Ein musikalisches Husarenstück

(Foto: zVg)

Wer letzten Samstagabend trotz schönen Wetters den Weg in die Ref. Kirche Mollis fand, dem wurde ein genussvoller Konzertabend geboten. Solistin Sheila Grätzer und das 50-köpfige Orchester Kaltbrunn Niederurnen unter der Leitung von Stefan Susana überzeugten mit sehr unterhaltsamem Programm und hochstehendem Vortrag.

Brillant bereits der Ohrwurm-Marsch «Les Toréadors» aus der Oper Carmen von Georges Bizet, welcher zur Eröffnung des Konzerts gegeben wurde. Anschliessend begrüsste Präsident Roman Hutzmann bereits zum 3. Mal zum Sommerkonzert in Mollis und dankte der Kirchgemeinde sowie allen Gönnern, Sponsoren und Helfern für ihre Unterstützung. Nun erklangen «Marsch», «Lyrischer Walzer» und «Tanz Nr. 1» aus Dmitri Schostakowitschs gross besetzter «Suite für Variété-Orchester», welche vor allem unter dem Namen «Jazz-Suite Nr. 2» bekannt geworden war. Angesichts der Anforderungen beeindruckten Klang – speziell jener der Streicher –, Präzision und Virtuosität des ganzen Orchesters – und auch der vielen Solopassagen, u. a. von Violinen, Akkordeon, Klarinette, Saxophonen und Harfe.

Das nachfolgende Solostück «Scaramouche» von Darius Milhaud war stilistisch moderner und von höherer Komplexität – was der jungen Solistin auf dem Altsax, Sheila Grätzer aus Bennau, nicht die geringste Mühe zu bereiten schien! Im ersten Satz «Vif» brillierte Sie mit grosser Virtuosität, im zweiten «Modéré» durch expressive Klangschönheit, im dritten «Brazileira» durch unbändige Lebensfreude – und dies bei schönem Klang, Dynamik, Artikulation und Intonation: Chapeau! Das Publikum applaudierte den ganzen Abend spontan nach jedem Satz jedes Stückes; doch blieb der Solistin nach ihrem Vortrag definitiv nichts anderes, als solo eine Zugabe zu spielen. Mit einer virtuosen Version von Tico Tico demonstrierte sie gleich noch einmal, was auf dem Sax an Dynamik und Tonumfang alles möglich ist. Ihr sei nur das Beste zu wünschen für ihre weitere Ausbildung, welche im Herbst mit dem Vorstudium an der HSLU beginnen wird.

Kurzweilig folgten die übrigen Sätze der «Suite für Variété-Orchester»: gefühlvoll der Walzer Nr. 1, ironisch überzeichnet die «Kleine Polka» und «Tanz Nr. 2», fröhlich-euphorisch das «Finale» - und zum Träumen schön der weltberühmte «Walzer Nr. 2». Erneut überzeugten Xylophon, Perkussion allgemein, Akkordeon, Klarinette, Trompeten, Posaune, Alt- und Tenorsax in diversen Satz- oder Solopassagen.

Es folgte die populäre «Suite Arlésienne Nr. 2», erneut von Georges Bizet. Nebst den Streichern kamen hier v. a. Hörner, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Harfe sehr schön zur Geltung. Im elegischen ersten Satz «Pastorale» solierten im Mittelteil Flöte und Klarinette zur Begleitung von Trommel und tiefen Streichern, bevor es nach einem Aufbau zur elegischen Anfangsmelodie zurückging. Im «Intermezzo» wechselten sich kraftvolle Unisono-Tutti ab mit lyrischen Passagen von Altsax und Solohorn. Im dritten Satz «Menuet» bezauberte Carla Kalberer mit wunderbarem Flötenton unter Begleitung der Harfe und in Teilen von Oboe und Altsax: ein bis auf den Tuttimittelteil quasi kammermusikalischer Satz. In der abschliessenden «Farandole» ging es volkstümlich-furios in gestrecktem Galopp dem Konzertende zu, wobei als Zugabe eine Repetition des grössten Gassenhauers des Abends nicht fehlen durfte. Dank allen Beteiligten für ihre grosse Arbeit zugunsten eines Abends voll wunderschöner, kunstvoller Musik.

Werner Jakob

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