Juliane zmitzt - Glasperlen drehen

FRIDOLIN-Reporterin Juliane Bilges übt sich im Herstellen von Glasperlen.(Foto: Barbara Schaaf)

FRIDOLIN-Reporterin Juliane Bilges entdeckt seit Sommer 2022 bekannte und weniger bekannte Orte, Sportarten und Tätigkeiten – vom Segeln bis zum Segelfliegen, von der Fahrt auf dem Kutschbock bis zu jener auf dem SUP. Hier folgt ihr ­Erlebnisbericht von einem Workshop zum Glasperlendrehen.

Der Herbst für die Rubrik «Juliane zmitzt» startete kreativ und so soll es nun mit einer anderen spannenden Aktivität für kalte Monate weitergehen. Beim Töpfern konnte ich aus Ton wunderschön unperfekte Objekte herstellen, ohne zu wissen, wie diese in ihrer vollendeten Form aussehen würden. Ähnlich künstlerisch ist es auch beim Drehen von Glasperlen. Nachdem ich Barbara Schaaf, die Inhaberin von Glarnerglas in Weesen, in ihrem Atelier besucht habe, um ein Frauenporträt über sie zu schreiben, bin ich neugierig geworden. Was schon beim Zugucken so spannend aussah, wollte ich unbedingt auch selbst ausprobieren: Eine Glasperle herstellen.

Schutzbrille nicht vergessen
Als Erstes habe ich natürlich eine Einführung in die Welt der Glasverarbeitung bekommen. Was bei Barbara Schaaf so einfach aussieht, ist beim ersten Versuch doch kniffliger als gedacht. Nach einer Farbauswahl aus scheinbar unzähligen Möglichkeiten ging es an den Bunsenbrenner, einen beschichteten Metallstab in der linken Hand, ein Glasröhrchen in der anderen. Als Erstes muss das Glas erhitzt werden, um es in einen dickflüssigen Zustand zu bringen und vorsichtig um den Metallstab zu wickeln – und auch das ist gar nicht so einfach! Dabei ist etwas Vorsicht geboten, vor allem für die Augen. Denn wenn das geschmolzene Glas beim Entfernen vom Bunsenbrenner dünne Fäden zieht, kann es beim nächsten Erhitzen zerspringen – also Schutzbrille nicht vergessen! Während der erhitzte Glasstab dickflüssiger wird und beginnt wie Honig herunterzulaufen, wird sorgfältig das beschichtete Metallstäbchen unter das geschmolzene Glas gehalten und langsam um die eigene Achse gedreht. Dadurch entwickelt sich eine beliebig grosse Kugel. Anschliessend wird die so entstandene Glasperle unter weiterem Drehen ausgekühlt und für einige Zeit in einem Topf mit feinem Kies gelagert.

Kugel werden
Glas möchte grundsätzlich immer eine Kugel werden. Wenn man die Stäbe aus Murano Glas also stark erhitzt, entsteht eine Kugelform – alles andere wäre erzwungen. Super Voraussetzungen, um Perlen zu drehen. Nachdem ich einige «Basic-Perlen» hergestellt hatte, wurde ich etwas experimentierfreudiger. Denn wenn man sich etwas mit dieser Kunstform auseinandersetzt, entstehen plötzlich zahlreiche Möglichkeiten: Perlen mit Punkten, Streifen, verschwommenen Formen und vor allem ganz vielen verschiedenen Farben. Aber nicht nur das ist möglich. In Schaafs Atelier habe ich mich etwas inspirieren lassen. Tatsächlich könnten sogar Perlen in Erdbeerform oder zum Beispiel als Fliegenpilz hergestellt werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Bunte Überraschungen
Beim Drehen von Glasperlen kann man wunderbar zur Ruhe kommen. Für mich sind kreative Auszeiten gerade in den kalten Wintermonaten sehr wichtig. Und mit Glas zu arbeiten, war eine wunderbare neue Erfahrung, die ich gerne wiederholen würde. Gerade, um vielleicht irgendwann auch andere Formen entstehen lassen zu können, wie zum Beispiel verschiedene Früchte oder Blumen. Man muss mit Geduld an die Sache gehen und wird dafür mit vielen kleinen und bunten Überraschungen belohnt. Alle Abläufe, wie das Schmelzen des Glases und das Umwickeln des beschichteten Metallstabs mit der dickflüssigen Glasmasse, laufen ruhig ab. Mit Schnelligkeit kommt man nicht weiter und die Perle wird nicht schöner, wenn man sich beeilt. Im Gegenteil: Mit der linken Hand wird der Metallstab in aller Ruhe um seine eigene Achse gedreht, nur so kommt man ans Ziel. Wir neigen manchmal dazu, alles schnell erledigen zu wollen. Beim Drehen von Glasperlen ist aber genau das Gegenteil gefragt – eine schöne Abwechslung zum stressigen Alltag. Das fiel mir anfangs gar nicht so leicht. Meine Hände wollten den Metallstab viel zu schnell um die eigene Achse drehen und es hat nicht recht geklappt. Umso grösser war dann die Freude über die entstandenen Glasperlen! Viele kleine Farbuniversen konnte ich in meinen Händen bestaunen. Jede Perle sieht anders aus und ist auf ihre eigene Art ganz besonders. Ich kann es kaum erwarten, einige Exemplare an Weihnachten zu verschenken und meinen Liebsten eine Freude zu machen! l

Juliane Bilges

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