Nils Rhyner will gross hinaus

Freeskier Nils Rhyner aus Elm wurde bei seinem dritten Weltcup-Einsatz in Stubai (Österreich) guter 15. Für die coole Fahrt Fridolin+ App downloaden und Foto scannen. (Foto/Video: © Jonas Schwarzwälder Photography)

Er ist eine grosse Hoffnung im Sport. Nils Rhyner, bald 18-jährig und aktuell «Nachwuchssportler 2019» des Kantons Glarus, will Grosses erreichen. In einer Sportart, die man in der breiteren Bevölkerung noch nicht gut kennt.

Ski fährt gefühlt das ganze Glarnerland. Sofort denkt man an Sport­grössen wie Vreni Schneider oder Patrick Küng. Nils Rhyner strebt auch so eine Karriere an. Allerdings springt er lieber, als Tore zu umfahren. In seiner noch jungen Karriere konnte der gebürtige Elmer bereits einige achtungsvolle Resultate erzielen. Zeit, den jungen Nachwuchsathleten genauer unter die Lupe zu nehmen.

Vom Schanzenbauer zum Sportschüler
Wie wird man Freeskier? Nils Rhyner hat eine einfache Erklärung. «In der JO Elm wurde es mir schnell zu langweilig. Ich hatte mehr Freude am Springen. Dafür baute ich selber kleine Schanzen.» Seine Mutter fand für ihren Sohn im Engadin ein Freestyle-Team, mit welchem Rhyner zwei Saisons trainieren und erste Wettkämpfe fahren durfte. «Anschliessend wurde ich in die Sportmittelschule Engelberg aufgenommen. Seit 2016 bin ich nun da und kann so meinen Sport und meine Ausbildung perfekt kombinieren.»

Training als wichtiges Element
Natürlich ist das Schneetraining am wichtigsten. Allerdings arbeitet der junge Sportler im Kraftraum. Auch der koordinative Bereich sei essenziell, meint Rhyner. «Meistens trainiere ich mit dem Swiss-Freeski-Team in einem der zurzeit besten Snowparks innerhalb der Schweiz oder gelegentlich einmal im Ausland. Wir planen unsere Trainings immer sehr kurzfristig, um die besten Wetter- und Schneeverhältnisse zu haben.» Ein besonderes Programm gebe es nicht. «Auf dem Schnee kann ich mich richtig frei fühlen und selbst entscheiden, an welchen Tricks ich arbeiten will. Der Trainer gibt mir keine Anweisungen, was ich zu trainieren habe, sondern was ich noch verbessern kann.»

Mit 18 schon bei den Grossen
Er gehört noch zu den jüngeren und unerfahreneren Fahrern im Feld. Dies sieht Rhyner als kleinen Vorteil. «Da ich noch nicht so bekannt bin, lastet bei Wettkämpfen kein grosser Druck auf mir. Ich kann mein Run ge­niessen.» Auf die Frage, wen er als sein Vorbild sieht, möchte sich der junge Glarner nicht festlegen. «Ein einziges Vorbild habe ich nicht. Ich schaue mir gerne verschiedene Styles von verschiedenen Fahrern an. Eine Vorbildfunktion hat für mich das ganze Swiss-Freeski-Team. Im Free­ski sei es wichtig, dass jeder sein eigenes Ding macht und sich ein Erkennungszeichen schafft. So kennt man Andri Ragettli schweizweit nicht nur durch seine sportlichen Leistungen, sondern auch von seinen «Viral-Videos». «Alle sind anders und das macht unseren Sport auch aus. Alle sind ‹coole Socken›.»

Viel Kreativität gefordert
Der «Glarner Nachwuchssportler 2019» startet in zwei Disziplinen: Slopestyle und Big Air. Während man im Slopestyle einen Parcours mit drei Kickern (Schanzen) und drei Rails (Schienen) nach eigener Kreativität absolviert, springt man beim Big Air über einen grossen Kicker. Beim Big Air kann man so höhere und anspruchsvollere Tricks zeigen. Rhyner fühlt sich in der Disziplin Slopestyle wohler. «Damit ich beim Big Air vorne mitmischen kann, braucht es Tricks, die ich noch nicht komplett beherrsche. Daran arbeite ich kontinuierlich.» Bewertet werden die Runs von einer fünf­köpfigen Jury, die in puncto Style, Difficulty, Amplitude und Execution bis maximal 100 Punkte vergeben kann.

Freiheit auf den Skiern
Für Rhyner ist die Freiheit, die ihm der Sport bietet, ausschlaggebend für die Faszination Freeski. «Ich kann ohne Regeln Ski fahren. Man kann immer Neues lernen und man sieht seine Fortschritte sehr gut. Ich kann meine Kreativität ausleben und mit meinen Freunden Spass haben.» Dadurch kommen auch die Erfolge schneller. Denn derer konnte Rhyner schon einige feiern. So wurde er beispielsweise vor wenigen Wochen 15. Bei seinem dritten Weltcup-Einsatz – ein beachtliches Resultat. Als bisher grössten Erfolg bezeichnet er aber ein anderes Resultat. «Der 5. Platz an der Jugend-Olympiade in Lausanne bedeutet mir am meisten. Es war eine grossartige Erfahrung, an diesem Event teilnehmen und auf so hohem Niveau Ski fahren zu dürfen.» Es ist dem sympathischen Glarner zu wünschen, dass er in Zukunft noch viele starke Resultate abliefern kann.

Steckbrief
Nils Rhyner, geboren am 20.12.2002,
178 cm, 67 kg, Skiclub: SC Elm.

Erfolge
• 5. Platz, Junioren-WM, Big Air, 2019, Kläppen (Schweden);
• 1. Platz, Slopestyle, Europacup, 2019, Vars (Frankreich);
• 2. Platz, Big Air, Europacup, Davos
• 5. Platz, Slopestyle, Jugend-Olympiade, Lausanne;
• 15. Platz, Slopestyle, Weltcup, Stubai (Österreich).

Freeski
Es ist die jüngste Sportart bei swiss-ski. Seit 2010/2011 ist Freeski beim Schweizer Verband integriert. Mit Slopestyle, Big Air und Halfpipe werden drei Disziplinen ausgetragen. Slopestyle und Halfpipe gehören zum WM- und Olympia-Programm. Ein Slopestyle-Parcours gleicht einem Skating-Park und besteht aus mehreren Sprüngen (Kickers) und Slide-Elementen (Boxen, Rails usw.). Der Freeskier zeigt mehrere Tricks hintereinander und hat die Möglichkeiten, verschiedene Elemente in einem Run zu kombinieren. Style und Coolness – das ist der Big Air. Beim Big Air geht es, wie der Name sagt, hoch in die Luft (bis zu 7 m hoch und 25 m weit). Vorwärts oder rückwärts geht es mit Flips, Spins und Grabs über die Schanze. Es erfolgt nur ein Sprung, der aber möglichst stylisch ausgeführt wird. Die Halfpipe ist eine halbe, nach oben offene Schneeröhre, in welcher die Freeskier bis zu 5 m über den Rand der Halfpipe hinausspringen. In einem Lauf zeigen sie zwischen fünf und acht Tricks, je nach Länge der Halfpipe (100–150 m). Bei allen drei Disziplinen wird die Darbietung von Judges (Kampfrichtern) bewertet. Dabei spielen Kriterien wie Flugbahn (Amplitude), Schwierigkeit (Difficulty), Ausführung (Execution) und Style der Tricks die wichtigste Rolle. Freeski ist mittlerweile ein Profisport mit vielen Sponsoren. Einige Athleten können davon leben.

Fabio Lutz

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