Immer einen Schritt voraus

Es gibt verschiedene weisse Stöcke, die sehbehinderten Menschen ermöglichen, sich selbstständig im öffentlichen Raum zu bewegen. (Foto: zvg)

Es gibt hierzulande über 370 000 sehbehinderte und blinde Menschen, Tendenz steigend. Nur wenige haben einen Blindenführhund. Was aber viele in der Hand halten, ist der weisse Stock, der als Schutz- und Erkennungszeichen in der Schweiz seit 1938 amtlich anerkannt ist.

Der weisse Stock ist ein wichtiges Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Personen. Einerseits dient er zur gefahrlosen Fortbewegung, da damit Hindernisse wahrgenommen werden. Zudem hilft er bei der Orientierung drinnen und draussen. Andererseits zeigt er den Mitmenschen, dass die Person eine Sehbeeinträchtigung hat. Der weisse Stock schafft Klarheit, Verständnis und Rücksichtnahme und bietet auch einen rechtlichen Schutz. Er ist ein rechtlich festgelegtes Verkehrsschutzzeichen mit Vortrittsrecht beim Überqueren der Strasse.

Warum ist der weisse Stock weiss?
Die Farbe weiss ist historisch bedingt. Früher waren andere Stöcke meist schwarz, so konnte man ihn von anderen Stöcken unterscheiden. Ausserdem ist die weisse Farbe reflektierend, sodass die betroffene Person auch bei Nacht besser wahrgenommen werden kann.

Heutzutage gibt es viele verschiedene Arten: Langstöcke, Signalstöcke, Stützstöcke, Wanderstöcke und Unterarmgehstützen. Wer seine nächsten zwei Schritte nicht mehr sicher visuell kontrollieren kann, braucht einen Langstock. Auch Personen mit einem stark eingeschränkten Gesichtsfeld sind auf ihn angewiesen. Wer für punktuelle Abklärung nachtasten und das Vortrittsrecht bei Überquerungen nutzen will, benutzt einen Signalstock. Wer zusätzlich eine Gehstütze benötigt, nutzt einen weissen Stützstock oder weissen Wanderstock.

Ausbildung mit einem weissen Stock
Möchte jemand eine Einführung für einen Signalstock, braucht das zwei Stunden. Bei Bedarf kann zusätzlich eine Vertiefung oder Wiederholung erfolgen. Die Langstockschulung dauert bis zu 80 Stunden. Die Grundschulung beinhaltet das Automatisieren eines sicheren Stockeinsatzes, die Wahrnehmungsschulung mit weiteren Sinnen, Strassenüberquerungen, das Erarbeiten einer selbstständigen Orientierung und die Nutzung des öffentlichen Verkehrs.

Ein gängiger Irrtum ist die Annahme, dass Menschen mit einem weissen Stock immer vollkommen blind seien. Aber der weisse Stock ist nicht nur ein «Blindenstock». Rund 80 Prozent der Stockbesitzenden habeneine geringe Sehschärfe. Trotzdem brauchen sie aufgrund ihrer starken Sehbehinderung einen weissen Stock für die selbstständigen Orientierung und Mobilität.

pd.

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