Sport kennt keine Grenzen

Präsident von PluSport Glarus Armin Ryser gibt Auskunft über den Sport mit handicapierten Menschen. (Foto/Video: Fridolin Jakober)

Im Jahre 2014 hat die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention als 144. Staat ratifiziert und sich somit verpflichtet, Handicaps zu beseitigen und damit Menschen mit einem Handicap in die Gesellschaft zu inkludieren. Genau das macht PluSport Glarus und schafft durch Sportangebote Integration für Menschen, die keineswegs anders sind.

In der Schweiz leben etwas mehr als 8.75 Mio. Menschen (Stand April 2021). Davon leben ungefähr 1.7 Mio. mit einer Beeinträchtigung. Für Armin Ryser ist das relativ viel. Der Präsident von PluSport Glarus sagt: «Es stellt sich aber immer die Frage, was eine Beeinträchtigung ist. Ich behaupte: Jeder von uns hat ein Handicap. Die Frage ist, was für eines und ob wir dazu stehen.» Hierzulande haben rund 460’000 Leute eine starke Behinderung, 44’000 davon leben in einer Institution, wo sie betreut werden. Beim Sportverein benutzt man seit zwei Jahren den Ausdruck Beeinträchtigungen, statt Behinderung. Laut Ryser komme es aber nicht auf diese Benennung an, sondern wie mit dem Gegenüber umgegangen wird. Sport kann und soll jeder machen. Und so kann auch jeder beim umfangreichen Sportangebot von PluSport mittun, auch wenn er kein Handicap hat.

Sport verbindet
Die Sektion Glarus ist PluSport Schweiz unterstellt. Das Konstrukt funktioniert vergleichbar wie etwa der Turnverband, einfach mit handicapierten Menschen. Es ist ein Verein, der sportliche Aktivitäten ohne Schwellen schafft. Man will nicht nur integrieren, man versucht zu inkludieren. Der Dachverband zählt 12’000 Mitglieder und führt, in Jahren ohne Corona-Seuche, jährlich 100 Sportcamps durch. Diese beinhalten breite Angebote, von Klettern bis Schwimmen. Im Spitzensport arbeitet der Verband mit Partnerorganisationen zusammen. Zuoberst steht für Armin Ryser Spass. «Wir wollen vermitteln, dass man mit beeinträchtigten Menschen prima Sport treiben und dabei Freude haben kann.» Bei PluSport kann man eine dreitägige Grundausbildung zum-Assistenten machen. Dann sind Weiterbildungen zu „esa-Leiter Sport mit Handicap“ oder „Behindertensportleiter“ möglich. PluSport sei wie eine Familie. Alle ticken ähnlich und alle seien sehr sozial.

Corona macht es schwierig
Die aktuelle Zeit ist für die meisten von uns schwer. So auch für Vereine wie PluSport. Man kann den Sportbetrieb, die Geselligkeit und die Kameradschaft nicht richtig leben und aufrechterhalten. Das bestätigt auch Ryser: «Es geht uns gleich wie jedem anderen Verein. Manchmal ist es schwierig, das Verständnis für die coronabedingten Einschränkungen aufzubringen.» Man habe verschiedene Strategien überlegt, im Rahmen der Auflagen ein Angebot zu kreieren. Doch das ist gar nicht so einfach. «Viele unserer Mitglieder, auch Leiter, gehören zu Risikogruppen.» Das sei schon eine schwierige Zeit. Aber Angst, dass Mitglieder abspringen, hat Ryser nicht. Man biete attraktive Angebote, und Austritte hätte man bislang keine zu verzeichnen.

Ehrlich, direkt, dankbar
Was macht die Arbeit mit Handicapierten so besonders? Der Vereinspräsident mag die ehrliche und direkte Art. Zudem verspüre er eine aufrichtige Dankbarkeit seiner Gegenüber: «Wenn mein Verhalten nicht passt, dann bekomme ich das sofort zu hören. Als ich mal etwas ausführlich erklärte, sagte ein Mitglied: «Armin, halt die Klappe und lass uns anfangen!». Das lernt man schätzen, vor allem, weil es im Alltag immer seltener vorkommt.» Auch als bereichernd beschreibt er, dass Leute oft merken, wie viel Spass man mit handicapierten Menschen haben kann. «Das ist schon ansteckend. Wie beispielsweise beim Glarner-Bündner Turnfest, wo wir eine Choreo vorbereitet hatten und dann viele Turner mit uns mitgemacht haben.»

Angewiesen auf Unterstützung
Der Verein hat mehr Ausgaben als Einnahmen. «Wir leben von Spenden; darauf sind wir angewiesen.» Ebenfalls wichtig sei die «Manpower». Je nach Anzahl Teilnehmer und Grad des Handicaps brauche es Betreuungspersonal. Bei PluSport Glarus schaut man positiv in die Zukunft und hofft, das Programm bald wieder normal aufnehmen zu können. «Dann werden die Anfragen, wann es endlich weiter geht, wieder weniger werden.»

 

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