Vogelfrei

Denis Faoro ist für den Sprung mit dem Wingsuit bereit. Zum Video: Fridolin+ App downloaden und Foto scannen. (Foto/Video: zvg)

Manche Sportarten kennt man gut, manche kennt man weniger. Einige würde man gerne ausprobieren, andere lieber nicht. Der Fridolin nimmt einige ausgefallenere Sportarten unter die Lupe und stellt diese vor. Heute: Base-Jumping. 

Man kennt sie von sozialen Medien. Die waghalsigen Sprünge von Berggipfeln. Knapp über Baumwipfeln und haarscharf vorbei an Felsen und Gestein. Base Jumper suchen sich ihren eigenen Weg vom Berg ins Tal und lassen dem biederen Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren. Der Glarner Denis Faoro ist einer von ihnen und schwärmt von der ausgefallenen Sportart.

Grundsätzlich gibt es Base-Jumping und Wingsuit Base-Jumping. B.A.S.E ist ein Akronym und steht für Building (Gebäude), Antenna (Sendemast), Span (Brücke) und Earth (natürliche Erhebung) und symbolisiert so die Sportart: Sprung von einem festen Objekt. Beim klassischen Base-Jumping springt man von einem der erwähnten Objekte. Beim Wingsuit Base-Jumping springt man mit einem «Flügelanzug» und verlängert mit dessen Hilfe den Freifall, bevor man zum Landen den Fallschirm öffnet. Hier springt man meist von einer Erderhebung.

Die Suche nach dem Kick
Doch wie kommt man zum Base-Jumping? Es ist sicher die Faszination, die anzieht. Denis Faoro wurde durch das Youtube-Video eines Wingsuit-Jumps vom Hinterrugg von der Sportart begeistert. «Ich dachte: Wow, das muss ich auch machen! Ich wollte schon als kleiner Junge immer fliegen und wollte damals am liebsten vom Wiggis runterspringen und auf dem Fussballplatz landen.» Das Maximum herauskitzeln. «Meine Mutter sagte mir kürzlich, ich hätte nie etwas ‹normal› machen können. Damit hat sie wohl recht. Das ‹Normale› langweilt mich noch heute.» Laut Faoro beginnt man zuerst mit Fallschirmspringen. Mit Sprüngen aus dem Flugzeug trainiert man die Fertigkeiten, um eines Tages aufs Base-Jumpen wechseln zu können.

Grenzenlose Freiheit
Das Springen beschreibt Faoro als abstrakt und surreal: «Es ist schwer, die Gefühle während eines Sprunges zu beschreiben. Es ist schlicht gegen alle Sinne und Regeln der Natur. Und doch ist es eben genau in diesem Moment möglich.» Die Natur, die Berge, allein entscheiden, von welchem Gipfel man sich runterstürzt, um diesen Moment zu geniessen. Die absolute Freiheit also. Es erfordert Perfektionismus und stellt immer wieder eine neue Herausforderung dar. Base-Jumping sei abwechslungsreich, meint Denis Faoro. «Der Sport hilft mir, mich selber kennenzulernen und einzuschätzen. Ich kann aus Extremsituationen gestärkt herauskommen, was mir sehr viel gibt. Um all die Eindrücke zu verstehen, muss man es selbst ausprobiert haben.»

Stetiges Wachstum durch Social Media
Heute kann man auf jeglichen Sozialen Medien Videos schauen. So wächst auch die Community fürs Base-Jumpen. Dennoch steckt die Sportart wohl noch in den Kinderschuhen, so dass praktisch jeder jeden kennt. «Als ich damals anfing, gab es fast keine offiziellen Kurse. Ich hatte einen Mentor, der mir sein Wissen weitergab.» Heute sei alles kommerzialisierter. Es gibt viele Kurse und auch Base-Jumper, die davon leben können. Gesprungen wird auf der ganzen Welt, sei dies von Gebäuden in Grossstädten wie London oder von Bergen in ländlichen Regionen. Er sei einer der wenigen, die im Glarnerland springen. Dies hängt damit zusammen, dass das Glarnerland etwas anspruchsvoller ist und die meisten Sprünge zuerst lange erlaufen werden müssen.

Verschiedene Wettkampfformen
Mittlerweile gibt es verschiedene Wettkampf-Events mit unterschiedlichen Gewichtungen. So können nebst der Geschwindigkeit auch Präzisionswettkämpfe ausgeführt werden. Das Ziel: eine Styroporzielscheibe durchfliegen. Mittels Slow-Motion-Kameras wird dann bewertet, wer am präzisesten war. Es kann aber auch im Bezug auf die Landung nach der Präzision bewertet werden, wo man möglichst punktgenau auf einer Zielmatte landen muss. Das alles ist nichts für den Glarner. Er bevorzugt allein oder mit guten Freunden zu springen.

Wichtige Vorbereitung
Kann man sich bei diesem Sport Fehler erlauben? «Grundsätzlich haben Fehler meistens verheerende Auswirkungen. Doch es ist relativ und zugleich komplex. Sicher ist die Vorbereitung etwas vom Wichtigsten.» Schlussendlich spielen da das Können, die Planung und das Mindset eine wichtige Rolle. Das könne man sich mit Fallschirmsprüngen aus dem Flugzeug aneignen. Jedoch stellt auch das Material einen essenziellen Punkt dar, da bei jedem Sprung der Fallschirm anders gepackt oder das Material anders vorbereitet werden muss. Und genau das ist für den Glarner das eindrückliche an seinem Sport: «Jeder Sprung ist individuell – keiner ist gleich!»

Die Landungen erfolgen auf Wiesen, die jeweils im Eigentum von Bauern stehen. Denis Faoro möchte den Bauern seinen herzlichen Dank aussprechen.

Fabio Lutz

Back To Top