Grossbatteriespeicher für Glarner Energiewende

Martin Zopfi (links) und Martin Winteler planen, Ende Oktober 2024 einen Batteriegrossspeicher für Glarus in Betrieb zu nehmen. (Foto: Samuel Trümpy)

Im Interview erklärt Martin Zopfi, Geschäftsführer der Technischen Betriebe Glarus (tb.glarus), warum das Projekt so wichtig ist für die Energiewende.

FRIDOLIN: Herr Zopfi, warum haben sich die Technischen Betriebe Glarus für einen Grossbatteriespeicher entschieden?
Martin Zopfi: In Glarus hat die lokale Stromproduktion mittels Photovoltaikanlagen und Wasserkraftwerken in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Da stellt sich die Frage, wie dieser Strom verteilt werden kann, ohne die Netze zu überlasten. PV-Anlagen produzieren nur bei Tageslicht Strom. Die überschüssige Energie sollte idealerweise vor Ort eingespeichert werden, damit sie bei fehlender Produktion genutzt werden kann. Ein Grossbatteriespeicher ermöglicht das.

Wo ist der Standort des Batteriespeichers der tb.glarus und wie haben sie ihn evaluiert?
Das System wird an der Lerchenstrasse 22 in Netstal installiert, auf dem Areal Lerchen. Da der Standort über einen starken Netzanschluss verfügen muss, diente uns der Netzplan als Grundlage bei der Suche nach einem Standort. Weitere Faktoren, die wir berücksichtigen mussten: die Verfügbarkeit von Land, die Kosten dafür sowie die Eignung im Hinblick auf Sicherheit und die Umgebung.

Wie geht es jetzt weiter?
Die Realisierungsarbeiten starten im kommenden Frühling, die Batteriespeichereinheiten sollen Ende September 2024 eintreffen. Nach einer einmonatigen Installations- und Testphase wird das System Anfang November 2024 mit der vollen abrufbaren Leistung am Netz sein.

Was können Batteriespeicher konkret zur Energiewende beitragen?
Batteriespeicher unterstützen den Ausbau der erneuerbaren Energie: Lokaler Solarstrom oder Strom aus Wasserkraft lässt sich so gleich am Produktionsort speichern. So kann der tagsüber produzierte überschüssige Solarstrom nach Sonnenuntergang verwendet werden. Als Beitrag zur Energiewende ist es das A und O, die einzelnen Energieerzeuger und Speicher zum optimalen Gesamtsystem zu verbinden.

Energie speichern war seit jeher ein Problem. Wo steht Ihr System im Verhältnis zu anderen Speicherarten?
Energie lässt sich zwar speichern, aber oft in einer anderen Form, als man es gerne hätte. So ist es auch beim Strom: Wechselstrom lässt sich in dieser Form nicht speichern. Technisch gesehen ist die Batterie für elektrische Energie der Speicher mit dem besten Wirkungsgrad. Dazu wird der Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt und umgekehrt. Zudem hat der Batteriespeicher mindestens zwei bis drei Mal tiefere Investitionskosten als ein Pumpspeicherkraftwerk. Im Gegenzug ist seine Speicherkapazität im Verhältnis zu Pumpspeicherkraftwerken eher gering. Batterien sind somit «Tagespuffer»: Sie sind prädestiniert für den Ausgleich der täglichen Energieflüsse.

Gibt es andere Speicherlösungen, die Sie in Betracht gezogen haben?
Nein. Für diesen Einsatzbereich ist eine Batterieanlage die effizienteste Form der Speichermöglichkeit.

Welchen Aufwand bringt der Betrieb eines Batteriespeichers mit sich?
Wir warten, überwachen und bewirtschaften die Anlage vor Ort. Dazu kommen die regelmässigen Kontrollen der technischen Komponenten.

Wie laut wird der Batteriespeicher sein?
Im Standby-Betrieb ist die Batterie ruhig, zwischendurch sind Lüftungs- sowie Heiz- und Kühlsysteme zu hören. Bei einem Volllastbetrieb ist der Geräuschpegel etwas höher. Wir haben diverse Berechnungen durchgeführt, damit die Normwerte bei jedem Betriebszustand eingehalten werden. Ausserdem haben wir Massnahmen für einen möglichst ruhigen Betrieb ergriffen.

Welche Auswirkungen hat ein Batteriespeicher auf die Umwelt?
Viele Batterietypen sind in ökologischer Hinsicht problematisch, weil sie Schwermetalle und Metalle der Seltenen Erden enthalten. Es gibt allerdings umweltverträgliche Lösungen: Salzwasserbatterien und Lithium-Eisenphosphatbatterien gehören da­zu. Wir haben uns deshalb für eine Lithium-Eisenphosphatbatterie entschieden.

Bringen die Batteriespeicher auch finanzielle Vorteile für die Endverbraucherinnen und -verbraucher?
Ja, denn indem wir mehr Strom lokal produzieren und optimal nutzen, anstatt ihn einzukaufen, sorgen wir für tiefere Stromkosten für die Endverbraucherinnen und -verbraucher. 

red.

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