«Lanik little girl» auf Röstigraben-Tour

Laniks Erkennungsmerkmal: Hüte! (Foto: FJ)

Am Freitag, 19. Februar, erscheint das erste Album von Lanik – Annick Langlotz. Ihre Kompositionen überwinden sprachliche Röstigräben von Dialekt Richtung Französisch und Englisch. Offizielle Videos gibt’s auf YouTube, unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. kann man bis Montag, 22. Februar 2021, eines von drei Albums «Lanik – Little Girl» mit dreizehn hausgemachten Songs gewinnen.

Als es in ihrem «Room Tomorrow» an der Burgstrasse in Glarus langsam dunkel wird, fehlt nur noch das Foto. Lanik verschwindet, legt Lippenstift auf und beleuchtet sich selbst mit dem Display des Handys. Das ist so unkompliziert, wie sie als Strassenmusikerin sein will. «Wenn Corona nicht gewesen wäre, wäre ich einfach nach Frankreich gefahren und hätte dort französische Chansons gebracht.» Jetzt will sie, sobald wieder möglich, aufbrechen auf eine Röstigraben-Tour, von Delsberg über Biel und Murten bis nach Freiburg, oder von Delémont über Bienne und Morat nach Fribourg. «Ich will einen Weg gehen. Einfach mit dem Verstärker von Ort zu Ort, als Strassenmusikerin kann ich das. Oder es als Popup-Konzert verkaufen, das gibt mir Zuversicht. Mein Album-Release war im November gedacht, und jetzt ist der Album-Release eben mitten im Lockdown.»

These Boots
Manchmal läuft Lanik barfuss, die Kamera folgt ihr, wenn sie auf dem official Video «Break it» singt und mit blauem Hut über die Schwammhöhe und durchs Klöntal geht. Der Song verträumt, der Refrain Englisch, die Strophen Französisch über die «manchmal tödlichen» Gewohnheiten. Und doch gehen da Nancy Sinatras berühmte Stiefeletten mit, und «eines Tages werden sie einfach über dich hinweggehen». Die Sprache international, doch das Image gut glarnerisch. «Es ist für mich eine Gratwanderung – ich will lokal verankert sein, will die Chance und Möglichkeiten, Auftritte zu bekommen, weil ich publikumsnah bin. Aber ich möchte gleichzeitig mehr, langfristig möchte ich schweizweit wahrgenommen werden. Davon muss ich das Regionale abkoppeln. Ich bin gespannt, ob das hilft, nicht nur auf einem Weg zu gehen. Wenn ich’s regional schaffe, kann ich weiter aufbauen. Ich bin Strassenmusikerin, das sehe ich als den grössten Trumpf an, um für meine CD Promo zu machen, ich empfinde die digitale Welt als uferlos. Im Digitalen musst du mit Perfektheit kommen – aber auf der Strasse musst du in Verbindung kommen mit dem Publikum, da kann das Perfekte sogar im Weg sein.»

Kalte Dusche
Lanik weiss, wovon sie spricht. Sie ging zu Voice of Switzerland, bekam dort aber die kalte Dusche. «Ich habe gerne Kommunikation, doch da fehlte mir der Kontakt zur Band, man sah auch das Publikum nicht.» Dabei macht sie es sich nicht einfach – und sie geht ihren Weg Schritt für Schritt. «Ich habe noch nie eine Platte gemacht, jetzt mache ich mein erstes Album.» Mit 39, da legt die gleichaltrige «Princess of Pop» Britney Spears nach ihren «Jahrhunderterfolgen» schon die unbefristete Arbeitspause ein. «Manche gehen von Anfang einen klaren Weg, ich hatte den zu Beginn noch nicht gefunden.» Lanik singt einfach Songs, die ihr gefallen: «Alicia Keys, Janis Joplin, Carol Emerald – auch sie eine 1981erin –, Edith Piaf. Es war eine totale Mischung, hat aber gepasst. Früher war ich mit Erika Stöckli und Sarah Büchi im Jazzbereich unterwegs, als ich aus Sierra Leone wieder zurückkam, war es meine Chance, einfach Musik zu machen ohne Band. Strassenmusik. Meine Überzeugung ist, dass Musik wieder näher zum Menschen kommen soll, das Setting Konzert darf immer noch sein, aber Musik soll sich mit dem Alltag vermischen.»

Harte Fakten
In Schwändi aufgewachsen studierte die zweifache Mutter von 2009 bis 2012 in Fribourg Pädagogik und Psychologie, Strafrecht und Religionswissenschaften. Nach ihrem Lizenziat arbeitete sie in Zürich als Hortleiterin, begann sich eine eigene Band aufzubauen. Dann zog sie mit ihrem Mann Philipp Langlotz in den zivilen Friedensdienst nach Sierra Leone, in eines der ärmsten Länder der Welt, und arbeitete dort für drei Jahre an der Ballanta Academy of Music, Freetown. Sie wurde schwanger, gebar ihren ersten Sohn, baute eine Band auf, «die es heute noch gibt.» Nachher ging’s zurück in die Schweiz. Zwei Jahre ins Berner Oberland mit einem 80%-Job als Projektleitern. «Philipp schaute zum Sohn, das zweite Kind kam zur Welt. Dort war Strassenmusik in Bern meine einzige Möglichkeit, Musik zu machen.» Dann ging die Familie über die Bücher. Im Haus der Eltern entstand ein Generationenhaus, er machte sich selbstständig als Mediator, sie mit zwei Kindern, gibt einige Stunden Unterricht an der Kantonsschule. In der Band «Long Couleur» – zusammen mit David Kobelt, Fridolin Berger, Hugo Knobel und David Beglinger – singt sie Variationen aus Jazz, Pop, Chanson und Film.

Was will ich?
«Irgendwann – in den letzten drei Jahren – fragte ich mich: Was will ich in der Musik? Ist es mit Cover-Versionen getan? Wer eigene Songs macht, macht sich angreifbar. Jetzt bin ich bereit, mich dem zu stellen.» Lanik kam über Jörg Rüdiger an Kulturmanager Jean-Daniel von Lerber, der sie an Produzent David Plüss vermittelte. Dieser coachte sie, sie feilte an den Songs, ging vom Jazz richtung Chanson-/Popbereich. Worum es geht, in ihren Songs? «Oft um einen Weg, von dem man nicht ausbrechen kann. Eine Ameisenstrasse. Sich aus dem Strom lösen – innere und äussere Freiheit. In einem meiner Songs, geht es darum, dass du dich ganz auflöst. Da ist kein Schmerz da, keine Freude – nur Einssein mit dem Gesamten. Ich spüre immer Bewegungen, die vorwärtsgehen, leicht oder nachdenklicher. Einer der ältesten Songs sagt bloss: ich gebe Gas, du bist zu langsam, da renne ich jetzt einfach los.» Zugleich will sie eine neue Art finden, in einem Song etwas zu erzählen. «Schweizerdeutsch, mit französischem Refrain. Egal, welche Sprache, es muss fegen. Und ich gehe unterschiedlich mit den Sprachen um. Ich beginne französisch – klangvoll, stimmungsvoll – doch dann gehe ich zurück ins Schweizerdeutsch, wo ich sehr viel mit Sprachrhythmus, Reim und Bildern mache. Englisch spreche ich zwar weniger gut, aber für gewisse Flüsse in der Musik passt es einfach.» Etwa für «Spotlight». «Ich habe eine sehr angepasste Seite und eine, die ausbrechen will. Nicht hauruck, organischer, so wie man aus einem Raum geht.» Lanik setzt auf ihr Netzwerk. «Ich empfinde Leute im Glarnerland mit einer Offenheit, einer Geschichte, einem Interesse, einer Freundlichkeit. Klar: Mir wird’s manchmal zu eng, ich dachte, ich komme nie zurück, aber ich habe gerne die Bewegung – rausgehen ins Weite, aber auch wieder reinkommen, sich grüssen, Verbindungen haben.» Jetzt ist dazu ein Album entstanden. Infos: www.lanik.ch

FJ

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