Mut haben und Engagement zeigen

«Engagement ist wichtig», Rafaela Hug. (Fotos: Ruedi Kuchen)

Rafaela Hug aus Schwanden ist Aktuarin beim FC Schwanden, OK-Mitglied der Glarner Jassmeisterschaft, Vizepräsidentin der Schulkommission von Glarus Süd, Vorstandsmitglied der FDP Glarus Süd und sie studiert in Zürich Jura. Daneben jobbt sie im Restaurant Schwammhöhe und in der Munggä Hüttä. Diese Vielfalt ist typisch für sie: «Engagement ist wichtig, egal in welcher Form.»

Rafaela Hug ist 22 Jahre alt und die Jüngste einer kinderreichen Familie, in der oft politisiert wurde. «Mein Vater ist bei der CVP, meine Schwester stand auf der Landratsliste der Grünen und ich auf jener der FDP Glarus Süd, die Jungen.» In diesem Potpourri musste sie ihren Platz behaupten, musste genau zuhören und lernen, sattelfest zu argumentieren. Das merkt man: Sie hört aufmerksam zu, wählt ihre Worte sorgfältig und spricht ruhig und sicher.

Aus diesem familiären Umfeld ist ihr Interesse für nationale und internationale Themen gewachsen. «Irgendwann habe ich mich gefragt, wieso das Interesse an der Gemeindepolitik so klein ist.» Diese Frage hat sie mit ihrer Maturaarbeit beantwortet. Sie hat ermittelt, wie zufrieden die Glarnerinnen und Glarner mit der Gemeindefusion sind. Das Resultat ergab, dass sie sich mit den grossen Gemeinden nicht mehr identifizieren können und sich deswegen weniger engagieren. «Man ist nicht mehr Herzensbürger, sondern Steuerbürger», fasst sie ihre Erkenntnisse zusammen.

Auch den Weg zur FDP hat sie mittels Analyse gefunden: «Ich habe beobachtet, welche Partei meine Interessen am ehesten deckt. Das war die FDP.» Und da fühlt sie sich immer noch wohl, auch wenn die Partei manchmal mutiger sein könnte. Zum Beispiel in der Energiepolitik. Denn im Kampf gegen den Klimawandel sieht Rafaela Hug auch Chancen für die Wirtschaft. Darum findet sie die Kehrtwende der FDP in dieser Frage richtig.

Personen statt Parteien
Hat Rafaela Hug politische Vorbilder? «Meine Vorbilder sind alle jene Menschen, die offen zu ihrer Meinung stehen.» Menschen, die nicht nachplappern, was die Partei vorgibt. So überrascht es nicht, dass sie 2019 die Ständerats-Kandidatur des Grünen Mathias Zopfi unterstützt hatte und jetzt die Kandidatur von Markus Heer für den Regierungsrat, ein SP-Mann. «Wenn die Person für das Amt geeignet ist, dann ist die Partei zweitrangig», stellt sie klar.

Klarheit ist ihr auch bei anderen Themen wichtig. «Abschaffung der Kirchensteuer für juristische Personen» lautet der Memorialsantrag, den sie als Erstunterzeichnerin im Namen der Jungfreisinnigen eingereicht hat. Auch Unternehmen sollten entscheiden können, ob sie eine Kirchensteuer bezahlen wollen. Der Memorialsantrag wird dieses Jahr an die Landsgemeinde kommen. Ob aber die Landsgemeinde im gewohnten Rahmen stattfinden kann, ist nicht sicher. «Wenn wir sie nicht durchführen können, müssen wir dennoch die Möglichkeit haben, Änderungsvorschläge einzureichen.» Das mache die Landgemeinde ja aus: Zuhören, argumentieren und mutig Neues vorschlagen.

Mehr Mut
Mutig für die eigene Meinung einstehen, sich zu exponieren und damit auch öffentlich kritisiert zu werden, davor würden oft die Frauen zurückschrecken, meint Rafaela Hug. Darum gesetzliche Frauenförderung? Nein. Die Gleichstellung sei ja gesetzlich gegeben. In der Lohntüte findet sie aber nicht statt. «Einen grossen Teil der Lohnungleichheit lässt sich erklären, zum Beispiel durch biografische Lücken», sagt sie. «Bei einer Familiengründung bleibt in der Regel die Frau zu Hause.» Hier wünscht sie sich von den Frauen mehr Durchsetzungsvermögen und ein Umdenken in Bezug auf Teilzeitarbeiten in Kaderpositionen.

Die Rolle der Frau spielt auch in der Abstimmung über die Initiative «Ja zum Verhüllungsverbot» eine zentrale Rolle. Rafaela Hug ist gegen ein Verbot. Zuerst einmal, weil ein Kleiderverbot nicht in die Verfassung gehöre. Zweitens könne das bestehende Strafrecht heute schon durchgreifen, wenn eine Frau von ihrem Mann zum Tragen einer Burka gezwungen und so in ihren Selbstbestimmungsrechten verletzt würde. Es sei falsch, mit einer solchen Gesetzesbestimmung das Opfer zum Täter zu machen.

Klare gesetzliche Grundlagen sieht Rafaela Hug auch für die E-ID, und erwähnt zugleich die Kontrollfunktion des Staates. Deswegen hat sie keine Bedenken, wenn die technische Umsetzung allenfalls privaten Unternehmen überlassen wird. In der E-ID sieht sie eine Chance, die Digitalisierung voranzutreiben.

Trotz grossem Engagement ist es ihr nicht immer möglich, alles zu analysieren. «Mit dem Wirtschaftsabkommen mit Indonesien habe ich mich nicht tiefgründig befasst», sagt sie entschuldigend. Sie las die Argumente der Befürworter und Gegner und folgt letztlich den Empfehlungen des Bundesrates und des Parlamentes. Aber auch hier hat sie eine klare Meinung: «Grundsätzlich finde ich internationale Zusammenarbeiten sinnvoll.»

Fredy Bühler

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