Fünf Jahre ist es schon her, dass die Chliibüni Glärnisch ihr Stück «Schrägi Vögel und komischi Käuz» zwar bereits geschrieben und geprobt hatte und dann coronabedingt im letzten Moment trotzdem nicht aufführen konnte. Jetzt, endlich, sind alle Vögel da – und machen Heiratstrallala.
Was lange gärt, wird endlich Wut – heisst es. Im Katastrophenjahr 2020 waren 3000 Tickets zur Premiere von «Schrägi Vögel und Komischi Käuz» bereits verkauft, als der Lockdown und der Brand des Hotels Schwert, Netstal, die Verantwortlichen der Chliibüni Glärnisch im boxerischen Sinn auf die Bretter schickten. Seither haben Leopold Ramhapp und Roger Rhyner zusammen mit dem Team der Chliibüni Glärnisch nicht nur das komplett neue Fabriktheater in Schwanden aufgebaut, sondern auch noch drei Stücke uraufgeführt. 2021 den Schenkelklopfer «Mit Abstand beschränkt», wo statt zehn verrückten Vögeln nur gerade zwei Clowns sich anhusten, darauf 2023 im prall gefüllten Fabriktheater das Boulevardstück «Erbä ohni Sterbä», wo wieder eine ganze Truppe Bescheuertes und Allzubedeppertes auf die Bühne brachte.
Runsen-Blues
Dann schlug mit der unberechenbaren Glarner Natur Katastrophe Numero tre zu: wegen der Nähe zur Hangrutschung Wagenrunse musste das neu gebaute Fabriktheater geräumt bleiben, der Pfarrer und der reformierte Kirchenrat von Schwanden stellten 2024 ihr Gotteshaus als Ersatzspielstätte zur Verfügung und ja, bei «Tatort Ja-Wort» gingen die Kirchenbesucher in den ehrwürdigen Bänken für einmal eher aus sich heraus statt in sich hinein.
«Same procedure as every year», sagt Miss Sophie jeweils zu Silvester in «Dinner for one» und diesmal ist nach Virenwirbel, Brand und Katastrophe wieder dieselbe Prozedur wie in den Vor-Corona-Jahren angesagt. Nur noch sieben Mal schlafen, dann ist es tatsächlich so weit: Endlich kann das schon geschriebene, schon einmal eingeübte Stück gefahrlos im eigenen Theater über die Bühne gehen. Wobei: Sicher ist da schon mal gar nichts. Denn über der Wohngemeinschaft der «komischen Käuze» hängt ein Damoklesschwert, verkörpert von Janina Dürmüller, welche die WG aus Spargründen schliessen und ihre «schrägen Vögel» auf geeignetere Betreuungsinstitutionen verteilen will. Dumm nur, dass Prinz Lorenz von Hodenhagen (Leopold Ramhapp) sich hier vor der arrangierten Hochzeit versteckt und dass seine zukünftige Braut Aisha Achmachmalanall (Desirée Ruggeri) ebenfalls hier eincheckt, während der Prinz bereits eine andere (Maja Tsitsiamis) anbaggert. Neben dem Autor des Stückes, der in der Rolle des schwerhörigen Major Fink brilliert (Roger Rhyner), haben auch der Transvestit Sascha Specht (Marc Mörgeli) als Kaltmamsell, Reinigungskraft Maria (Jessica Micheroli Prizio) und Eisenbahnenthusiast Kevin Meise (Flavio Bisatz) als Dracula-Verehrer verrückte Auftritte.
Professionell mit Herz
Offenbar hat Roger Rhyner die Ur-Fassung von «Schrägi Vögel und komischi Käuz» bereits mit sechzehn oder achtzehn Jahren – hier widersprechen sich die Quellen – verfasst. Aber dank einer gründlichen Aufarbeitung ist daraus ein Knaller geworden, der 110 Minuten lang Lachen garantiert. Quellen des Slapstick sind reale Ortsnamen – von Hodenhagen in Deutschland bis zum Arschwald in Näfels. Denn diese werden von Kaltmamsell Marc Mörgeli im Zimmermädchenfummel darstellend getanzt. Dann natürlich die Running Gags, wenn etwa aufs Stichwort «Wer?» Kevin Meise seinen Umhang ausbreitet und als Vampir durchs Wohnzimmer pfeift, oder die Schwerhörigkeit des Majors. Schon deshalb darf man getrost eine Aufführung besuchen. Liebesgeschichte und Verwechslungskomödie fliessen ebenfalls in dieses Gesamtkunstwerk des Klamauks mit ein – und die Truppe der Chliibüni wächst nicht nur Jahr für Jahr, sie spielt auch immer professioneller. Das zeigt sich bereits am Entrée zum Fabriktheater, wo jetzt – dank Sponsor Knobel AG aus Schwanden – ein schöner Plattenboden die Gäste empfängt. Auch die Garderobe und das Bistro sind neu gemacht, der Vorraum wird gerade gestrichen und die Stühle im Zuschauerraum sind neu und gepolstert. Da wir schon bei den Frühlingsliedern sind: Neben «Alle Vögel sind schon da» als Motto des Stückes, ist «Alles neu macht der Mai» die Überschrift für den Neustart der Chliibüni im Fabriktheater. Das geschieht mit dem Drive und der Energie, für die die beiden Tausendsassas Roger Rhyner und Leopold Ramhapp inzwischen kantonsweit bekannt sind und gelobt werden.
FJ
«Schrägi Vögel und komischi Käuz», das neue Lachspektakel von Roger Rhyner und Leopold Ramhapp, jeweils Donnerstag bis Samstag, 1. Mai bis 7. Juni, 20.00 Uhr, Fabriktheater Schwanden und Aula Glarus. Vorverkauf: showticket.ch