FRIDOLIN Sagenkalender 2024 - Eichwald, Fahrt und Laubenwand

Im Eichwald ob Schwanden spielt die erste Sage 2024: «Zwergä sind truurigi Gsellä.» Marianne Zweifel (links) und Fridolin Jakober auf der Suche nach den Zwergen. (Foto: Søren Ehlers)

Die Hälfte der FRIDOLIN Sagenkalender 2024 ist bereits verkauft. Dies obwohl, oder vielleicht gerade weil, lauter neue Sagen darin enthalten sind. Wie es zum Kalender kam und was er mit dem Glarnerland zu tun hat, das erklärt Fridolin Jakober, der das Konzept entwickelte.

Der neue Sagenkalender ist anders als die vorhergehenden drei Exemplare aus dem FRIDOLIN-Verlag und auch anders als alle anderen Kalender. Zwar kommen die Sagen traditionell daher, sie haben alle eine Moral, beruhen auf wahren Begebenheiten oder tatsächlichen Orten und sind zu einem guten Stück phantastisch. Aber alle zwölf Geschichten sind nicht so überliefert wie die bekannten Glarner Sagen, sondern sie wurden von Mitgliedern der FRIDOLIN-Redaktion neu geschrieben. Dadurch sind Themen eingeflossen, die in überlieferten Sagen nicht vorkommen, aber es wird darin versucht, das Unerklärliche begreifbar zu machen.

FRIDOLIN: Was braucht es, um Sagen schreiben zu können?
Fridolin Jakober: Es braucht eine Identifikation mit dem Ort und den Personen der Sagen, erst so werden sie lebendig. Es gibt übers Jahr viele Ereignisse oder Geschichten, die uns in der Redaktion beschäftigen und umtreiben, die aber viele Vermutungen enthalten und die so verwirrend sind, dass wir sie weder als Bericht noch als Reportage in der Zeitung bringen können, denn dort stehen Fakten. Dadurch, dass wir Sagen erfanden, können wir – in Form eines schönen Kalenders – auch noch nicht erklärte Inhalte bringen.

Was war der Auslöser, um selbst Sagen zu schreiben?
Unser Verlag hat den Sagenkalender schon dreimal produziert. So haben wir 36 bekannte oder auch weniger bekannte Sagen wieder gebracht. Eine dieser 36 Sagen war «Roschtigs Silber» von Hans Rhyner-Freitag vom Duo «Schang und Tiidi». Schang erklärt darin, wie die Figuren auf den Landsgemeindekreisel kamen. Die Idee, solche Sagen zu erfinden, haben wir aufgenommen. Motiviert hat uns aber auch die Ausstellung «Mini Gmeind Glaris», wo die Schülerinnen und Schüler 2021 im Güterschuppen völlig unverkrampft phantastische neue Glarner Sagen im Bild und Text präsentierten, die sie selbst erfunden hatten.

Wie haben Sie die Motive gefunden?
Wir notieren uns laufend unerhörte Neuigkeiten, die wir erwähnenswert finden wie besondere Ereignisse oder Streitigkeiten, Stammtischgespräche oder andere spezielle Meldungen. Dazu gehört zum Beispiel die Corona-Landsgemeinde 2022, als im September bemerkenswert wenig Mitlandleute teilnahmen, was im Volk heftig diskutiert wurde und auch zu Vorstössen führte, welche das politische System anpassen wollen. Wir stellten uns vor, was geschieht, wenn der Ring einmal ganz leer bleibt und der Landamman ganz alleine dasteht. Daraus entstand die Sage: «Dr läär Landsgmeiring».

Die fünf Autorinnen und Autoren haben ihre Sagen zusätzlich vorgelesen. Was ist der Grund dafür?
Sagen kommen in allen Kulturen der Welt vor. Wie das Wort «Sagen» schon andeutet, leben die Geschichten davon, dass sie weitererzählt und an die jeweilige Zeit adaptiert werden. Deshalb haben wir Videos aufgenommen, in denen die Sagen vorgelesen werden, um die Vielfalt des Glarnerdeutsch und der Erzählweise zu dokumentieren. Unser Autoren-Team besteht aus einer Hinterländerin, einem Hinterländer, zwei Mittelländern und einer Unterländerin und stammt aus zwei Generationen. Dadurch sind verschiedene Arten von Glarnerdeutsch zu hören. Auch das gehört zu unserer Tradition.

Was ist für 2025 geplant?
Wir planen natürlich wieder einen Sagenkalender und wiederum mit von uns erfundenen Sagen. Wir haben bereits fünf der zwölf  Geschichten geschrieben. Wir müssen so früh unterwegs sein, denn zu jeder Sage gibt es auch eine Fotografie, die zur Jahreszeit des Monats passen sollte. Unsere Fotografinnen und Fotografen müssen sich also schon bald auf den Weg an die Orte des Geschehens machen und die Bilder für den Sagenkalender 2025 erstellen.

Søren Ehlers

Der Sagenkalender mit zwölf Geschichten von Delia Landolt, Marianne Zweifel, Ernst Willi, Fredy Bühler und Fridolin Jakober, Fotografien von Sandra Lander, Jürg
Grünenfelder und Ruedi Kuchen ist immer noch erhältlich. Die Sagen sind notiert in Glarnerdeutsch, Deutsch und Englisch. Sie können sich mit dem Smartphone die
jeweilige Sage als Video in Glarnerdeutsch vortragen lassen. Die Kalender können direkt am FRIDOLIN-Schalter in Schwanden bezogen oder über Fridolin Medien AG - Sagenkalender bestellt
werden.

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