Der Samstagnachmittag am Sound of Glarus bot ein vielfältiges Kinderprogramm. Höhepunkt war das Konzert von Jaël. Sie ist seit 2021 erfolgreich auf Tournee mit ihrem Programm «Sensibeli».
Das Konzert «Sensibeli» ist eng verknüpft mit dem gleichnamigen Kinderbuch. Jaël singt und erzählt von einem Kind, das aufgeweckt und interessiert an der Welt ist, dem es aber nicht gut geht, wenn zu viele Eindrücke auf es niederprasseln. Das Bühnenbild besteht aus grossformatigen Buch-Illustrationen. Jaël vermittelt den gut 100 anwesenden Kindern die Botschaft, dass es wichtig und richtig ist, auf seine Empfindungen zu hören: «Nur, weil du sensibel bist, heisst das nicht, dass du dich als schwach, kaum belastbar oder schnell überfordert abstempeln lassen musst.»
Die Kinder sind während des Konzertes sehr aufmerksam und konzentriert und machen hingebungsvoll mit. Für den Song «Putztag» dürfen sie bei Jaël ein buntes Tuch abholen und dann Tücher schwenkend mitsingen.
Chilbi nein, Guggenmusik ja
Am Konzert dabei ist auch der 8-jährige Julian, seine Eltern sind mit ihm aus der Region Innerschwyz ans Konzert gekommen. Er könnte eines der Kinder sein, über die Jaël singt. «Ich habe zuerst nicht verstanden, warum mein Sohn nicht gern an die Chilbi ging. Kaum waren wir da, wollte er schon wieder heim», erzählt der Vater. Seine Eltern fanden heraus, dass Julian nicht einfach lärmempfindlich ist, denn er ist fasziniert von lauter Guggenmusik. Nach einer Abklärung beim Arzt kam heraus, dass Julian ADHS sowie eine Autismus-Spektrum-Störung einschliesslich des Asperger-Syndroms hat. Das heisst, er kann sich sehr gut auf Sachen konzentrieren, ist aber schnell überfordert, wenn zu viele Eindrücke auf ihn niedergehen. Am Konzert ist Julian sehr konzentriert. Er geht anschliessend auf Jaël zu und will ganz viele Sachen von ihr wissen.
«Ich bin ein bekennendes Sensibeli»
Was hat Jaël dazu inspiriert, Musik für Kinder zu machen? «Es gibt viel Kindermusik, die ‹chlepf, tätsch, bumm› ist, aber kaum solche mit feineren Klängen. Als 2020 meine ganze Tour abgesagt wurde, hatte ich Zeit und beschloss, selbst Kindermusik zu machen. Ich schrieb Lieder über Gefühle, die ich als Kind erlebt hatte. Ich war selbst ein hypersensitives Kind. Ich wollte Musik machen, die fein und beruhigend für Kinder ist, aber die Eltern nicht nervt. Diverse Plattenfirmen, die ich anfragte, glaubten nicht, dass sich so leise, feine Kindermusik verkauft. Doch zusammen mit dem Buch wurde es ein richtiger Verkaufsschlager.»
Am Konzert findet sie mühelos den Kontakt mit den Kindern. Nach dem Konzert stehen viele Kinder mit ihren Eltern an, um bei Jaël ein signiertes Buch zu kaufen und ein Selfie mit ihr zu ergattern.
Søren Ehlers