Rahel Nassim Isenegger geht der Sache auf den Grund

Im Frauenporträt: Rahel Nassim Isenegger. (Foto: Ruedi Kuchen)

Rahel Nassim Isenegger ist persischer Abstammung, in Luzern geboren und aufgewachsen, und hat in ihrem Leben viel angepackt. Dabei hat sie nie einen einfachen Weg eingeschlagen, sondern ist den Dingen auf den Grund gegangen, hat versucht zu verstehen, wie sie funktionieren. So ist auch ihre Teilnahme bei «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» (Ausstrahlung am Freitag, 26. Februar, um 18.15 Uhr) bei SRF voller Tatendrang.

Nach dem Gymnasium war Rahel Nassim Isenegger mehrere Monate in Venezuela, danach eine Weile in Frankreich, bevor sie Linguistik studierte. Über einen Choreografen ist sie zum Tanzen gekommen und hat an der Tanz- und Theaterschule in Zürich gelernt und nebenher Deutsch an Fremdsprachige unterrichtet. Sie hat sich in mehreren Kindermusicals engagiert, Küren für Wettkämpfe und Showacts choreografiert und war als Sängerin einer Rockband und als Solokünstlerin unterwegs. Als ihr das Tanzen zu streng wurde, hat sie eine Ausbildung zur Anwaltssekretärin gemacht. Und seit 2019 sitzt sie für die SP im Landrat. Was treibt Rahel Nassim Isenegger an?

«Das Leben», sagt sie. «Wir alle haben Pläne. Aber oft kommen die Dinge auf einen zu, dann ergibt sich das eine aus dem andern. Und manchmal ist es auch einfach Schicksal.» Landrätin, zum Beispiel, sei sie mit Glück geworden. «Ich habe nie gedacht, dass ich gewählt werde, aber ich habe viele Stimmen bekommen, ein Achtungserfolg.» Als dann Jacques Marti überraschend aus dem Landrat zurücktrat, ist sie nachgerutscht. «Das war für mich eine Überraschung.»

Weniger überraschend ist ihre Teilnahme in der Sendung «Mini Schwiiz, dini Schwiiz», die vom 22. bis zum 26. Februar ausgestrahlt wird. Sie sei bereits früher einmal angefragt worden, habe aber absagen müssen. Ihre Begründung damals: «Ich habe keine Zeit.» Für die Ausgabe nächste Woche hat es jetzt geklappt. Laut Programmvorschau zeigt sich Rahel Nassim Isenegger auch dort als aktive Person.

Politisch aktiv seit ihrer Jugend
Politisch aktiv war sie schon als Jugendliche: «Ich habe mich für den Umweltschutz eingesetzt. Damals unter anderem für die Mülltrennung.» Den Antrieb dazu gab ihr eine Freundin: «Sie kam aus einem eher feministischen Kreis und war sehr umweltbewusst.» Als Jugendliche habe sie sich einfache Antworten und schnelle Lösungen gewünscht. Heute, als Mitglied im Landrat, geht sie der Sache auf den Grund. Zwangsläufig: «In der Politik geht es nun mal nur Schritt für Schritt vorwärts. Das heisst zuhören, fragen und lernen.» Sagt sie, die nach eigener Aussage eher ein emotionaler Mensch ist. «Manchmal hätte ich gerne die Kompetenz zu entscheiden. Aber das kann man nur als Königin», sagt sie lächelnd.

Seit Rahel Nassim Isenegger auf der Welt ist, haben die Frauen in der Schweiz das Stimm- und Wahlrecht. Wie beurteilt sie die Gleichstellung von Mann und Frau in der heutigen Zeit? «Auf jeden Fall muss gleiche Arbeit gleich entlöhnt werden», sagt sie energisch. Das sei doch in einer Demokratie selbstverständlich. Da dürfen keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern gemacht werden. Punkt.

Traditionen sind wichtig
Auch die Glarner Landsgemeinde betrachtet sie aus demokratischer Optik. «Grundsätzlich können dort alle mitreden. Das ist gut. Aber es werden immer auch Menschen ausgeschlossen, alle jene, die arbeiten müssen zum Beispiel.» Das entspricht nicht ihrer Vorstellung von Demokratie. Eine schnelle Lösung sei jedoch schwierig. Ob ein Urnengang oder eine elektronische Abstimmung, beides sei keine Landsgemeinde mehr, weil das Mindern und Mehren wegfalle. Traditionen soll man bewahren, denn sie machten Leute und Gegenden einzigartig und würden zur Vielfalt in unserer Gesellschaft beitragen. «Aber manchmal sollten wir über unseren Schatten springen, den Horizont erweitern und uns weiterentwickeln.»

Zum Schluss drängt sich eine Frage auf: Wie steht sie zum Verhüllungsverbot? «Da befinde ich mich in einem Dilemma», seufzt sie. Aus toleranter Sicht sei sie gegen ein Verbot. Die Verschleierung sei aber auch ein Zeichen der Unterdrückung und deswegen durchaus zu verbieten. Und einen Moment später sagt sie: «Eigentlich müssten die Menschen dort darüber diskutieren, wo immer noch eine Pflicht zu Kopftuch oder Schleier besteht.»

Fredy Bühler

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