Im Glarnerland mit Innovation der Krise trotzen

Inhaber Roland Goethe vor dem neuen Flachbettlaser. (Foto: FJ)

Die Schweizer Metallindustrie geriet von der Eurokrise fast ohne Verschnaufpause in die Coronapandemie. Das trifft auch Roland Goethe mit seiner Goethe AG Metallwarenfabrik in Glarus. Trotz Krise investiert er jetzt mehrere Hunderttausend Franken in eine neue Laserschneidmaschine. Wieso soll sich das rechnen?

Die neue Maschine ist gross und stark. «Damit schneiden wir Baustahl bis zu einer Dicke von 25 Millimeter», erklärt Goethe. Wohlverstanden mit Licht, mit Laser. «So können wir freie und komplexe Geometrien mit bester Schnittqualität herstellen». Zudem entfallen Werkzeugkosten. Mit dieser Maschine können Goethe und seine 25 Mitarbeiter auch anspruchsvolle technische Teile wirtschaftlich herstellen. Schnell, mit hoher Präzision und in erstklassiger Qualität. Als Unterstützung der Stanz-Lasermaschine, mit der sogar ein unbemannter Betrieb möglich ist.

Das alles ist wichtig, denn seit der Eurokrise im Jahre 2015 können die Schweizer Firmen der Metallindustrie kaum mehr Margen erwirtschaften. Insbesondere, wenn, wie bei der Goethe AG, 80 Prozent ihrer Produktion in Produkte eingebaut werden, die letztlich in den Export gehen. Diese Situation kennt Roland Goethe auch als Präsident von Swissmechanic, dem führenden Arbeitgeberverband der KMU in der Maschinen, Elektro und Metall-Branche. In dieser Branche brach die reale Bruttowertschöpfung im Jahre 2020 um 10 Prozent ein, wie der Verband in seinem Geschäftsklima-Index im Februar dieses Jahres schrieb und daraus folgert: «Damit gehört die Corona-Rezession zweifelsohne zu den historischen». Darum sei Kurzarbeit ein gutes Instrument, sagt Goethe und findet, eine Verlängerung sei sehr sinnvoll. «Damit kann hoffentlich verhindert werden, dass man Mitarbeitern mit Erfahrung und Know-how kündigen muss.» 

Der Silberstreifen am Horizont
Trotz den negativen Zahlen ist Goethe zuversichtlich: «Es zeigen sich Silberstreifen am Horizont. Einige langjährige Kunden haben Aufträge versprochen, und wir sehen, dass es aufwärts geht, so dass wir im Herbst ohne Kurzarbeit produzieren können».

Die Offertanfragen sind da, das Auftragsvolumen steigt. Aber Wachstum allein ist leider keine solide Basis für die Zukunft. «Man muss sich immer wieder neu erfinden», sagt Goethe. So hat er sich bereits vor einigen Jahren entschieden, zusätzlich zur Produktion von Metallteilen auch Dienstleistungen in der Konstruktion und der Produktentwicklung anzubieten und so Unternehmen in ihrer Innovation technisch zu unterstützen. Zum Beispiel, indem er zeigt, wie man effizienter und kostengünstiger produzieren kann. «Und wenn wir zusätzlich den Prototypen herstellen können, können wir auch zu besseren Konditionen produzieren.»

Mut zu Neuem
Es sind Technik, Kompetenz und Knowhow, mit denen Goethe sein 90-jähriges Unternehmen in die Zukunft führt. Und Mut zu Neuem. So hat sein Team im Jahre 2013 eine wiederverwendbare metallene Deckenaussparung entwickelt. Damit können Aussparungen zum Beispiel für Wasserleitungen vor dem Betonieren einer Decke einfach und schnell erstellt werden. Das zeitraubende und Ressourcen verschleissende Zimmern einer holzigen Aussparung entfällt. «Die Entwicklung hat etwas gedauert, aber jetzt steigt die Nachfrage stetig», sagt Goethe. Ein eigenes Produkt ist ein weiterer Schritt, um mit den Kompetenzen in seinem Team neue Märkte zu erschliessen. 

Wichtig ist auch ein Netzwerk. Im Kanton Glarus hat es auffallend viele metallerarbeitende KMU. Einige sind sogenannte Lohnfertiger, produzieren auf Auftrag, andere entwickeln eigene Produkte. Alle haben eine Nische gefunden. «Sie sind zwar Mitbewerber», sagt Goethe: «Aber wir arbeiten gut zusammen und helfen einander aus.» Darum ist er auch überzeugt, dass man nicht immer wachsen muss.

Und, hat sich die Investition in die Laserscheidmaschine gerechnet? Sie hat sich gelohnt, wie Goethe versichert: «Früher haben wir jährlich Aufträge im sechsstelligen Bereich auswärts vergeben müssen. Heute können wir weit mehr inhouse produzieren.» 

FJ/Fredy Bühler  

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