJ

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