Ein Hauch Amerika im Glarnerland

Der AFC Glarus Orks bringt American Football ins Glarnerland. (Video: zvg.)

Manche Sportarten kennt man gut, manche kennt man weniger. Einige würde man gerne ausprobieren, andere lieber nicht. Der Fridolin nimmt einige ausgefallenere Sportarten unter die Lupe und stellt diese vor. Heute: American Football. 

Es ist ein klarer Trend erkennbar. Immer mehr Schweizer interessieren sich für American Football, die raue Sportart, die in Amerika zelebriert wird. Es ist eine Abspaltung des englischen Rugbys, wo auch fussballerische Elemente enthalten sind. Der Super-Bowl, das grosse Saisonfinale der zwei besten Teams, zieht Millionen von Zuschauern vor die Bildschirme. Am jeweils ersten Sonntag des Februars sind die Medien geflutet mit Berichten und Meldungen zum Grosssportevent. Auch im Glarnerland gibt es seit kurzem ein Football-Team, welches bald wettkampfmässig ins Geschehen eingreift.

Nicht neu, aber im Trend
Den Weg in die Schweiz fand American Football bereits in den 1980er-Jahren. Der Rekordmeister sind die Calanda Broncos aus Chur. Einige Spieler des Glarner Football-Teams AFC Glarus Orks spielten schon für die Churer. So auch Kevin Hefti, der aktuell auf der Position des Running-Backs spielt und als Mitgründer in der Position des Beisitzers im Vorstand der Orks Platz einnimmt. Die wachsende Community bestätigt er auf Anfrage. «Alleine auf diese Saison sind mit uns zwei komplett neue Teams in der NLC dazugekommen. Das Interesse in der Schweiz ist also klar steigend.» Die Orks haben aber nicht nur erfahrene Spieler in ihren Reihen. Einige haben damit neu angefangen. Für Kevin Hefti ist das nicht problematisch. «Wichtig sind das Interesse und das Commitment, welches gegenüber der Sportart mitgebracht werden muss. American Football lernt man nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit und Geduld.»

Sportart mit hoher Ausstrahlungskraft
Dass American Football liegt auch wegen seiner hohen kommerziellen Bedeutung im Trend. In Amerika ist es ein Milliardengeschäft. So kosteten 30 Sekunden Werbung während des Super Bowls 2020 satte 5,2 Millionen Dollar. Die Halbzeitshow, wo unter anderem Jennifer Lopez und Shakira gemeinsam auftraten, schauten weltweit 103 Millionen Zuschauer. Die Liga NFL ist mit 13 Milliarden Dollar Jahresumsatz (Stand 2016) die umsatzstärkste Liga der Welt. Das günstigste Ticket, um den Superbowl live im Stadion mitverfolgen zu können, kostete 5727 Dollar, das teuerste lag bei 70153 Dollar. Für Kevin Hefti ist dies ein zweischneidiges Schwert. «Natürlich hilft es, den Sport international vermarkten zu können und die Bekanntheit zu steigern. Aus meiner Sicht ist es etwas zu viel des Guten.» In der Schweiz gilt American Football nach wie vor als Randsportart und ähnliche Entwicklungen sind von heute auf morgen nicht zu erwarten.

Umfangreiches Regelwerk
Woran viele Football-Laien scheitern, ist das Verständnis für das Regelwerk. Es ist sehr umfassend und viele, die den Sport nicht mitverfolgen, können damit nur wenig anfangen. Auf die Frage, das Regelwerk kurz und knapp zu erläutern, winkt Hefti ab: «American Football ist wie Schach auf dem Rasen. Es ist sehr komplex, bis ich das erklärt habe, dauert das zu lange.» Grundsätzlich wird versucht, das Spielgerät in die Endzone des Gegners zu tragen, um Punkte zu erhalten. Das Feld ist in Yards aufgeteilt (ein Yard ist etwas mehr als 90 cm). Die angreifende Mannschaft hat vier Versuche, 10 Yards zurückzulegen. Gelingt dies nicht, wechselt der Ballbesitz. Der Gegner versucht dies zu unterbinden. Fouls enden in Raumverlust der fehlbaren Mannschaft. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Punkte zu erzielen. Die wichtigsten gut erklärten Infos finden sich unter https://www.giga.de/events/super-bowl/specials/american-football-regeln-einfach-erklaert/.

Verletzungsproblematik
American Football wird oft mit erheblichen Kopfverletzungen in Verbindung gebracht. Diese und deren Langzeitfolgen wurden auch auf höchster Stufe thematisiert. «Es ist ein Vollkontaktsport. Es gibt nicht mehr Verletzungen als bei anderen solchen Sportarten. Die Problematik der Kopfverletzungen wurde durch das Verbot der sogenannten ‹Head-to-Head-Tackles› etwas entschärft», sagt Hefti dazu. 2016 wurden nach langen Debatten 100 Millionen Dollar in die Forschung und Prävention und somit in den Schutz der Spieler investiert.

Ligabetrieb in der Schweiz
Mittlerweile gibt es in der Schweiz drei Ligen, die in Stärkeklassen A, B und C aufgeteilt und regional in Ost und West unterteilt sind. Der AFC Glarus Orks spielt noch in der untersten Liga NLC und geht es langsam an. «Unser Ziel ist es in erster Linie, den Sport zu verbreiten und bekannter zu machen. Zudem soll er im Glarnerland für Abwechslung sorgen.»

Fabio Lutz

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