Sommerferien – die schönste und geschäftigste Zeit auf dem Campingplatz Gäsi. Eigentlich. Doch in diesem Jahr spielt das Wetter nicht mit: Dauerregen, übertretende Gewässer, überschwemmte Wiesen – und ein Campingplatz, der auf die Hälfte seiner Kapazität reduziert wurde. Trotzdem gibt es Gäste, die durchhalten. Und ein Team, das mit viel Engagement versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Seit acht Jahren verbringt eine Familie ihre Sommerferien auf dem Campingplatz im Gäsi. Auch dieses Jahr haben sie wieder drei Wochen Urlaub – trotz des unbeständigen Wetters. «Gerade die langjährigen Camper kennen sich gut. Man sitzt zusammen, spielt, liest oder strickt», erzählen sie. Zwischendurch sucht man auch mal das schöne Wetter – etwa bei einem Ausflug nach Flims, wo die Sonne lachte. Wenn man daheim ist, hat man immer etwas zu erledigen. Auf dem Campingplatz hingegen darf man einfach mal sein. Auch bei Regen. «Die Kinder haben sogar Freude, wenn alles nass ist. Sie spielen im Matsch – das gehört dazu», findet die Familie.
Nasse Zelte, leere Plätze
Doch die Herausforderungen sind unübersehbar. «Vor lauter Schwemmholz kam man vor einigen Tagen gar nicht mehr in den See, der Strand ist komplett verschwunden», berichtet Pächterin Steffi Rickenbacher. Rund die Hälfte der 50 Touristenplätze ist derzeit nicht nutzbar – viele stehen unter Wasser, einige wurden auf Plattformen erhöht aufgestellt.
Eigentlich wäre der Platz jetzt ausgebucht – aktuell sind jedoch im Schnitt nur fünf Touristenplätze belegt. «So viele Plätze pro Nacht, die leer bleiben – in der Hochsaison – das ist einschneidend», erklärt Rickenbacher. Der Juni und April seien zwar stark gewesen, aber ob sich das bis Saisonende ausgleichen lasse, sei noch offen. «Es kann noch ein schöner Herbst kommen – das hoffen wir sehr.»
Lieferstopp und eingeschränkter Kiosk
Die Wassermengen machen auch die Logistik kompliziert. Die Zufahrtsstrasse für Fahrzeuge über drei Meter ist wegen des hohen Pegels der Linth gesperrt. Die Küchenplanung im Kiosk wurde stark eingeschränkt, manches Mal blieb er ganz geschlossen. «Wir kochen viel frisch – aber wir wissen oft nicht, wie viele Gäste am nächsten Tag da sein werden», sagt Rickenbacher. Auch das Personal müsse bei Laune gehalten werden – keine leichte Aufgabe bei vielen Absagen.
Im Gastraum mit Kamin konnten Gäste immerhin ihre nassen Kleider trocknen. Einige wenige Radfahrer schlugen für eine Nacht ihr Zelt auf, bevor sie ihre Tour fortsetzten. Von den rund 75 Dauercamper-Parteien sind derzeit gerade einmal drei geblieben. «Jetzt sind nur noch die Hartgesottenen da», sagt Rickenbacher mit einem Schmunzeln.
Wetterbesserung in Sicht?
Nach Wochen voller Regen gibt es nun vorsichtige Hoffnung: Die grossen Niederschlagsmengen sollen abnehmen, kleinere Mengen kann der Boden inzwischen besser aufnehmen. Der Pegel der Linth ist allerdings immer noch kritisch – die Situation bleibt angespannt. Vor einigen Jahren kam der See im Sommer sogar bis zum Fussgängerweg durch den Campingplatz, damals wie heute ein Zeichen dafür, wie empfindlich die Balance in der Natur ist.
Juliane Bilges


