Zurück in die Normalität mit Testen und Impfen

Richard Weishaupt zeigt den Speicheltest. (Foto: FJ)

Testen, testen, testen! Jetzt geht es erst richtig los. Im Kanton Glarus werden COVID-19-Präventivtests flächendeckend durchgeführt. Der Regierungsrat legte den Medien am Mittwoch in einem Konzept dar, wie Tests auf freiwilliger Basis zur Eindämmung der Pandemie beitragen.

Die Crux bei COVID-19, so Regierungrat Dr. Rolf Widmer an der Medienkonferenz, 80 Prozent der Infizierten haben keine oder nur schwache Symptome. Trotzdem können sie COVID-19 verbreiten. Deshalb gibt es zwei Strategien, welche zusammen aus der Krise führen können: Flächentests und Impfung der Bevölkerung. Deshalb sieht die erweiterte COVID-19-Teststrategie des Bundes vor, dass sich auch Personen ohne Symptome im Rahmen von Schutzkonzepten, etwa in Alters- und Pflegeheimen, Hotels oder am Arbeitsplatz, testen lassen können. Damit sollen lokale Infektionsausbrüche frühzeitig erkannt und eingedämmt werden. Die für den Kanton Glarus verfügbaren Kapazitäten betragen in der ersten Phase 2800 Personen pro Woche (7 % der Bevölkerung).  Ein Ausbau auf 8800 Personen pro Woche - das würde 20 Prozent entsprechen - ist in Aussicht gestellt. Die Teilnahme an Flächentests ist freiwillig - sowohl von den Mitarbeitenden wie von den Betrieben her. Der Bund übernimmt die Kosten. 

Modulares Konzept

Dabei hängst alles zuerst einmal an der Eigenverantwortung von jedem und jeder Einzelnen. Getestet soll regelmässig werden - sicher einmal pro Woche - und die Tests sollen so breit wie möglich eingestzt werden. Das Departement Finanzen und Gesundheit hat ein Konzept in vier Modulen für breit angelegte, präventive Tests erarbeitet und beim BAG eingereicht. Es beruht auf einem gepoolten PCR-Speicheltest mit der Analyse in einem Labor. Richard Weishaupt, der Vater des Konzepts Flächentests, erklärt das Pooling, welches einerseits günstiger kommt als Einzeltests und zugleich Betrieben die Möglichkeit gibt, bei einem positiven Testergebnis flexibel zu reagieren. Bei einem Pooling werden die Speichelproben von mehreren Personen miteinander vermischt und gemeinsam analysiert. Wird in einer solchen Probe COVID-19 nachgewiesen, werden in einem zweiten Schritt die positiv getesteten Personen ermittelt. Die Präventivtests werden in Modulen eingesetzt, Modul 1: Alters- und Pflegeheime, Spital, Modul 2: Spitex, Modul 3: Schulen, Modul 4: Betriebe.

Pilotprojekte

Das Konzept sieht für jedes Modul Pilotprojekte vor. Ein Pilotprojekt läuft bereits im Modul «Betriebe», bereits seit Mitte Januar testet die Proto Chemicals AG die Mitarbeitenden der Produktion. Dies, nachdem ein Mitarbeiter positiv getestet worden war. Der Betrieb testet zwei Mal wöchentlich rund 20 Mitarbeitende - zuerst geschah dies mit dem Nasen-Rachen-Test, jetzt wurde dies mit dem Speicheltest vereinfacht, da dieser nicht invasiv ist, man also keinen Tupfer mehr in die Nase schieben muss. Weitere Pilotprojekte sind innerhalb der kantonalen Verwaltung (Kantonspolizei, Abteilung Soziale Dienste, Abteilung Informatik) geplant. Weiter konnten das Kantonsspital Glarus, das Alters- und Pflegeheim Salem sowie die Kantonsschule Glarus und voraussichtlich die Spitex Glarus als Piloteinrichtungen gewonnen werden.

Im Modul «Betriebe» wurden bereits rund 30 Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten (ohne Bauwesen) ausgewählt, die zusammen rund 4100 Mitarbeiter beschäftigen. Die Pilotprojekte starteten Anfang März 2021. Anschliessend erfolgte eine Beurteilung und falls notwendig eine Anpassung des Konzepts, bevor das Roll-out auf andere interessierte Einrichtungen und Betriebe im Kanton gemacht werden kann.

Weitere Anpassungen zu erwarten

Das Konzept wird in den kommenden Monaten Anpassungen (Vereinfachungen und Kostenreduzierungen) erfahren. Das Ziel ist es, die (testwillige) Bevölkerung regelmässig Tests zu unterziehen, bis über die Impfung eine Herdenimmunität erreicht ist. Die Laborkapazitäten sind beschränkt. Die für den Kanton Glarus verfügbaren Kapazitäten werden zurzeit abgeklärt.

Alternative Speichel-Schnelltest

Zu den gepoolten PCR-Speicheltests gibt es eine interessante Alterntive: Ein Speichel-Schnelltest, die jede Person selber anwendet. Diese Tests haben mehrere Vorteile. Das Ergebnis liegt nach rund 10 Minuten vor, muss also nicht in ein Labor zur Analyse geschickt werden. Die Testkosten pro Person variieren je nach Bestellmenge zwischen 7 und 12 Franken. Der Nachteil ist, dass diese Tests in der Schweiz im Moment vom BAG noch nicht offiziell zugelassen sind. Ferner muss auch dieser Test regelmässig durchgeführt werden, ansonsten ist der Nutzen gering, weil die asymptomatischen Personen nicht systematisch erfassen werden.

Umfang der Tests

Insgesamt ergeben sich im Maximalausbau etwa 13'200 zu testende Personen. Die Gesamtkosten für einen Testlauf (wöchentlich oder 14-tägig) belaufen sich für die Module I–III auf ungefähr 140'000 Franken (ohne Schüler der Primarstufe und Kindergarten) und für das Modul Betriebe auf etwa 145'000 Franken. Diese Kosten werden vom Bund übernommen.

Nicht inbegriffen sind die administrativen und organisatorischen Kosten in den Einrichtungen und Betrieben sowie bei der Hauptabteilung Gesundheit, die nicht vom BAG entschädigt werden und durch diese jeweils selber getragen werden. Doch letztlich sind testen und impfen die beiden Strategien, mit denen der Weg aus der Pandemie gelingen kann. 

Wie Betriebe und Einrichtungen mitmachen können

Interessierte Einrichtungen und Betriebe, welche an den Präventivtests teilnehmen möchten, setzen sich mit der Hauptabteilung Gesundheit in Verbindung. 

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