Schöne Kleider einmal tragen und dann wegwerfen? Gebrauchte Kinderspielsachen in die Tonne treten? Noch funktionierende Haushaltsgeräte ins Nirvana befördern? Im Glarnerland gibt es viele Menschen, die das nicht wollen und die stattdessen guten Dingen eine zweite Chance geben.
Der FRIDOLIN trifft Anita Meier, Monika Vogel und Christine Danz in einem zweistöckigen Schopf an der Thonerstrasse in Schwanden. Im hohen Parterre-Raum befindet sich ein fix eingerichteter Flohmarkt. «Jeden Donnerstagnachmittag habe ich geöffnet und verkaufe meine Sachen», erzählt Christine Danz. Wer hier hereinkommt und mit ihr spricht, merkt sofort: Sie hat nicht einfach einen Flohmarkt, sie lebt ihn. «Schon lange bevor ich diesen Raum hatte, ging ich auf Flohmärkte. Ich hatte viele Sachen und es kamen auch immer wieder Leute auf mich zu, die wussten, dass ich an Flohmis gehe, und brachten mir ihre Ware. Irgendwann hatte ich keinen Platz mehr. Als dieser Raum frei wurde, fand ich: ‹Das mache ich jetzt!›.»
Auf, an den Landsgemeindeflohmarkt
Christine Danz und ihre Freundinnen Monika Vogel und Anita Meier sind ein veritables Flohmarkt-Team. «Wir gehen zusammen auf verschiedene Flohmärkte, z. B. in Flums. Auch sie bestätigen: «Wir bekommen von überall her Ware, von Nachbarinnen, Kolleginnen, Verwandten.»
Es gibt viele Flohmärkte, Tausch-Gruppen auf WhatsApp oder den Kleidertausch. Was halten die drei davon? «Wir finden das sehr gut, es ist nachhaltig, wenn man Sachen nicht fortwirft, sondern weitergibt.»
Übermorgen, am 3. Mai, ist Landsgemeindeflohmarkt. «Da sind wir jedes Mal dabei, schon seit 20 Jahren. Für uns fängt der Frühling erst an, wenn wir am Landsgemeindeflohmi waren.»
Was läuft gut, was nicht?
Anita Meier: «Seit ein paar Jahren verkaufe ich nur noch Kleider. Das ist nicht so aufwendig zum Ein- und Auspacken. Und mit Kleidern mache ich einen guten Umsatz.» Christine Danz setzt dagegen auf ein möglichst vielfältiges Sortiment. Sie überlegt sich genau, was sie mitnimmt. «An den Landsgemeindeflohmi bringe ich Geschirr, schöne Dekosachen, Tücher und alte Stiche. Ich mische, damit für alle etwas dabei ist. Zu mir kommen oft hier wohnende Ausländerinnen und kaufen sehr gerne Geschirr. Bücher laufen nicht, ausser Koch- und Kinderbücher.»
Was war der beste Verkauf am Flohmi? «Mir hat jemand ein Revox-Spulentonbandgerät gegeben. Das hat mir jemand für 700 Franken abgekauft, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet», erzählt Anita Meier. Und Monika Vogel hatte «von meiner verstorbenen Grossmutter sehr schönes Geschirr, das haben mir die Leute schon beim Auspacken abgekauft, und ich verdiente 1200 Franken.»
Gab es mal Ärger? «Nein. Ärgerliches haben wir noch nie erlebt, weder Streit mit den Nachbarständen, noch wurde etwas gestohlen.» Und mit dem Wetter? «Damit haben wir gelernt umzugehen, es ist alles wasserdicht verpackt und wenn es regnet, bauen wir zusätzlichen Regenschutz an unseren Stand.»
Tipps für Neueinsteiger/-innen
«Probieren, ein vielseitiges Angebot, nicht das grosse Geld erwarten.» Man müsse den ganzen Tag präsent sein, mit den Leuten sprechen. «Wenn jemand etwas in die Hand nimmt, frage ich sofort: Was möchtest Du zahlen?», verrät Anita Meier. Auch sei es wichtig, den Stand schön zu präsentieren mit einem Tischtuch und Deko.
Das Wiedersehen
«Viele Kundinnen kommen jedes Jahr zu uns, weil sie wissen, dass wir immer etwas Passendes für sie haben», sagt Monika Vogel. Die zahlreichen Begegnungen gehören zu den Highlights. «Viele alte Bekannte sehen wir nur einmal im Jahr, hier am Flohmi.» Auch der Zusammenhalt untereinander ist den dreien sehr wertvoll. Natürlich gehen sie am Abend nach dem Landsgemeindeflohmarkt zusammen essen. «Da verprassen wir das ganze verdiente Geld gleich wieder», scherzt Anita Meier.
Søren Ehlers
Der Landsgemeindeflohmarkt findet am Samstag, 3. Mai, von 08.00 bis 15.30 Uhr statt. Die überdachten Stände sind schon lange ausgebucht. Kurzentschlossene, die ihre eigenen Verkaufstische mitbringen, dürfen sich auf der Gerichtshausstrasse einen Platz nehmen. Für Kinder gibt es mehrere Zonen, wo sie ohne Platzreservation ebenfalls Waren verkaufen dürfen.
Der Kleidertausch findet am Sonntag, 18. Mai statt, siehe den Bericht auf Seite 19