Unbemannte Helis aus Näfels

Jon Andri Jörg, Founder und Co-CEO der Firma Anavia AG erkennt in den unbemannten Helikoptern einen grossen Nutzen für viele Bereiche. Image(Foto und Video: Ruedi Kuchen)

In Näfels hat sich die Firma Anavia AG angesiedelt. Sie entwickelt und produziert Helikopter, die ohne Piloten fliegen und vollautomatisch Aufträge erledigen. Der FRIDOLIN wollte vom Firmengründer wissen, wozu diese Flugobjekte nützlich sind und wieso er mit seinem Start-up nach Näfels kam.

In der Halle steht ein Helikopter mit zwei Rotoren. Weiter vorne zwei weitere, die zusammengebaut werden. Die beiden Rotoren sind oben auf dem Flugobjekt angebracht. «Deswegen braucht es keinen Heckrotor», erklärt Jon Andri Jörg. Er ist Gründer und Co-CEO von Anavia AG, die seit knapp acht Monaten in Näfels ihre Produktionsstätte und Büros hat. Die Helikopter sind sogenannte UAV- und VTOL-Systeme. Sie fliegen ohne Piloten (Unmanned Aerial Vehicle), und starten und landen senkrecht (vertical take off and landing). Solche Flugobjekte nennt man oft Drohnen. Diese hier sind aber keine Spielzeuge. Das Modell ANAVIA HT-100 ist so gross, dass es in keinen Kofferraum passt, wiegt 55 Kilogramm und hat mit Kerosin vollbetankt 120 Kilogramm Startgewicht. Es kann bis zu vier Stunden lang fliegen, ist 120 Stundenkilometer schnell und steigt auf 3000 Meter über Meer. Und das autonom, niemand muss steuern.

Bemannte Helikopter ersetzen
«Unsere Helikopter können in den ­Bereichen Inspektion, Überwachung, Rettung und Logistik bemannte Helikopter ersetzen», sagt Jörg. Man kann damit Eisenbahnstrecken kontrollieren und Menschen in unwegsamem Gelände suchen. Die autonom fliegenden Helikopter bringen auch Ersatzteile zu Oelplattformen im Meer draussen. Das ist vor allem sicherer, aber auch güns­tiger als mit einem bemannten Heli­kopter.

Dieses Hightech-Produkt wird in Näfels zusammengebaut. «Die Zelle und die elektronische Steuerung entwickeln und bauen wir selber», so Jörg. Andere Komponenten, wie die Turbine und das Getriebe, welche die beiden gegenläufigen Rotoren antreiben, kauft Anavia ein. «Wir fokussieren uns auf die Entwicklung, die Innovation und die Technologie.» Das Team von Anavia besteht aus zehn Fachkräften aus den Bereichen Materialwissenschaft, Elektronik, Software, Mechanik und solchen, die sich mit technischen Dokumentationen und Zulassungen auskennen.

Die Helikopter sind gefragt: «Im ersten Jahr haben wir fünf Stück verkauft. Dieses Jahr wollen wir fünf bis zehn Stück verkaufen.» Ein Wachstum, das mehr Mitarbeitende erfordert. «Wir möchten drei bis vier Personen einstellen, und in fünf Jahren ein Team mit 50 Personen sein.» Diese würden nicht alle in Näfels arbeiten, sondern auf der ganzen Welt, dort, wo die ­Helikopter verkauft werden. «Für ein gutes Team muss man den Mitarbeitenden einen interessanten Job und ausreichend Freiraum bieten, damit sie ihr Potenzial nutzen können.» In Zukunft sollen auch Lehrlinge ausgebildet werden: «Das gehört zu einem Arbeitgeber.»

Vom Finanzanalysten zum CEO
Jörg ist in der March aufgewachsen und ging in Nuolen am Obersee zur Schule. «Ursprünglich wollte ich Diplomat werden.» Studiert hat er in Lausanne und in London. Seine berufliche Laufbahn begann er als Finanzanalyst. Danach war er 14 Jahre lang bei der Schweizer Firma Mettler Toledo, später ist er nach Kalifornien gezogen. «Irgendwann bekam ich das Bedürfnis, selber etwas aufzubauen.» In der Schweiz konnte er eine Firma im Bereich Modellbau übernehmen. Gestartet hat er mit 15 Mitarbeitenden, die er auf 140 ausbauen konnte. «Wir hatten auch Teile für Satelliten hergestellt. Dann kam Covid.» Der monatliche Umsatz von 1,5 Mio. Franken brach auf 80 000 Franken ein.

2019 lernte Jörg seinen heutigen Mitarbeiter Daniel Krättli kennen. Er habe ihm von Helikoptern erzählt. Die Idee schlug ein: « Zusammen mit Dani haben wir ein Team aufgebaut und 15 Monate später war der erste Prototyp in der Luft.» Vor rund zwei Jahren hat Jörg die Firma Anavia AG gegründet.

Nach Näfels sind sie aus einem praktischen Grund gezogen: «Wir brauchen einen Flugplatz, wo wir unsere Heli-kopter testen und Demoflüge machen können.» Das sei am vorherigen Standort aus verschiedenen Gründen immer schwieriger geworden. Und die Hallen in Näfels haben Geschichte: «Hier drin war auch einmal die Firma Kopter», erzählt Jörg. Kopter baut bemannte Helikopter. Mit Anavia entwickelt sich die Umgebung des Flugplatzes Mollis in Richtung Aerocluster. Ein Ort, an dem sich viel Kompetenz im Bereich Aviatik konzentriert. Das verspricht interessante und zukunftsträchtige ­Arbeitsplätze.

 

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