Bis nach 22.00 Uhr wurde in Schwanden vergangenen Donnerstag an der Gemeindeversammlung Glarus Süd diskutiert – Stoff dazu lieferten die roten Zahlen aus dem Geschäftsbericht der Glarus Süd Care, der Entwässerungsstollen Braunwald und zum zweiten Mal das Gemeindehaus Schwanden. Auf eine der drei Abstimmungen folgte ein Raunen.
Departement-Vorsteher Wirtschaft und Finanzen Stefan Maduz macht den Start mit der Jahresrechnung. Er präsentiert ein deutliches Plus mit einem Ertragsüberschuss von 2 250 000 Franken. Zwei Millionen sollen als Reserve eingelegt werden. Gespart wurde u. a. an Personalkosten wegen unbesetzter Stellen. Maduz führt aus: «Auch wenn das Ergebnis erfreulich ist, ist der Selbstfinanzierungsgrad immer noch zu tief.» Es wurden keine Anträge gestellt, dafür zwei Fragen, und die Jahresrechnung wurde genehmigt. So auch die Jahresrechnung der Technischen Betriebe Glarus Süd (tbgs).
Geschäftsbericht: abgelehnt
Anders kam es bei Traktandum 4, dem Geschäftsbericht der Glarus Süd Care. Gemeindepräsident Hansruedi Forrer liess auszählen, da es sich um eine «delikate Abstimmung» handle. Der Geschäftsbericht wurde mit 220 zu 112 Stimmen deutlich abgelehnt. Ein Raunen geht durch den Saal.
Verwaltungsratspräsident Rolf Hanimann konnte die Jahresrechnung nicht beschönigen, es sei das tiefste Ergebnis seit 2015. Der Hauptgrund: Der Personalaufwand sei stärker gestiegen als die Einnahmen durch mehr Pflegetage und die höhere durchschnittliche Pflegestufe. Die Konsequenz: Erhöhung der Taxen und Einsparungen wie die im Altersheim Elm, wo ein Stockwerk zu Alterswohnungen umgebaut wird.
Dies schien Peter Zimmermann aus Linthal nicht zu genügen, der sich «empört über das desaströse Jahresergebnis». Seine ausführliche Rede über den Jahresverlust von 1,55 Mio. Franken beinhaltete «Fiasko», «unbrauchbar» und «inakzeptabel». Die Gemeindeversammlung unterstützt seine Forderung nach einer Untersuchungskommission, die das Ergebnis einordnen soll.
Applaus für Anerkennung
Raffaela Hug wird für den Rest der Amtsdauer in den Zweckverband Abfallentsorgung Glarnerland (ZAG) gewählt. Reibungslos verlief auch Traktandum 6: Genehmigung Baurechtsvertrag für die F. Hösli AG. Gemeinderat Stefan Maduz erklärt: «Die F. Hösli AG stand nach der Wagenrunse ohne Gebäude da. Ihnen wurde das Feuerwehrgebäude zur Verfügung gestellt.» Dem wird ohne Votum zugestimmt, der Betroffene steht für ein «Danggä viil Mal» auf und bekommt herzlichen Applaus.
Brienz überzeugt Braunwald
Das nächste Traktandum: der Entwässerungsstollen Braunwald. Es geht um die Genehmigung des Zusatzkredits zum Verpflichtungskredit von 1,954 Mio. Franken. Der aktualisierte Kostenvoranschlag beträgt 45,9 Mio. Franken.
Ein Entwässerungsstollen soll die Bewegungen und damit das ständige Rutschen von Braunwald reduzieren. Dazu trafen gegensätzliche Voten aufeinander. Während Stephan Meyer aus Linthal den Zusatzkredit ablehnen will, mit der Begründung, das Projekt sei untauglich, experimentell, intransparent und eine zu grosse Belastung für das ganze Grosstal, hält Patrizia Köpfli, Fachspezialistin Naturgefahren, dagegen: «Braunwald ist schweizweit die beste untersuchte Rutschung überhaupt.» Sie war Projekt-Verantwortliche beim Entwässerungsstollen Brienz, der bewirkte, dass die Rutschungen deutlich zurückgingen. Der Antrag wurde deutlich angenommen.
«Go» fürs Gemeindehaus
Der Gemeindeversammlung wird nach der Forderung letzten November eine kostenoptimierte Variante des Gemeindehauses Schwanden vorgelegt. Der Verpflichtungskredit wurde auf 8,37 Mio. Franken reduziert, dies durch den Verzicht auf die Tiefgarage, die Umnutzung des geplanten Saals und die Verschiebung des Orangerie- Umbaus. Dies wird unterstützt von Cinia Schriber, Mitlödi, mit dem Antrag, dass die Anzahl Parkplätze, die nun oberirdisch gebaut werden müssen, auf ein absolutes Minimum reduziert werden sollen, da das Gemeindehaus nahe am Bahnhof liegt. Alt-Ständerat Thomas Hefti plädiert dafür, der Variante unverändert zuzustimmen mit den Worten: «Je länger man wartet, desto teurer wird es.» Er und der Gemeinderat bekommen die Zustimmung der Versammlung. Das letzte Traktandum nutzt Alt-Gemeinderat Mathias Vögeli für eine Anregung: Er ist gegen die Erhöhung der Gebühren für die Benutzung der Schulinfrastruktur. Dies betreffe vor allem Vereine, und diese seien wichtiger denn je – sie bestimmen das Leben in den Dörfern.
dl